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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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Den Winter darauf machten sie den An-
fang mit Ausführung eines der kühnsten und
feinsten Plane. Der alte Mazal, und beson-
ders sein Sohn, galten alles bey dem jungen
Sultan Amurath. Diese begehrten die In-
seln Paros und Naxos, um eine Italiänische
Kolonie hier anzulegen. Beyde waren durch
Krieg schier unbewohnt geblieben. Die wenig
übrigen Griechen wollte man reichlich wegen
ihrer Besitzungen entschädigen, und an andre
Oerter verpflanzen; und zwar deßwegen, weil
die Abkömmlinge ihre eigne Religion auszuüben
verlangten, und damit weder stören, noch dar-
in gestört seyn wollten. Es wären in diesem
Jahrhundert mancherley Sekten unter den
Christen entstanden, die sich einander bis aufs
Blut haßten und verfolgten; unter andern eine,
die sich Todesläugner nennten, und glaubten,
daß die Natur ein ewiger Quell von Leben,
und der Trieb alles Daseyns Freude sey; deren

Mei-

Den Winter darauf machten ſie den An-
fang mit Ausfuͤhrung eines der kuͤhnſten und
feinſten Plane. Der alte Mazal, und beſon-
ders ſein Sohn, galten alles bey dem jungen
Sultan Amurath. Dieſe begehrten die In-
ſeln Paros und Naxos, um eine Italiaͤniſche
Kolonie hier anzulegen. Beyde waren durch
Krieg ſchier unbewohnt geblieben. Die wenig
uͤbrigen Griechen wollte man reichlich wegen
ihrer Beſitzungen entſchaͤdigen, und an andre
Oerter verpflanzen; und zwar deßwegen, weil
die Abkoͤmmlinge ihre eigne Religion auszuuͤben
verlangten, und damit weder ſtoͤren, noch dar-
in geſtoͤrt ſeyn wollten. Es waͤren in dieſem
Jahrhundert mancherley Sekten unter den
Chriſten entſtanden, die ſich einander bis aufs
Blut haßten und verfolgten; unter andern eine,
die ſich Todeslaͤugner nennten, und glaubten,
daß die Natur ein ewiger Quell von Leben,
und der Trieb alles Daſeyns Freude ſey; deren

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[358/0366] Den Winter darauf machten ſie den An- fang mit Ausfuͤhrung eines der kuͤhnſten und feinſten Plane. Der alte Mazal, und beſon- ders ſein Sohn, galten alles bey dem jungen Sultan Amurath. Dieſe begehrten die In- ſeln Paros und Naxos, um eine Italiaͤniſche Kolonie hier anzulegen. Beyde waren durch Krieg ſchier unbewohnt geblieben. Die wenig uͤbrigen Griechen wollte man reichlich wegen ihrer Beſitzungen entſchaͤdigen, und an andre Oerter verpflanzen; und zwar deßwegen, weil die Abkoͤmmlinge ihre eigne Religion auszuuͤben verlangten, und damit weder ſtoͤren, noch dar- in geſtoͤrt ſeyn wollten. Es waͤren in dieſem Jahrhundert mancherley Sekten unter den Chriſten entſtanden, die ſich einander bis aufs Blut haßten und verfolgten; unter andern eine, die ſich Todeslaͤugner nennten, und glaubten, daß die Natur ein ewiger Quell von Leben, und der Trieb alles Daſeyns Freude ſey; deren Mei-

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/366>, abgerufen am 04.12.2024.