tigen? Sie ist die erste und höchste aller Wissen- schaften.
Wenn wahr ist, wie es denn allen Schein der Wahrheit an sich trägt, was Alkibiades vom Sokrates in Platons Gastmal erzehlt: so hat auch hierin der, den das Orakel (vielleicht hauptsächlich deßwegen, was ihr eben aus den Denkwürdigkeiten von ihm angeführt habt!) zum Weisesten erklärte, doch auch hierin seine Schuldigkeit beobachtet. Er stand einst im freyen Felde vom Morgen an, den ganzen Tag über, und die Nacht durch, unbeweglich auf einem Flecke in dem allertiefsten Nachdenken versunken und verloren: und betete die Sonne an, als ih- re reine volle Feuersphäre über die östlichen Gipfel Strahlen des Lebens wehte.
In den geringsten Wissenschaften und Kün- sten herrschen verschiedne Meinungen; und es ist natürlich, daß in der höchsten die mehrsten herrschen, weil alle zum steilen Gipfel wollen,
und
tigen? Sie iſt die erſte und hoͤchſte aller Wiſſen- ſchaften.
Wenn wahr iſt, wie es denn allen Schein der Wahrheit an ſich traͤgt, was Alkibiades vom Sokrates in Platons Gaſtmal erzehlt: ſo hat auch hierin der, den das Orakel (vielleicht hauptſaͤchlich deßwegen, was ihr eben aus den Denkwuͤrdigkeiten von ihm angefuͤhrt habt!) zum Weiſeſten erklaͤrte, doch auch hierin ſeine Schuldigkeit beobachtet. Er ſtand einſt im freyen Felde vom Morgen an, den ganzen Tag uͤber, und die Nacht durch, unbeweglich auf einem Flecke in dem allertiefſten Nachdenken verſunken und verloren: und betete die Sonne an, als ih- re reine volle Feuerſphaͤre uͤber die oͤſtlichen Gipfel Strahlen des Lebens wehte.
In den geringſten Wiſſenſchaften und Kuͤn- ſten herrſchen verſchiedne Meinungen; und es iſt natuͤrlich, daß in der hoͤchſten die mehrſten herrſchen, weil alle zum ſteilen Gipfel wollen,
und
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tigen? Sie iſt die erſte und hoͤchſte aller Wiſſen-
ſchaften.
Wenn wahr iſt, wie es denn allen Schein
der Wahrheit an ſich traͤgt, was Alkibiades vom
Sokrates in Platons Gaſtmal erzehlt: ſo hat
auch hierin der, den das Orakel (vielleicht
hauptſaͤchlich deßwegen, was ihr eben aus den
Denkwuͤrdigkeiten von ihm angefuͤhrt habt!)
zum Weiſeſten erklaͤrte, doch auch hierin ſeine
Schuldigkeit beobachtet. Er ſtand einſt im freyen
Felde vom Morgen an, den ganzen Tag uͤber,
und die Nacht durch, unbeweglich auf einem
Flecke in dem allertiefſten Nachdenken verſunken
und verloren: und betete die Sonne an, als ih-
re reine volle Feuerſphaͤre uͤber die oͤſtlichen Gipfel
Strahlen des Lebens wehte.
In den geringſten Wiſſenſchaften und Kuͤn-
ſten herrſchen verſchiedne Meinungen; und es
iſt natuͤrlich, daß in der hoͤchſten die mehrſten
herrſchen, weil alle zum ſteilen Gipfel wollen,
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/170>, abgerufen am 25.11.2024.
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