Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

wage Centillionenmal übersteigt, gehört gewiß
dazu, ein Bein nicht kürzer und länger gleich
im Anfang zu machen, als das andre, und so
einen Arm wie den andern, und Auge wie Auge;
und so die Zähne und die Rippen in höchst ge-
nauer Proporzion; und dann zu vergrößern und
zu erhalten! und dieß sind nur grobe Sachen ge-
gen anders bey Insekten.

Demetri. Er ist auch nicht umsonst so
fein! und es gelingt nicht immer; die Alkibia-
den und Phrynen sind bey jeder Thierart
selten.

Ardinghello. Auf einer andern Seite be-
trachtet, ists nun wieder gar nichts außerordent-
liches und erhabnes; weil er wie ein Affe alles
nur nachahmt, wie ers vor sich findet, und gar
nichts ändert: so recht im alten Schlendrian der
lieben Gewohnheit versunken und verloren. Er
gibt sich gar nicht mehr die Mühe, etwas Neues
zu erdenken.

Deme-

wage Centillionenmal uͤberſteigt, gehoͤrt gewiß
dazu, ein Bein nicht kuͤrzer und laͤnger gleich
im Anfang zu machen, als das andre, und ſo
einen Arm wie den andern, und Auge wie Auge;
und ſo die Zaͤhne und die Rippen in hoͤchſt ge-
nauer Proporzion; und dann zu vergroͤßern und
zu erhalten! und dieß ſind nur grobe Sachen ge-
gen anders bey Inſekten.

Demetri. Er iſt auch nicht umſonſt ſo
fein! und es gelingt nicht immer; die Alkibia-
den und Phrynen ſind bey jeder Thierart
ſelten.

Ardinghello. Auf einer andern Seite be-
trachtet, iſts nun wieder gar nichts außerordent-
liches und erhabnes; weil er wie ein Affe alles
nur nachahmt, wie ers vor ſich findet, und gar
nichts aͤndert: ſo recht im alten Schlendrian der
lieben Gewohnheit verſunken und verloren. Er
gibt ſich gar nicht mehr die Muͤhe, etwas Neues
zu erdenken.

Deme-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0208" n="200"/>
wage Centillionenmal u&#x0364;ber&#x017F;teigt, geho&#x0364;rt gewiß<lb/>
dazu, ein Bein nicht ku&#x0364;rzer und la&#x0364;nger gleich<lb/>
im Anfang zu machen, als das andre, und &#x017F;o<lb/>
einen Arm wie den andern, und Auge wie Auge;<lb/>
und &#x017F;o die Za&#x0364;hne und die Rippen in ho&#x0364;ch&#x017F;t ge-<lb/>
nauer Proporzion; und dann zu vergro&#x0364;ßern und<lb/>
zu erhalten! und dieß &#x017F;ind nur grobe Sachen ge-<lb/>
gen anders bey In&#x017F;ekten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Demetri</hi>. Er i&#x017F;t auch nicht um&#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
fein! und es gelingt nicht immer; die Alkibia-<lb/>
den und Phrynen &#x017F;ind bey jeder Thierart<lb/>
&#x017F;elten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Ardinghello</hi>. Auf einer andern Seite be-<lb/>
trachtet, i&#x017F;ts nun wieder gar nichts außerordent-<lb/>
liches und erhabnes; weil er wie ein Affe alles<lb/>
nur nachahmt, wie ers vor &#x017F;ich findet, und gar<lb/>
nichts a&#x0364;ndert: &#x017F;o recht im alten Schlendrian der<lb/>
lieben Gewohnheit ver&#x017F;unken und verloren. Er<lb/>
gibt &#x017F;ich gar nicht mehr die Mu&#x0364;he, etwas Neues<lb/>
zu erdenken.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Deme-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0208] wage Centillionenmal uͤberſteigt, gehoͤrt gewiß dazu, ein Bein nicht kuͤrzer und laͤnger gleich im Anfang zu machen, als das andre, und ſo einen Arm wie den andern, und Auge wie Auge; und ſo die Zaͤhne und die Rippen in hoͤchſt ge- nauer Proporzion; und dann zu vergroͤßern und zu erhalten! und dieß ſind nur grobe Sachen ge- gen anders bey Inſekten. Demetri. Er iſt auch nicht umſonſt ſo fein! und es gelingt nicht immer; die Alkibia- den und Phrynen ſind bey jeder Thierart ſelten. Ardinghello. Auf einer andern Seite be- trachtet, iſts nun wieder gar nichts außerordent- liches und erhabnes; weil er wie ein Affe alles nur nachahmt, wie ers vor ſich findet, und gar nichts aͤndert: ſo recht im alten Schlendrian der lieben Gewohnheit verſunken und verloren. Er gibt ſich gar nicht mehr die Muͤhe, etwas Neues zu erdenken. Deme-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/208
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/208>, abgerufen am 24.11.2024.