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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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Unter allen seinen theologischen Werken be-
hält aber doch immer den Preis sein letztes, die
Verklärung, weil es gewissermaßen die Quint-
essenz aller seiner heiligen Gefühle in sich hält,
den Zuschauer in den Mittelpunkt der christlichen
Religion zaubert, und die Vollkommenheit sei-
ner Kunst ist. Schade nur, daß das Gemählde
die Haltung verloren hat, die Schatten alle
schwarz geworden, die feinen Tinten verschwun-
den sind, und die Luft keine gute Wirkung thut.
Inzwischen müssen die Gestalten der hohen
Menschen, die hier versammelt sind, schon an
und für sich ergreiffen. Jeder von den untern
Aposteln möchte gern voll Gutherzigkeit helfen,
aber kann nicht. Auch die Nothleidenden sind
edle Seelen; und die knieende Jungfrau mit
dem königlichen Profil erhebt besonders die
Scene. Der beseßne Bube ist ein gutes Kind;
der Kopf hat in der That den Ausdruck, als ob
ihm ein böser Geist etwas angethan hätte, und

sein

Unter allen ſeinen theologiſchen Werken be-
haͤlt aber doch immer den Preis ſein letztes, die
Verklaͤrung, weil es gewiſſermaßen die Quint-
eſſenz aller ſeiner heiligen Gefuͤhle in ſich haͤlt,
den Zuſchauer in den Mittelpunkt der chriſtlichen
Religion zaubert, und die Vollkommenheit ſei-
ner Kunſt iſt. Schade nur, daß das Gemaͤhlde
die Haltung verloren hat, die Schatten alle
ſchwarz geworden, die feinen Tinten verſchwun-
den ſind, und die Luft keine gute Wirkung thut.
Inzwiſchen muͤſſen die Geſtalten der hohen
Menſchen, die hier verſammelt ſind, ſchon an
und fuͤr ſich ergreiffen. Jeder von den untern
Apoſteln moͤchte gern voll Gutherzigkeit helfen,
aber kann nicht. Auch die Nothleidenden ſind
edle Seelen; und die knieende Jungfrau mit
dem koͤniglichen Profil erhebt beſonders die
Scene. Der beſeßne Bube iſt ein gutes Kind;
der Kopf hat in der That den Ausdruck, als ob
ihm ein boͤſer Geiſt etwas angethan haͤtte, und

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[32/0040] Unter allen ſeinen theologiſchen Werken be- haͤlt aber doch immer den Preis ſein letztes, die Verklaͤrung, weil es gewiſſermaßen die Quint- eſſenz aller ſeiner heiligen Gefuͤhle in ſich haͤlt, den Zuſchauer in den Mittelpunkt der chriſtlichen Religion zaubert, und die Vollkommenheit ſei- ner Kunſt iſt. Schade nur, daß das Gemaͤhlde die Haltung verloren hat, die Schatten alle ſchwarz geworden, die feinen Tinten verſchwun- den ſind, und die Luft keine gute Wirkung thut. Inzwiſchen muͤſſen die Geſtalten der hohen Menſchen, die hier verſammelt ſind, ſchon an und fuͤr ſich ergreiffen. Jeder von den untern Apoſteln moͤchte gern voll Gutherzigkeit helfen, aber kann nicht. Auch die Nothleidenden ſind edle Seelen; und die knieende Jungfrau mit dem koͤniglichen Profil erhebt beſonders die Scene. Der beſeßne Bube iſt ein gutes Kind; der Kopf hat in der That den Ausdruck, als ob ihm ein boͤſer Geiſt etwas angethan haͤtte, und ſein

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/40>, abgerufen am 27.11.2024.