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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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unergründlicher Tiefe gerissen, von Metall be-
spritzt und Schwefel beleckt: ein entzückend schaue-
rig Bild allerhöchster Wuth.

Sein Gipfel besteht aus lauter Schlacken;
dieß gibt ihm von fern eine haarichte Riesenge-
stalt. Dann wächst lauter Heyde; und dann in
der Mitte fangen Gärten und Bäume an.

Der Vesuv ist augenscheinlich ein uralter
Berg, dessen Krater einst zusammenstürzte, wo-
von die Risse noch an der Somma zu sehen sind.
Alsdenn hat er sich vom neuen durch viele Aus-
brüche wieder aufgethürmt. Vorher war es ein
einziger Berg; jetzt mag er nicht so schön mehr
seyn, aber desto furchtbarer.

Wir sind mehr als einmal oben gewesen,
so hat uns dieß Schauspiel und die Aussicht
ergötzt.

Unser Aufenthalt im Garten der Candida
hat uns großes Vergnügen gewährt, aber auch
viel von unsrer Freyheit benommen; und ist Ur-

sach,
X 2

unergruͤndlicher Tiefe geriſſen, von Metall be-
ſpritzt und Schwefel beleckt: ein entzuͤckend ſchaue-
rig Bild allerhoͤchſter Wuth.

Sein Gipfel beſteht aus lauter Schlacken;
dieß gibt ihm von fern eine haarichte Rieſenge-
ſtalt. Dann waͤchſt lauter Heyde; und dann in
der Mitte fangen Gaͤrten und Baͤume an.

Der Veſuv iſt augenſcheinlich ein uralter
Berg, deſſen Krater einſt zuſammenſtuͤrzte, wo-
von die Riſſe noch an der Somma zu ſehen ſind.
Alsdenn hat er ſich vom neuen durch viele Aus-
bruͤche wieder aufgethuͤrmt. Vorher war es ein
einziger Berg; jetzt mag er nicht ſo ſchoͤn mehr
ſeyn, aber deſto furchtbarer.

Wir ſind mehr als einmal oben geweſen,
ſo hat uns dieß Schauſpiel und die Ausſicht
ergoͤtzt.

Unſer Aufenthalt im Garten der Candida
hat uns großes Vergnuͤgen gewaͤhrt, aber auch
viel von unſrer Freyheit benommen; und iſt Ur-

ſach,
X 2
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[323/0331] unergruͤndlicher Tiefe geriſſen, von Metall be- ſpritzt und Schwefel beleckt: ein entzuͤckend ſchaue- rig Bild allerhoͤchſter Wuth. Sein Gipfel beſteht aus lauter Schlacken; dieß gibt ihm von fern eine haarichte Rieſenge- ſtalt. Dann waͤchſt lauter Heyde; und dann in der Mitte fangen Gaͤrten und Baͤume an. Der Veſuv iſt augenſcheinlich ein uralter Berg, deſſen Krater einſt zuſammenſtuͤrzte, wo- von die Riſſe noch an der Somma zu ſehen ſind. Alsdenn hat er ſich vom neuen durch viele Aus- bruͤche wieder aufgethuͤrmt. Vorher war es ein einziger Berg; jetzt mag er nicht ſo ſchoͤn mehr ſeyn, aber deſto furchtbarer. Wir ſind mehr als einmal oben geweſen, ſo hat uns dieß Schauſpiel und die Ausſicht ergoͤtzt. Unſer Aufenthalt im Garten der Candida hat uns großes Vergnuͤgen gewaͤhrt, aber auch viel von unſrer Freyheit benommen; und iſt Ur- ſach, X 2

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/331>, abgerufen am 25.08.2024.