worauf ich euch nach augenblicklicher Lust und Liebe vorphantasiere. O nichts ist reizender und lockender dazu! es ist der schönste Gegenstand meiner Poesie in der Einsamkeit. O es macht mich glücklich, und mich überläuft wieder zuweilen ein mensch- licher Schauder, wenn ich bedenke, was ich vielleicht schon war, und ferner seyn werde! was ich jetzt bin, und den folgenden Morgen, die folgende Stunde schon, vom neuen anfange zu seyn. Uebrigens genieß ich jeden Moment der Spanne meines gegenwärtigen Lebens so gut ich kann; und ergebe mich Kleinigkeit in die Umwäl- zungen der ungeheuern Massen.
Was Demetri darauf ferner sagte, davon mehr nur den Inhalt, als seine Worte; in so weit ich denselben gefaßt habe. Ich blieb bis jetzt noch immer der Meinung des Sokrates, daß auch die beste Metaphysik ein schönes Ge- bäude sey, welches bloß in der Luft schwebt; und daß man sich nur damit beschäftigen müsse,
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worauf ich euch nach augenblicklicher Luſt und Liebe vorphantaſiere. O nichts iſt reizender und lockender dazu! es iſt der ſchoͤnſte Gegenſtand meiner Poeſie in der Einſamkeit. O es macht mich gluͤcklich, und mich uͤberlaͤuft wieder zuweilen ein menſch- licher Schauder, wenn ich bedenke, was ich vielleicht ſchon war, und ferner ſeyn werde! was ich jetzt bin, und den folgenden Morgen, die folgende Stunde ſchon, vom neuen anfange zu ſeyn. Uebrigens genieß ich jeden Moment der Spanne meines gegenwaͤrtigen Lebens ſo gut ich kann; und ergebe mich Kleinigkeit in die Umwaͤl- zungen der ungeheuern Maſſen.
Was Demetri darauf ferner ſagte, davon mehr nur den Inhalt, als ſeine Worte; in ſo weit ich denſelben gefaßt habe. Ich blieb bis jetzt noch immer der Meinung des Sokrates, daß auch die beſte Metaphyſik ein ſchoͤnes Ge- baͤude ſey, welches bloß in der Luft ſchwebt; und daß man ſich nur damit beſchaͤftigen muͤſſe,
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worauf ich euch nach augenblicklicher Luſt und Liebe
vorphantaſiere. O nichts iſt reizender und lockender
dazu! es iſt der ſchoͤnſte Gegenſtand meiner Poeſie
in der Einſamkeit. O es macht mich gluͤcklich,
und mich uͤberlaͤuft wieder zuweilen ein menſch-
licher Schauder, wenn ich bedenke, was ich
vielleicht ſchon war, und ferner ſeyn werde! was
ich jetzt bin, und den folgenden Morgen, die
folgende Stunde ſchon, vom neuen anfange zu
ſeyn. Uebrigens genieß ich jeden Moment der
Spanne meines gegenwaͤrtigen Lebens ſo gut ich
kann; und ergebe mich Kleinigkeit in die Umwaͤl-
zungen der ungeheuern Maſſen.
Was Demetri darauf ferner ſagte, davon
mehr nur den Inhalt, als ſeine Worte; in ſo
weit ich denſelben gefaßt habe. Ich blieb bis
jetzt noch immer der Meinung des Sokrates,
daß auch die beſte Metaphyſik ein ſchoͤnes Ge-
baͤude ſey, welches bloß in der Luft ſchwebt;
und daß man ſich nur damit beſchaͤftigen muͤſſe,
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/173>, abgerufen am 25.11.2024.
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