als einen Sünder bezeichnen; wie er einen Kern seines wahren Wesens annimmt, aus welchem bald das Bes- sere hervortreten werde: so sollen wir in der Speculation von aller Individualität abstrahiren, weil wir dem letz- ten, inwendigsten Kern unserer selbst, der Selbstbe- schauung, nichts buntes und vielfältig wandelbares gleich setzen können, und weil ein mannigfaltiges Objective im Ich, vermöge der Gleichheit mit dem, sich selbst betrach- tenden Subject, auch dieses in ein Aggregat von allerley Handlungen des Wissens zerspalten würde; wobey die Einheit des Ich gänzlich verloren ginge, für welche doch die eigne Selbstauffassung eines Jeden sich verbürgt.
§. 26.
Fasst man die vorstehenden Ueberlegungen, welche Jeder für sich durch ursprüngliche Besinnung auf Sich selbst, zur Reife bringen muss, -- nochmals zusammen, so ergiebt sich:
Die philosophische Bestimmung des Ich, als Identi- tät des Objects und Subjects, scheint sich dadurch vom Gegebenen zu entfernen, dass sie die zeitliche Wahr- nehmung zurückstösst. Aber hiedurch vollendet sie nur das, und spricht rein aus, was wir im gemeinen Selbst- bewusstseyn unbestimmt beginnen. Nämlich wir setzen in jedem Augenblick Uns als bekannt voraus; und be- trachten die neuen Bestimmungen, welche der Augen- blick bringt, als zufällig; so dass wir vollkommen Die- selben geblieben wären, wenn schon ganz andre Begeg- nisse uns widerfahren seyn möchten. Daraus entsteht ein Begriff von uns selbst, der sich, näher betrachtet, mit gar keinen Zufälligkeiten, weder vergangenen, noch künftigen verträgt.
Weil nun die zeitliche Wahrnehmung, oder der innere Sinn, von der eigentlichen Selbstauffassung hin- weggewiesen worden ist: so scheint es allerdings, als hät- ten wir zu dieser Selbstauffassung ein ganz eigenes Grund- vermögen. Und weil es denn doch etwas schwer ist zu sagen, was eigentlich für einen Gegenstand die reine
als einen Sünder bezeichnen; wie er einen Kern seines wahren Wesens annimmt, aus welchem bald das Bes- sere hervortreten werde: so sollen wir in der Speculation von aller Individualität abstrahiren, weil wir dem letz- ten, inwendigsten Kern unserer selbst, der Selbstbe- schauung, nichts buntes und vielfältig wandelbares gleich setzen können, und weil ein mannigfaltiges Objective im Ich, vermöge der Gleichheit mit dem, sich selbst betrach- tenden Subject, auch dieses in ein Aggregat von allerley Handlungen des Wissens zerspalten würde; wobey die Einheit des Ich gänzlich verloren ginge, für welche doch die eigne Selbstauffassung eines Jeden sich verbürgt.
§. 26.
Faſst man die vorstehenden Ueberlegungen, welche Jeder für sich durch ursprüngliche Besinnung auf Sich selbst, zur Reife bringen muſs, — nochmals zusammen, so ergiebt sich:
Die philosophische Bestimmung des Ich, als Identi- tät des Objects und Subjects, scheint sich dadurch vom Gegebenen zu entfernen, daſs sie die zeitliche Wahr- nehmung zurückstöſst. Aber hiedurch vollendet sie nur das, und spricht rein aus, was wir im gemeinen Selbst- bewuſstseyn unbestimmt beginnen. Nämlich wir setzen in jedem Augenblick Uns als bekannt voraus; und be- trachten die neuen Bestimmungen, welche der Augen- blick bringt, als zufällig; so daſs wir vollkommen Die- selben geblieben wären, wenn schon ganz andre Begeg- nisse uns widerfahren seyn möchten. Daraus entsteht ein Begriff von uns selbst, der sich, näher betrachtet, mit gar keinen Zufälligkeiten, weder vergangenen, noch künftigen verträgt.
Weil nun die zeitliche Wahrnehmung, oder der innere Sinn, von der eigentlichen Selbstauffassung hin- weggewiesen worden ist: so scheint es allerdings, als hät- ten wir zu dieser Selbstauffassung ein ganz eigenes Grund- vermögen. Und weil es denn doch etwas schwer ist zu sagen, was eigentlich für einen Gegenstand die reine
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als einen Sünder bezeichnen; wie er einen Kern seines
wahren Wesens annimmt, aus welchem bald das Bes-
sere hervortreten werde: so sollen wir in der Speculation
von aller Individualität abstrahiren, weil wir dem letz-
ten, inwendigsten Kern unserer selbst, der Selbstbe-
schauung, nichts buntes und vielfältig wandelbares gleich
setzen können, und weil ein mannigfaltiges Objective im
Ich, vermöge der Gleichheit mit dem, sich selbst betrach-
tenden Subject, auch dieses in ein Aggregat von allerley
Handlungen des Wissens zerspalten würde; wobey die
Einheit des Ich gänzlich verloren ginge, für welche doch
die eigne Selbstauffassung eines Jeden sich verbürgt.
§. 26.
Faſst man die vorstehenden Ueberlegungen, welche
Jeder für sich durch ursprüngliche Besinnung
auf Sich selbst, zur Reife bringen muſs, — nochmals
zusammen, so ergiebt sich:
Die philosophische Bestimmung des Ich, als Identi-
tät des Objects und Subjects, scheint sich dadurch vom
Gegebenen zu entfernen, daſs sie die zeitliche Wahr-
nehmung zurückstöſst. Aber hiedurch vollendet sie nur
das, und spricht rein aus, was wir im gemeinen Selbst-
bewuſstseyn unbestimmt beginnen. Nämlich wir setzen
in jedem Augenblick Uns als bekannt voraus; und be-
trachten die neuen Bestimmungen, welche der Augen-
blick bringt, als zufällig; so daſs wir vollkommen Die-
selben geblieben wären, wenn schon ganz andre Begeg-
nisse uns widerfahren seyn möchten. Daraus entsteht
ein Begriff von uns selbst, der sich, näher betrachtet,
mit gar keinen Zufälligkeiten, weder vergangenen, noch
künftigen verträgt.
Weil nun die zeitliche Wahrnehmung, oder der
innere Sinn, von der eigentlichen Selbstauffassung hin-
weggewiesen worden ist: so scheint es allerdings, als hät-
ten wir zu dieser Selbstauffassung ein ganz eigenes Grund-
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/111>, abgerufen am 24.11.2024.
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