Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Baum-Garten.
JUNIUS.
Baum-Garten.

JN diesem Monat könnet ihr auch den Bäumen
zur Aderlassen/ gleich wie im April gelehret.
Jngleichen wann ein Baum trauret/
trucknet und nicht wachsen will/ so nehmt ein
scharffes Messer/ ritzet damit von oben an den Stamm
an der Abend- oder Mitternacht-Seiten herab durch
die Rinde oder Schale biß auf die Erde/ so wird er
nicht alleine stärcker wachsen/ sondern auch so viel de-
sto eher Früchte bringen/ doch muß solches ritzen
nicht geschehen wann der Mond im Krebs oder
Jungfrau läufft/ dann dadurch kan leicht am Baum
der Krebs und Brand verursachet werden. Hütet
euch aber so viel möglich/ daß nichts an den Bäumen
abgehauen oder gebrochen werde/ dann solche Brü-
che können hernach schwerlich heilen/ wegen der zu-
nehmenden Wärme.

Wann die alten Bäume gar zu gelbes Laub be-
kommen/ so löset sie ein wenig/ und schüttet bey gu-
tem dunckelem Wetter verfaulten Küh- oder Schaaf-
Mist hinzu.

Spüret ihr viel wurmstichig Obst auf den Bäu-
men/ so brechet solches ab/ damit das übrige gute an
Wachsthum nicht verhindert werde.

Solte den jungen Bäumen die Rinde von der
Hitze aufreissen/ so verstreichet solche Risse mit Peltz-
Wachs.

Vergesset bey trockener Zeit das Begiessen bey

den
Baum-Garten.
JUNIUS.
Baum-Garten.

JN dieſem Monat koͤñet ihr auch den Baͤumen
zur Aderlaſſen/ gleich wie im April gelehret.
Jngleichen wann ein Baum trauret/
trucknet und nicht wachſen will/ ſo nehmt ein
ſcharffes Meſſer/ ritzet damit von oben an den Stam̃
an der Abend- oder Mitternacht-Seiten herab durch
die Rinde oder Schale biß auf die Erde/ ſo wird er
nicht alleine ſtaͤrcker wachſen/ ſondern auch ſo viel de-
ſto eher Fruͤchte bringen/ doch muß ſolches ritzen
nicht geſchehen wann der Mond im Krebs oder
Jungfrau laͤufft/ dann dadurch kan leicht am Baum
der Krebs und Brand verurſachet werden. Huͤtet
euch aber ſo viel moͤglich/ daß nichts an den Baͤumen
abgehauen oder gebrochen werde/ dann ſolche Bruͤ-
che koͤnnen hernach ſchwerlich heilen/ wegen der zu-
nehmenden Waͤrme.

Wann die alten Baͤume gar zu gelbes Laub be-
kommen/ ſo loͤſet ſie ein wenig/ und ſchuͤttet bey gu-
tem dunckelem Wetter verfaulten Kuͤh- oder Schaaf-
Miſt hinzu.

Spuͤret ihr viel wurmſtichig Obſt auf den Baͤu-
men/ ſo brechet ſolches ab/ damit das uͤbrige gute an
Wachsthum nicht verhindert werde.

Solte den jungen Baͤumen die Rinde von der
Hitze aufreiſſen/ ſo verſtreichet ſolche Riſſe mit Peltz-
Wachs.

