Es ist eine wahre Tiefe von Menschheit: die andern Städte sind dagegen wie erst angepflanzt. Besonders reizen und rühren vom Kapitol an die ungeheuern Ruinen, welche die neuen Villen mit ihren Pygnen, Lorbeern, Cypressen, und beständig grünen Eichen ausschmücken.
Den Vormittag zog ich hier herum, und ging dem ersten Ursprung dieser heroischen Re- publik nach; und gelangte von den Rostris und dem Tempel des Romulus am Monte Palatino, gleich daneben in einem Winkel, zur Quelle der Juturna, die krystall hell gerade beym Anfang der Cloaca maxima aufsprudelt, und sich dahin- ein nun ferner ungebraucht ergießt. Ich schöpf- te mit der hohlen Hand daraus, und trank und ward erquickt, und konnte nicht müde werden, sie rinnen zu sehen. Ein heiliges Plätzchen, rundum verbaut und eingemauert! Die Wände sind überall mit breitblätterigem Epheu überzo- gen und kleinem Gesträuch bewachsen. Man
kennt
Ardinghello 2ter B. H
Es iſt eine wahre Tiefe von Menſchheit: die andern Staͤdte ſind dagegen wie erſt angepflanzt. Beſonders reizen und ruͤhren vom Kapitol an die ungeheuern Ruinen, welche die neuen Villen mit ihren Pygnen, Lorbeern, Cypreſſen, und beſtaͤndig gruͤnen Eichen ausſchmuͤcken.
Den Vormittag zog ich hier herum, und ging dem erſten Urſprung dieſer heroiſchen Re- publik nach; und gelangte von den Roſtris und dem Tempel des Romulus am Monte Palatino, gleich daneben in einem Winkel, zur Quelle der Juturna, die kryſtall hell gerade beym Anfang der Cloaca maxima aufſprudelt, und ſich dahin- ein nun ferner ungebraucht ergießt. Ich ſchoͤpf- te mit der hohlen Hand daraus, und trank und ward erquickt, und konnte nicht muͤde werden, ſie rinnen zu ſehen. Ein heiliges Plaͤtzchen, rundum verbaut und eingemauert! Die Waͤnde ſind uͤberall mit breitblaͤtterigem Epheu uͤberzo- gen und kleinem Geſtraͤuch bewachſen. Man
kennt
Ardinghello 2ter B. H
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0121"n="113"/>
Es iſt eine wahre Tiefe von Menſchheit: die<lb/>
andern Staͤdte ſind dagegen wie erſt angepflanzt.<lb/>
Beſonders reizen und ruͤhren vom Kapitol an die<lb/>
ungeheuern Ruinen, welche die neuen Villen<lb/>
mit ihren Pygnen, Lorbeern, Cypreſſen, und<lb/>
beſtaͤndig gruͤnen Eichen ausſchmuͤcken.</p><lb/><p>Den Vormittag zog ich hier herum, und<lb/>
ging dem erſten Urſprung dieſer heroiſchen Re-<lb/>
publik nach; und gelangte von den <hirendition="#aq">Roſtris</hi> und<lb/>
dem Tempel des Romulus am Monte Palatino,<lb/>
gleich daneben in einem Winkel, zur <hirendition="#fr">Quelle der<lb/>
Juturna</hi>, die kryſtall hell gerade beym Anfang<lb/>
der <hirendition="#aq">Cloaca maxima</hi> aufſprudelt, und ſich dahin-<lb/>
ein nun ferner ungebraucht ergießt. Ich ſchoͤpf-<lb/>
te mit der hohlen Hand daraus, und trank und<lb/>
ward erquickt, und konnte nicht muͤde werden,<lb/>ſie rinnen zu ſehen. Ein heiliges Plaͤtzchen,<lb/>
rundum verbaut und eingemauert! Die Waͤnde<lb/>ſind uͤberall mit breitblaͤtterigem Epheu uͤberzo-<lb/>
gen und kleinem Geſtraͤuch bewachſen. Man<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Ardinghello 2ter B.</hi> H</fw><fwplace="bottom"type="catch">kennt</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[113/0121]
Es iſt eine wahre Tiefe von Menſchheit: die
andern Staͤdte ſind dagegen wie erſt angepflanzt.
Beſonders reizen und ruͤhren vom Kapitol an die
ungeheuern Ruinen, welche die neuen Villen
mit ihren Pygnen, Lorbeern, Cypreſſen, und
beſtaͤndig gruͤnen Eichen ausſchmuