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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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Sorrent liegt von Bergen eingeschlossen
in einem kleinen Thal, das die Form wie ein
Hufeisen hat. Es ist das bezaubernste Plätz-
chen des weiten Paradieses der Gegend, wohin-
ein das Meer noch eine besondre kleine Bucht
macht. Dessen Ufer sind hohe senkelrechte Fel-
sen, so daß es wie auf einer Bühne sich zeigt.
Man muß aus der See eine halbe Stunde lang
auf einem Wege von Terrassen hinansteigen.
Die niedlichen Häuser und Pallästchen stecken in
einem Gartenwald von Oel-Pommeranzen-Zi-
tronen- und Fruchtbäumen; hier wachsen die
köstlichsten Melonen.

Der Vesuv ist davon in seiner einfachsten,
allergrößten, und furchtbarsten Gestalt zu sehen,
so stolz und erhaben, daß die höchsten Alpen da-
vor verschwinden. Er sieht aus wie ein Wesen,
das sich selbst gemacht hat, alles andre ist wie
Koth dagegen; und der Dampf aus seinem of-
nen Rachen ist im eigentlichsten Verstand entsetz-

lich

Sorrent liegt von Bergen eingeſchloſſen
in einem kleinen Thal, das die Form wie ein
Hufeiſen hat. Es iſt das bezaubernſte Plaͤtz-
chen des weiten Paradieſes der Gegend, wohin-
ein das Meer noch eine beſondre kleine Bucht
macht. Deſſen Ufer ſind hohe ſenkelrechte Fel-
ſen, ſo daß es wie auf einer Buͤhne ſich zeigt.
Man muß aus der See eine halbe Stunde lang
auf einem Wege von Terraſſen hinanſteigen.
Die niedlichen Haͤuſer und Pallaͤſtchen ſtecken in
einem Gartenwald von Oel-Pommeranzen-Zi-
tronen- und Fruchtbaͤumen; hier wachſen die
koͤſtlichſten Melonen.

Der Veſuv iſt davon in ſeiner einfachſten,
allergroͤßten, und furchtbarſten Geſtalt zu ſehen,
ſo ſtolz und erhaben, daß die hoͤchſten Alpen da-
vor verſchwinden. Er ſieht aus wie ein Weſen,
das ſich ſelbſt gemacht hat, alles andre iſt wie
Koth dagegen; und der Dampf aus ſeinem of-
nen Rachen iſt im eigentlichſten Verſtand entſetz-

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[332/0340] Sorrent liegt von Bergen eingeſchloſſen in einem kleinen Thal, das die Form wie ein Hufeiſen hat. Es iſt das bezaubernſte Plaͤtz- chen des weiten Paradieſes der Gegend, wohin- ein das Meer noch eine beſondre kleine Bucht macht. Deſſen Ufer ſind hohe ſenkelrechte Fel- ſen, ſo daß es wie auf einer Buͤhne ſich zeigt. Man muß aus der See eine halbe Stunde lang auf einem Wege von Terraſſen hinanſteigen. Die niedlichen Haͤuſer und Pallaͤſtchen ſtecken in einem Gartenwald von Oel-Pommeranzen-Zi- tronen- und Fruchtbaͤumen; hier wachſen die koͤſtlichſten Melonen. Der Veſuv iſt davon in ſeiner einfachſten, allergroͤßten, und furchtbarſten Geſtalt zu ſehen, ſo ſtolz und erhaben, daß die hoͤchſten Alpen da- vor verſchwinden. Er ſieht aus wie ein Weſen, das ſich ſelbſt gemacht hat, alles andre iſt wie Koth dagegen; und der Dampf aus ſeinem of- nen Rachen iſt im eigentlichſten Verſtand entſetz- lich

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/340>, abgerufen am 26.11.2024.