kreis, Campello, aus einem Felsen kommen mit vielen uralten Feigenbäumen bewachsen in unzehlbaren Sprüngen. Es ist ein unaussprech- liches Vergnügen, wie das klare, krystallhelle, frische gesunde Naß aufquillt, von der Macht zu zarten Bläschen getrieben, unter dem erfreuli- chen Schatten; alles innerlich sich regt und be- wegt, und die Fülle von selbst auf ebner Fläche fortrinnt. Nahe dabey wallen sie in Bächen zu den Gärten Fiordimonens hinein, und drängen sich da in einen lebendigen Teich zusammen, des- sen Ufer hohe Ahornen, Pignen, Lorbeern, Reben und Haselstauden beschatten; und aus diesem strömt der Clitunno schon ein ansehnlicher Fluß, voll schneller Forellen, so daß ich in Ita- lien keine so starke Quellen kenne.
Etwa tausend Schritte davon steht ein klei- ner Tempel mit korinthischen Säulen zierlich in der Ferne, obgleich aus spätern Zeiten, dem Flußgott zu Ehren, der den Römern ihr Vieh
so
kreis, Campello, aus einem Felſen kommen mit vielen uralten Feigenbaͤumen bewachſen in unzehlbaren Spruͤngen. Es iſt ein unausſprech- liches Vergnuͤgen, wie das klare, kryſtallhelle, friſche geſunde Naß aufquillt, von der Macht zu zarten Blaͤschen getrieben, unter dem erfreuli- chen Schatten; alles innerlich ſich regt und be- wegt, und die Fuͤlle von ſelbſt auf ebner Flaͤche fortrinnt. Nahe dabey wallen ſie in Baͤchen zu den Gaͤrten Fiordimonens hinein, und draͤngen ſich da in einen lebendigen Teich zuſammen, deſ- ſen Ufer hohe Ahornen, Pignen, Lorbeern, Reben und Haſelſtauden beſchatten; und aus dieſem ſtroͤmt der Clitunno ſchon ein anſehnlicher Fluß, voll ſchneller Forellen, ſo daß ich in Ita- lien keine ſo ſtarke Quellen kenne.
Etwa tauſend Schritte davon ſteht ein klei- ner Tempel mit korinthiſchen Saͤulen zierlich in der Ferne, obgleich aus ſpaͤtern Zeiten, dem Flußgott zu Ehren, der den Roͤmern ihr Vieh
ſo
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[306/0314]
kreis, Campello, aus einem Felſen kommen
mit vielen uralten Feigenbaͤumen bewachſen in
unzehlbaren Spruͤngen. Es iſt ein unausſprech-
liches Vergnuͤgen, wie das klare, kryſtallhelle,
friſche geſunde Naß aufquillt, von der Macht zu
zarten Blaͤschen getrieben, unter dem erfreuli-
chen Schatten; alles innerlich ſich regt und be-
wegt, und die Fuͤlle von ſelbſt auf ebner Flaͤche
fortrinnt. Nahe dabey wallen ſie in Baͤchen zu
den Gaͤrten Fiordimonens hinein, und draͤngen
ſich da in einen lebendigen Teich zuſammen, deſ-
ſen Ufer hohe Ahornen, Pignen, Lorbeern,
Reben und Haſelſtauden beſchatten; und aus
dieſem ſtroͤmt der Clitunno ſchon ein anſehnlicher
Fluß, voll ſchneller Forellen, ſo daß ich in Ita-
lien keine ſo ſtarke Quellen kenne.
Etwa tauſend Schritte davon ſteht ein klei-
ner Tempel mit korinthiſchen Saͤulen zierlich
in der Ferne, obgleich aus ſpaͤtern Zeiten, dem
Flußgott zu Ehren, der den Roͤmern ihr Vieh
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/314>, abgerufen am 24.11.2024.
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