Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Merz, bey Cortona.

Der Herzog hat mir erlaubt, den künftigen
Frühling hier auf meinem Gute zu seyn; doch
unter der Bedingung, daß ich zuweilen nach
Florenz komme, und den schon angelegten Pal-
last der Bianca besorge. Uebrigens hab ich dort
eine gute Parthey für mich zurückgelassen, und
in manchem Hause lebt die Hofnung, mich zum
Gemahl und Schwiegersohn zu erhalten.

Polyb und die Gegend ist nun mein Ge-
schäft; und zur Abwechslung bau und pflanz ich.
Der deutliche Sinn mancher Wörter in der Tak-
tik der alten Griechen und Römer hat mir an-
fangs bey ihm zu schaffen gemacht; doch bin ich
bald durchgedrungen, und damit zu Rande ge-
kommen. Dieß ist ein Geschichtschreiber, wie
sie seyn sollen; der das verstand, worüber er
schrieb, noch zur rechten Zeit lebte, und Men-
schen und Oerter kannte.

Unter
Merz, bey Cortona.

Der Herzog hat mir erlaubt, den kuͤnftigen
Fruͤhling hier auf meinem Gute zu ſeyn; doch
unter der Bedingung, daß ich zuweilen nach
Florenz komme, und den ſchon angelegten Pal-
laſt der Bianca beſorge. Uebrigens hab ich dort
eine gute Parthey fuͤr mich zuruͤckgelaſſen, und
in manchem Hauſe lebt die Hofnung, mich zum
Gemahl und Schwiegerſohn zu erhalten.

Polyb und die Gegend iſt nun mein Ge-
ſchaͤft; und zur Abwechslung bau und pflanz ich.
Der deutliche Sinn mancher Woͤrter in der Tak-
tik der alten Griechen und Roͤmer hat mir an-
fangs bey ihm zu ſchaffen gemacht; doch bin ich
bald durchgedrungen, und damit zu Rande ge-
kommen. Dieß iſt ein Geſchichtſchreiber, wie
ſie ſeyn ſollen; der das verſtand, woruͤber er
ſchrieb, noch zur rechten Zeit lebte, und Men-
ſchen und Oerter kannte.

Unter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0304" n="296"/>
        <div n="2">
          <head>Merz, bey Cortona.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Herzog hat mir erlaubt, den ku&#x0364;nftigen<lb/>
Fru&#x0364;hling hier auf meinem Gute zu &#x017F;eyn; doch<lb/>
unter der Bedingung, daß ich zuweilen nach<lb/>
Florenz komme, und den &#x017F;chon angelegten Pal-<lb/>
la&#x017F;t der Bianca be&#x017F;orge. Uebrigens hab ich dort<lb/>
eine gute Parthey fu&#x0364;r mich zuru&#x0364;ckgela&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
in manchem Hau&#x017F;e lebt die Hofnung, mich zum<lb/>
Gemahl und Schwieger&#x017F;ohn zu erhalten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Polyb</hi> und die Gegend i&#x017F;t nun mein Ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ft; und zur Abwechslung bau und pflanz ich.<lb/>
Der deutliche Sinn mancher Wo&#x0364;rter in der Tak-<lb/>
tik der alten Griechen und Ro&#x0364;mer hat mir an-<lb/>
fangs bey ihm zu &#x017F;chaffen gemacht; doch bin ich<lb/>
bald durchgedrungen, und damit zu Rande ge-<lb/>
kommen. Dieß i&#x017F;t ein Ge&#x017F;chicht&#x017F;chreiber, wie<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;eyn &#x017F;ollen; der das ver&#x017F;tand, woru&#x0364;ber er<lb/>
&#x017F;chrieb, noch zur rechten Zeit lebte, und Men-<lb/>
&#x017F;chen und Oerter kannte.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Unter</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0304] Merz, bey Cortona. Der Herzog hat mir erlaubt, den kuͤnftigen Fruͤhling hier auf meinem Gute zu ſeyn; doch unter der Bedingung, daß ich zuweilen nach Florenz komme, und den ſchon angelegten Pal- laſt der Bianca beſorge. Uebrigens hab ich dort eine gute Parthey fuͤr mich zuruͤckgelaſſen, und in manchem Hauſe lebt die Hofnung, mich zum Gemahl und Schwiegerſohn zu erhalten. Polyb und die Gegend iſt nun mein Ge- ſchaͤft; und zur Abwechslung bau und pflanz ich. Der deutliche Sinn mancher Woͤrter in der Tak- tik der alten Griechen und Roͤmer hat mir an- fangs bey ihm zu ſchaffen gemacht; doch bin ich bald durchgedrungen, und damit zu Rande ge- kommen. Dieß iſt ein Geſchichtſchreiber, wie ſie ſeyn ſollen; der das verſtand, woruͤber er ſchrieb, noch zur rechten Zeit lebte, und Men- ſchen und Oerter kannte. Unter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/304
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/304>, abgerufen am 23.11.2024.