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Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

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Cap. X. Vom Verpflantzen der Bäume etc.
len doch der Binetsch/ wie auch die schon blühenden
und alten Bäume solches nicht vertragen/ aller mas-
sen die drey und vier jährigen Bäume/ ohngefehr ei-
nes Daumens dick/ zu verpflantzen die besten seyn.
Dennoch muß in der Verpflantzung Maaß und Ziel
gehalten werden/ non enim coalescit planta, qvae sae-
pius transfertur,
das ist/ eine Pflantze oder Baum/
so zum öfftern versetzet wird/ wächset nicht auff;
Gleichwie aber dasjenige/ so man in einem Topffe
kochet/ zu gewisser Zeit umgerühret und beweget wer-
den muß/ sonsten es anzubrennen pfleget/ also auch
pflegen die Pflantzen/ so gar nicht versetzet werden/
zu verderben; Jst derowegen in der Verpflantzung
ein grosser Vortheil enthalten; Denn so die Pflan-
tzen zu dicke stehen/ und von einander gesetzet wer-
den/ bekommen sie mehrere Luft und bessere Nah-
rung/ und werden im Wachsthum nicht verhindert;
Es werden auch dadurch die Blumen und Früchte
viel grösser/ geschmackter und schöner/ so gar/ daß
man auch aus wilden Gewächsen zahme oder ein-
heimische erziehlen kan.

Die rechte und beqvemste Zeit Bäume und Blu-
men zu versetzen/ muß auff unterschiedliche Weise
wohl betrachtet werden; denn selbige ist in Acht zu
nehmen entweder nach denen vier Zeiten des Jahrs/
oder bey Wachsthum und Abnehmen des Monds/
oder nach Befinden und Beschaffenheit der Lufft;
Die rechte Jahrs-Zeit betreffend/ sind der Frühling
und Herbst zu Verpflantzungen die füglichsten und
beqvemsten; Denn im Frühling kan man zu Anfangs
des Martii und Ausgangs des Februarii/ wann es

kei-

Cap. X. Vom Verpflantzen der Baͤume ꝛc.
len doch der Binetſch/ wie auch die ſchon bluͤhenden
und alten Baͤume ſolches nicht vertragen/ aller maſ-
ſen die drey und vier jaͤhrigen Baͤume/ ohngefehr ei-
nes Daumens dick/ zu verpflantzen die beſten ſeyn.
Dennoch muß in der Verpflantzung Maaß und Ziel
gehalten werden/ non enim coaleſcit planta, qvæ ſæ-
pius transfertur,
das iſt/ eine Pflantze oder Baum/
ſo zum oͤfftern verſetzet wird/ waͤchſet nicht auff;
Gleichwie aber dasjenige/ ſo man in einem Topffe
kochet/ zu gewiſſer Zeit umgeruͤhret und beweget wer-
den muß/ ſonſten es anzubrennen pfleget/ alſo auch
pflegen die Pflantzen/ ſo gar nicht verſetzet werden/
zu verderben; Jſt derowegen in der Verpflantzung
ein groſſer Vortheil enthalten; Denn ſo die Pflan-
tzen zu dicke ſtehen/ und von einander geſetzet wer-
den/ bekommen ſie mehrere Luft und beſſere Nah-
rung/ und werden im Wachsthum nicht verhindert;
Es werden auch dadurch die Blumen und Fruͤchte
viel groͤſſer/ geſchmackter und ſchoͤner/ ſo gar/ daß
man auch aus wilden Gewaͤchſen zahme oder ein-
heimiſche erziehlen kan.

Die rechte und beqvemſte Zeit Baͤume und Blu-
men zu verſetzen/ muß auff unterſchiedliche Weiſe
wohl betrachtet werden; denn ſelbige iſt in Acht zu
nehmen entweder nach denen vier Zeiten des Jahrs/
oder bey Wachsthum und Abnehmen des Monds/
oder nach Befinden und Beſchaffenheit der Lufft;
Die rechte Jahrs-Zeit betreffend/ ſind der Fruͤhling
und Herbſt zu Verpflantzungen die fuͤglichſten und
beqvemſten; Denn im Fruͤhling kan man zu Anfangs
des Martii und Ausgangs des Februarii/ wann es

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[47/0063] Cap. X. Vom Verpflantzen der Baͤume ꝛc. len doch der Binetſch/ wie auch die ſchon bluͤhenden und alten Baͤume ſolches nicht vertragen/ aller maſ- ſen die drey und vier jaͤhrigen Baͤume/ ohngefehr ei- nes Daumens dick/ zu verpflantzen die beſten ſeyn. Dennoch muß in der Verpflantzung Maaß und Ziel gehalten werden/ non enim coaleſcit planta, qvæ ſæ- pius transfertur, das iſt/ eine Pflantze oder Baum/ ſo zum oͤfftern verſetzet wird/ waͤchſet nicht auff; Gleichwie aber dasjenige/ ſo man in einem Topffe kochet/ zu gewiſſer Zeit umgeruͤhret und beweget wer- den muß/ ſonſten es anzubrennen pfleget/ alſo auch pflegen die Pflantzen/ ſo gar nicht verſetzet werden/ zu verderben; Jſt derowegen in der Verpflantzung ein groſſer Vortheil enthalten; Denn ſo die Pflan- tzen zu dicke ſtehen/ und von einander geſetzet wer- den/ bekommen ſie mehrere Luft und beſſere Nah- rung/ und werden im Wachsthum nicht verhindert; Es werden auch dadurch die Blumen und Fruͤchte viel groͤſſer/ geſchmackter und ſchoͤner/ ſo gar/ daß man auch aus wilden Gewaͤchſen zahme oder ein- heimiſche erziehlen kan. Die rechte und beqvemſte Zeit Baͤume und Blu- men zu verſetzen/ muß auff unterſchiedliche Weiſe wohl betrachtet werden; denn ſelbige iſt in Acht zu nehmen entweder nach denen vier Zeiten des Jahrs/ oder bey Wachsthum und Abnehmen des Monds/ oder nach Befinden und Beſchaffenheit der Lufft; Die rechte Jahrs-Zeit betreffend/ ſind der Fruͤhling und Herbſt zu Verpflantzungen die fuͤglichſten und beqvemſten; Denn im Fruͤhling kan man zu Anfangs des Martii und Ausgangs des Februarii/ wann es kei-

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Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/63>, abgerufen am 24.11.2024.