Bildung des Geistes durch zweckvollen Unter- richt und im Umgange leicht nachfolgt. Alle Tugenden und Künste müssen sich allemal nach dem gegenwärtigen Staate richten, wenn sie wirken und Nutzen bringen sollen; oder über- haupt, jede Tugend nach der Person.
Binnen wenig Jahren hatten wir schon alle Cykladen im Besitz, und starken Einfluß auf dem festen Lande. Bey den Griechen, fast durchgehends heitern Sinnes, rotteten wir in gesellschaftlichen Gesprächen bald den Aberglauben aus, und verschaften ihren Geistlichen auf an- ständigre Weise Unterhalt. Die Türken, die sich um uns, mitten im Meer, wenig beküm- merten, ließen wir in der Meinung, die ver- schiednen Tempel seyen nur für verschiedne christli- che Heiligen; als für den Heiligen des Feuers, der Wasser, der Lüfte. Ueberhaupt herrschte über diesen Punkt, die Fortpflanzung, und andre bey uns unerhörte Verschwiegenheit; wir schie- nen durchaus ein Orden dieser Tugend. Auf al- len Fall hielten wir uns des Schutzes vom Sul- tan für versichert.
Wir machten uns die gesellschaftlichen Bür- den so leicht wie möglich zu ertragen, und genos- sen alle Wonne dieses Lebens unter dem milden Himmelsstrich bey den ersprießlichen und allge- mein beliebten Gesetzen; und das Ganze fügte sich immer lebendiger zusammen, und wuchs zur
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Bildung des Geiſtes durch zweckvollen Unter- richt und im Umgange leicht nachfolgt. Alle Tugenden und Kuͤnſte muͤſſen ſich allemal nach dem gegenwaͤrtigen Staate richten, wenn ſie wirken und Nutzen bringen ſollen; oder uͤber- haupt, jede Tugend nach der Perſon.
Binnen wenig Jahren hatten wir ſchon alle Cykladen im Beſitz, und ſtarken Einfluß auf dem feſten Lande. Bey den Griechen, faſt durchgehends heitern Sinnes, rotteten wir in geſellſchaftlichen Geſpraͤchen bald den Aberglauben aus, und verſchaften ihren Geiſtlichen auf an- ſtaͤndigre Weiſe Unterhalt. Die Tuͤrken, die ſich um uns, mitten im Meer, wenig bekuͤm- merten, ließen wir in der Meinung, die ver- ſchiednen Tempel ſeyen nur fuͤr verſchiedne chriſtli- che Heiligen; als fuͤr den Heiligen des Feuers, der Waſſer, der Luͤfte. Ueberhaupt herrſchte uͤber dieſen Punkt, die Fortpflanzung, und andre bey uns unerhoͤrte Verſchwiegenheit; wir ſchie- nen durchaus ein Orden dieſer Tugend. Auf al- len Fall hielten wir uns des Schutzes vom Sul- tan fuͤr verſichert.
Wir machten uns die geſellſchaftlichen Buͤr- den ſo leicht wie moͤglich zu ertragen, und genoſ- ſen alle Wonne dieſes Lebens unter dem milden Himmelsſtrich bey den erſprießlichen und allge- mein beliebten Geſetzen; und das Ganze fuͤgte ſich immer lebendiger zuſammen, und wuchs zur
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Bildung des Geiſtes durch zweckvollen Unter-
richt und im Umgange leicht nachfolgt. Alle
Tugenden und Kuͤnſte muͤſſen ſich allemal nach
dem gegenwaͤrtigen Staate richten, wenn ſie
wirken und Nutzen bringen ſollen; oder uͤber-
haupt, jede Tugend nach der Perſon.
Binnen wenig Jahren hatten wir ſchon
alle Cykladen im Beſitz, und ſtarken Einfluß
auf dem feſten Lande. Bey den Griechen, faſt
durchgehends heitern Sinnes, rotteten wir in
geſellſchaftlichen Geſpraͤchen bald den Aberglauben
aus, und verſchaften ihren Geiſtlichen auf an-
ſtaͤndigre Weiſe Unterhalt. Die Tuͤrken, die
ſich um uns, mitten im Meer, wenig bekuͤm-
merten, ließen wir in der Meinung, die ver-
ſchiednen Tempel ſeyen nur fuͤr verſchiedne chriſtli-
che Heiligen; als fuͤr den Heiligen des Feuers, der
Waſſer, der Luͤfte. Ueberhaupt herrſchte uͤber
dieſen Punkt, die Fortpflanzung, und andre
bey uns unerhoͤrte Verſchwiegenheit; wir ſchie-
nen durchaus ein Orden dieſer Tugend. Auf al-
len Fall hielten wir uns des Schutzes vom Sul-
tan fuͤr verſichert.
Wir machten uns die geſellſchaftlichen Buͤr-
den ſo leicht wie moͤglich zu ertragen, und genoſ-
ſen alle Wonne dieſes Lebens unter dem milden
Himmelsſtrich bey den erſprießlichen und allge-
mein beliebten Geſetzen; und das Ganze fuͤgte
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/378>, abgerufen am 12.12.2024.
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