zum Beyspiel auch Schiffe ausrüsteten, und auf Streifereyen ausliefen. Sie waren Mitglieder vom Staate, obgleich die schwächern; und ih- nen blieb das Recht, gut oder nicht gut zu hei- ßen, besonders was sie selbst betraf. Uebrigens war immer der Hauptunterschied, daß die Män- ner erwarben, und sie bewahrten.
So schwang die Liebe in allerhöchster Frey- heit ihre Flügel; jedes beeiferte sich schön und liebenswürdig zu seyn, und konnte sich weder auf Geld und Gut, noch Pflicht und Schuldig- keit verlassen. Was die Bevölkerung betraf, wollten wir uns in der Folge nach dem Sparta- ner richten, von welchem die erstaunte Prieste- rin zu Delphi nicht wußte, ob sie ihn als Sterb- lichen oder Gott begrüßen sollte; die Kinder ge- hörten dem Staate, und der Tod dünkte uns bey weitem nicht das größte Uebel.
Kurz, wir vermieden alle die Unbequemlich- keiten, die Aristoteles, und zum Theil schon Ari- stophanes in seiner weiblichen Volksversammlung bey solchen Einrichtungen berühren.
Um jeden Tempel, auf Bergen und Anhö- hen, mit den Aussichten auf die reizenden In- seln umher, war ein schöner Hayn gepflanzt. bestimmt noch außer Festen zur Erziehung der Jugend. Neben an führte man nach und nach Gymnasien auf. Wir hielten die Uebung des Körpers für die Hauptsache, welcher alsdenn die
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zum Beyſpiel auch Schiffe ausruͤſteten, und auf Streifereyen ausliefen. Sie waren Mitglieder vom Staate, obgleich die ſchwaͤchern; und ih- nen blieb das Recht, gut oder nicht gut zu hei- ßen, beſonders was ſie ſelbſt betraf. Uebrigens war immer der Hauptunterſchied, daß die Maͤn- ner erwarben, und ſie bewahrten.
So ſchwang die Liebe in allerhoͤchſter Frey- heit ihre Fluͤgel; jedes beeiferte ſich ſchoͤn und liebenswuͤrdig zu ſeyn, und konnte ſich weder auf Geld und Gut, noch Pflicht und Schuldig- keit verlaſſen. Was die Bevoͤlkerung betraf, wollten wir uns in der Folge nach dem Sparta- ner richten, von welchem die erſtaunte Prieſte- rin zu Delphi nicht wußte, ob ſie ihn als Sterb- lichen oder Gott begruͤßen ſollte; die Kinder ge- hoͤrten dem Staate, und der Tod duͤnkte uns bey weitem nicht das groͤßte Uebel.
Kurz, wir vermieden alle die Unbequemlich- keiten, die Ariſtoteles, und zum Theil ſchon Ari- ſtophanes in ſeiner weiblichen Volksverſammlung bey ſolchen Einrichtungen beruͤhren.
Um jeden Tempel, auf Bergen und Anhoͤ- hen, mit den Ausſichten auf die reizenden In- ſeln umher, war ein ſchoͤner Hayn gepflanzt. beſtimmt noch außer Feſten zur Erziehung der Jugend. Neben an fuͤhrte man nach und nach Gymnaſien auf. Wir hielten die Uebung des Koͤrpers fuͤr die Hauptſache, welcher alsdenn die
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zum Beyſpiel auch Schiffe ausruͤſteten, und auf
Streifereyen ausliefen. Sie waren Mitglieder
vom Staate, obgleich die ſchwaͤchern; und ih-
nen blieb das Recht, gut oder nicht gut zu hei-
ßen, beſonders was ſie ſelbſt betraf. Uebrigens
war immer der Hauptunterſchied, daß die Maͤn-
ner erwarben, und ſie bewahrten.
So ſchwang die Liebe in allerhoͤchſter Frey-
heit ihre Fluͤgel; jedes beeiferte ſich ſchoͤn und
liebenswuͤrdig zu ſeyn, und konnte ſich weder
auf Geld und Gut, noch Pflicht und Schuldig-
keit verlaſſen. Was die Bevoͤlkerung betraf,
wollten wir uns in der Folge nach dem Sparta-
ner richten, von welchem die erſtaunte Prieſte-
rin zu Delphi nicht wußte, ob ſie ihn als Sterb-
lichen oder Gott begruͤßen ſollte; die Kinder ge-
hoͤrten dem Staate, und der Tod duͤnkte uns bey
weitem nicht das groͤßte Uebel.
Kurz, wir vermieden alle die Unbequemlich-
keiten, die Ariſtoteles, und zum Theil ſchon Ari-
ſtophanes in ſeiner weiblichen Volksverſammlung
bey ſolchen Einrichtungen beruͤhren.
Um jeden Tempel, auf Bergen und Anhoͤ-
hen, mit den Ausſichten auf die reizenden In-
ſeln umher, war ein ſchoͤner Hayn gepflanzt.
beſtimmt noch außer Feſten zur Erziehung der
Jugend. Neben an fuͤhrte man nach und nach
Gymnaſien auf. Wir hielten die Uebung des
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/377>, abgerufen am 12.12.2024.
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