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Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

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Küchen-Garten.

Das Lauch wie es scharffes Geschmackes
ist/ so hat es auch die Krafft zu erwärmen/
den Magen vom übrigen Schleim zu reini-
gen/ und den Harn zu befördern/ aber der
Lauch beschweret auch das Haupt/ bringet
seltzame Träume/ schadet den Augen und ist
windig.

Vermehrt durch Zerreissen.
1. Absynthium, Wermuth.

Wird in diesem Monat durch Zerreissen der Wur-
tzeln fortgebracht/ und im Augusto abgeschnitten/
vermehrt sich auch durch Verschüttung des Saa-
mens. Wächst zwar gerne an allen Orten in den
Gärten/ wohin man ihn auch pflantze/ wird aber
durch die Verpflantzung nicht verbessert/ dahero der-
jenige so auf den Bergen wächset und absynthium
montanum
genannt wird/ ob er schon kleiner ist wie
die ander/ jedoch viel stärcker und kräfftiger ist; sei-
ne gröste Tugend hat er an sich im Julio.

Und muß ich bey diesem herrlichen Kraute/ wel-
ches man mit den alten Herophylo für andern GOt-
tes Hand nennen möchte/ und davon in höchster
Wahrheit was Plinius von Kräutern insgemein sa-
get/ melden: Wir tretten dis Kraut täglich mit Füs-
sen/ und verunehren es also/ wenn uns zwar seine
Krafft und Würckung allermassen bekannt wäre/
würden wir es in den Himmel erheben.

Dieses Kraut weil es gemein ist/ achten wir es ge-
ringe/ da es doch ein herrliches Geschöpff/ und bey den
Alten in hohen Wehrt gehalten/ ja zum GOttes-
diensten und Triumph gebrauchet worden.

Die-
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Kuͤchen-Garten.

Das Lauch wie es ſcharffes Geſchmackes
iſt/ ſo hat es auch die Krafft zu erwaͤrmen/
den Magen vom uͤbrigen Schleim zu reini-
gen/ und den Harn zu befoͤrdern/ aber der
Lauch beſchweret auch das Haupt/ bringet
ſeltzame Traͤume/ ſchadet den Augen und iſt
windig.

Vermehrt durch Zerreiſſen.
1. Abſynthium, Wermuth.

Wird in dieſem Monat durch Zerreiſſen der Wur-
tzeln fortgebracht/ und im Auguſto abgeſchnitten/
vermehrt ſich auch durch Verſchuͤttung des Saa-
mens. Waͤchſt zwar gerne an allen Orten in den
Gaͤrten/ wohin man ihn auch pflantze/ wird aber
durch die Verpflantzung nicht verbeſſert/ dahero der-
jenige ſo auf den Bergen waͤchſet und abſynthium
montanum
genannt wird/ ob er ſchon kleiner iſt wie
die ander/ jedoch viel ſtärcker und kraͤfftiger iſt; ſei-
ne groͤſte Tugend hat er an ſich im Julio.

Und muß ich bey dieſem herrlichen Kraute/ wel-
ches man mit den alten Herophylo fuͤr andern GOt-
tes Hand nennen moͤchte/ und davon in hoͤchſter
Wahrheit was Plinius von Kraͤutern insgemein ſa-
get/ melden: Wir tretten dis Kraut taͤglich mit Fuͤſ-
ſen/ und verunehren es alſo/ wenn uns zwar ſeine
Krafft und Wuͤrckung allermaſſen bekannt waͤre/
wuͤrden wir es in den Himmel erheben.

Dieſes Kraut weil es gemein iſt/ achten wir es ge-
ringe/ da es doch ein herrliches Geſchoͤpff/ und bey den
Alten in hohen Wehrt gehalten/ ja zum GOttes-
dienſten und Triumph gebrauchet worden.

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[185/0201] Kuͤchen-Garten. Das Lauch wie es ſcharffes Geſchmackes iſt/ ſo hat es auch die Krafft zu erwaͤrmen/ den Magen vom uͤbrigen Schleim zu reini- gen/ und den Harn zu befoͤrdern/ aber der Lauch beſchweret auch das Haupt/ bringet ſeltzame Traͤume/ ſchadet den Augen und iſt windig. Vermehrt durch Zerreiſſen. 1. Abſynthium, Wermuth. Wird in dieſem Monat durch Zerreiſſen der Wur- tzeln fortgebracht/ und im Auguſto abgeſchnitten/ vermehrt ſich auch durch Verſchuͤttung des Saa- mens. Waͤchſt zwar gerne an allen Orten in den Gaͤrten/ wohin man ihn auch pflantze/ wird aber durch die Verpflantzung nicht verbeſſert/ dahero der- jenige ſo auf den Bergen waͤchſet und abſynthium montanum genannt wird/ ob er ſchon kleiner iſt wie die ander/ jedoch viel ſtärcker und kraͤfftiger iſt; ſei- ne groͤſte Tugend hat er an ſich im Julio. Und muß ich bey dieſem herrlichen Kraute/ wel- ches man mit den alten Herophylo fuͤr andern GOt- tes Hand nennen moͤchte/ und davon in hoͤchſter Wahrheit was Plinius von Kraͤutern insgemein ſa- get/ melden: Wir tretten dis Kraut taͤglich mit Fuͤſ- ſen/ und verunehren es alſo/ wenn uns zwar ſeine Krafft und Wuͤrckung allermaſſen bekannt waͤre/ wuͤrden wir es in den Himmel erheben. Dieſes Kraut weil es gemein iſt/ achten wir es ge- ringe/ da es doch ein herrliches Geſchoͤpff/ und bey den Alten in hohen Wehrt gehalten/ ja zum GOttes- dienſten und Triumph gebrauchet worden. Die- M 5

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Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/201>, abgerufen am 23.11.2024.