Vergeſſet bey trockener Zeit das Begieſſen bey

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0301" n="285"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Baum-Garten.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">JUNIUS</hi>.</hi> </hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Baum-Garten.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>N die&#x017F;em Monat ko&#x0364;n&#x0303;et ihr auch den Ba&#x0364;umen<lb/>
zur Aderla&#x017F;&#x017F;en/ gleich wie im April gelehret.<lb/>
Jngleichen wann ein Baum trauret/<lb/>
trucknet und nicht wach&#x017F;en will/ &#x017F;o nehmt ein<lb/>
&#x017F;charffes Me&#x017F;&#x017F;er/ ritzet damit von oben an den Stam&#x0303;<lb/>
an der Abend- oder Mitternacht-Seiten herab durch<lb/>
die Rinde oder Schale biß auf die Erde/ &#x017F;o wird er<lb/>
nicht alleine &#x017F;ta&#x0364;rcker wach&#x017F;en/ &#x017F;ondern auch &#x017F;o viel de-<lb/>
&#x017F;to eher Fru&#x0364;chte bringen/ doch muß &#x017F;olches ritzen<lb/>
nicht ge&#x017F;chehen wann der Mond im Krebs oder<lb/>
Jungfrau la&#x0364;ufft/ dann dadurch kan leicht am Baum<lb/>
der Krebs und Brand verur&#x017F;achet werden. Hu&#x0364;tet<lb/>
euch aber &#x017F;o viel mo&#x0364;glich/ daß nichts an den Ba&#x0364;umen<lb/>
abgehauen oder gebrochen werde/ dann &#x017F;olche Bru&#x0364;-<lb/>
che ko&#x0364;nnen hernach &#x017F;chwerlich heilen/ wegen der zu-<lb/>
nehmenden Wa&#x0364;rme.</p><lb/>
          <p>Wann die alten Ba&#x0364;ume gar zu gelbes Laub be-<lb/>
kommen/ &#x017F;o lo&#x0364;&#x017F;et &#x017F;ie ein wenig/ und &#x017F;chu&#x0364;ttet bey gu-<lb/>
tem dunckelem Wetter verfaulten Ku&#x0364;h- oder Schaaf-<lb/>
Mi&#x017F;t hinzu.</p><lb/>
          <p>Spu&#x0364;ret ihr viel wurm&#x017F;tichig Ob&#x017F;t auf den Ba&#x0364;u-<lb/>
men/ &#x017F;o brechet &#x017F;olches ab/ damit das u&#x0364;brige gute an<lb/>
Wachsthum nicht verhindert werde.</p><lb/>
          <p>Solte den jungen Ba&#x0364;umen die Rinde von der<lb/>
Hitze aufrei&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o ver&#x017F;treichet &#x017F;olche Ri&#x017F;&#x017F;e mit Peltz-<lb/>
Wachs.</p><lb/>
          <p>Verge&#x017F;&#x017F;et bey trockener Zeit das Begie&#x017F;&#x017F;en bey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0301] Baum-Garten. JUNIUS. Baum-Garten. JN dieſem Monat koͤñet ihr auch den Baͤumen zur Aderlaſſen/ gleich wie im April gelehret. Jngleichen wann ein Baum trauret/ trucknet und nicht wachſen will/ ſo nehmt ein ſcharffes Meſſer/ ritzet damit von oben an den Stam̃ an der Abend- oder Mitternacht-Seiten herab durch die Rinde oder Schale biß auf die Erde/ ſo wird er nicht alleine ſtaͤrcker wachſen/ ſondern auch ſo viel de- ſto eher Fruͤchte bringen/ doch muß ſolches ritzen nicht geſchehen wann der Mond im Krebs oder Jungfrau laͤufft/ dann dadurch kan leicht am Baum der Krebs und Brand verurſachet werden. Huͤtet euch aber ſo viel moͤglich/ daß nichts an den Baͤumen abgehauen oder gebrochen werde/ dann ſolche Bruͤ- che koͤnnen hernach ſchwerlich heilen/ wegen der zu- nehmenden Waͤrme. Wann die alten Baͤume gar zu gelbes Laub be- kommen/ ſo loͤſet ſie ein wenig/ und ſchuͤttet bey gu- tem dunckelem Wetter verfaulten Kuͤh- oder Schaaf- Miſt hinzu. Spuͤret ihr viel wurmſtichig Obſt auf den Baͤu- men/ ſo brechet ſolches ab/ damit das uͤbrige gute an Wachsthum nicht verhindert werde. Solte den jungen Baͤumen die Rinde von der Hitze aufreiſſen/ ſo verſtreichet ſolche Riſſe mit Peltz- Wachs. Vergeſſet bey trockener Zeit das Begieſſen bey den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Erfurt wurde erschlossen (vgl… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/301
Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/301>, abgerufen am 22.11.2024.