Es ist entzückend, wie man die Erde mit sich gen Osten unaufhaltbar fortrollen sieht, und die ganze Harmonie des Weltalls fühlt!
"Du bist glücklich Mond, seufzte Fiordi- mona; du läufst deine Bahn ewig fort, dein Schicksal ist entschieden!"
"Ach Gott, wer wüßte, was das Licht wäre, das so schön leuchtet, und es erkennen könnte! es ist doch gewiß ein heilig Wesen; und todt ist es nicht, weil es sich so schnell fort- bewegt!"
"O wer in den großen Massen, Himmel und Meer und Mond und Sternen, Frescobal- di, an deinem liebevollen Herzen immer so schweben könnte! Was dieß für eine Ruh und Seeligkeit ist! man athmet so recht aus und schöpft mit jedem Zuge Lust und Erquickung!"
Denke noch zu solchen Wonnelauten, un- mittelbar von ihren Quellen, Kuß und Blick und Umarmung der Erhabnen!
Colm-
Es iſt entzuͤckend, wie man die Erde mit ſich gen Oſten unaufhaltbar fortrollen ſieht, und die ganze Harmonie des Weltalls fuͤhlt!
„Du biſt gluͤcklich Mond, ſeufzte Fiordi- mona; du laͤufſt deine Bahn ewig fort, dein Schickſal iſt entſchieden!“
„Ach Gott, wer wuͤßte, was das Licht waͤre, das ſo ſchoͤn leuchtet, und es erkennen koͤnnte! es iſt doch gewiß ein heilig Weſen; und todt iſt es nicht, weil es ſich ſo ſchnell fort- bewegt!“
„O wer in den großen Maſſen, Himmel und Meer und Mond und Sternen, Frescobal- di, an deinem liebevollen Herzen immer ſo ſchweben koͤnnte! Was dieß fuͤr eine Ruh und Seeligkeit iſt! man athmet ſo recht aus und ſchoͤpft mit jedem Zuge Luſt und Erquickung!“
Denke noch zu ſolchen Wonnelauten, un- mittelbar von ihren Quellen, Kuß und Blick und Umarmung der Erhabnen!
Colm-
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Es iſt entzuͤckend, wie man die Erde mit
ſich gen Oſten unaufhaltbar fortrollen ſieht, und
die ganze Harmonie des Weltalls fuͤhlt!
„Du biſt gluͤcklich Mond, ſeufzte Fiordi-
mona; du laͤufſt deine Bahn ewig fort, dein
Schickſal iſt entſchieden!“
„Ach Gott, wer wuͤßte, was das Licht
waͤre, das ſo ſchoͤn leuchtet, und es erkennen
koͤnnte! es iſt doch gewiß ein heilig Weſen;
und todt iſt es nicht, weil es ſich ſo ſchnell fort-
bewegt!“
„O wer in den großen Maſſen, Himmel
und Meer und Mond und Sternen, Frescobal-
di, an deinem liebevollen Herzen immer ſo
ſchweben koͤnnte! Was dieß fuͤr eine Ruh und
Seeligkeit iſt! man athmet ſo recht aus und
ſchoͤpft mit jedem Zuge Luſt und Erquickung!“
Denke noch zu ſolchen Wonnelauten, un-
mittelbar von ihren Quellen, Kuß und Blick und
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/336>, abgerufen am 26.11.2024.
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