dem Höchsten nähern; sonst habt ihr nur Mit- leiden mit uns Schwachen. Glaube nicht, daß mein Herz aus mir sprach; es waren nur Ab- stractionen kalter Vernunft, und leichte Flüge muthwilliger Phantasie, dich zu necken und zu warnen. O du bist mein Abgott, ich werde dich immer lieben, so lange du mir getreu bleibst; und habe keine Furcht vor einem andern, so lan- ge du es seyn wirst. Kennst du etwa einen, der so viel über mich vermöchte, als du? so viel über mich vermocht hätte? Nur schweig und verbirg, und laß uns unsre Glückseeligkeit im Stillen genießen; denn du siehst, ich bin von Feinden umringt, die mich und meine Güter zur Beute machen wollen."
Alles dieß ist Schatten und nichts schier ge- gen das, was und wie sie es gesagt hat, mit ei- ner Leichtfertigkeit, und einem Spiel von Mie- nen und Gebehrden, und Pausen und Fragen und Antworten und Erröthungen und Wegwen-
dun-
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dem Hoͤchſten naͤhern; ſonſt habt ihr nur Mit- leiden mit uns Schwachen. Glaube nicht, daß mein Herz aus mir ſprach; es waren nur Ab- ſtractionen kalter Vernunft, und leichte Fluͤge muthwilliger Phantaſie, dich zu necken und zu warnen. O du biſt mein Abgott, ich werde dich immer lieben, ſo lange du mir getreu bleibſt; und habe keine Furcht vor einem andern, ſo lan- ge du es ſeyn wirſt. Kennſt du etwa einen, der ſo viel uͤber mich vermoͤchte, als du? ſo viel uͤber mich vermocht haͤtte? Nur ſchweig und verbirg, und laß uns unſre Gluͤckſeeligkeit im Stillen genießen; denn du ſiehſt, ich bin von Feinden umringt, die mich und meine Guͤter zur Beute machen wollen.“
Alles dieß iſt Schatten und nichts ſchier ge- gen das, was und wie ſie es geſagt hat, mit ei- ner Leichtfertigkeit, und einem Spiel von Mie- nen und Gebehrden, und Pauſen und Fragen und Antworten und Erroͤthungen und Wegwen-
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dem Hoͤchſten naͤhern; ſonſt habt ihr nur Mit-
leiden mit uns Schwachen. Glaube nicht, daß
mein Herz aus mir ſprach; es waren nur Ab-
ſtractionen kalter Vernunft, und leichte Fluͤge
muthwilliger Phantaſie, dich zu necken und zu
warnen. O du biſt mein Abgott, ich werde dich
immer lieben, ſo lange du mir getreu bleibſt;
und habe keine Furcht vor einem andern, ſo lan-
ge du es ſeyn wirſt. Kennſt du etwa einen, der
ſo viel uͤber mich vermoͤchte, als du? ſo viel
uͤber mich vermocht haͤtte? Nur ſchweig und
verbirg, und laß uns unſre Gluͤckſeeligkeit im
Stillen genießen; denn du ſiehſt, ich bin von
Feinden umringt, die mich und meine Guͤter zur
Beute machen wollen.“
Alles dieß iſt Schatten und nichts ſchier ge-
gen das, was und wie ſie es geſagt hat, mit ei-
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/61>, abgerufen am 25.11.2024.
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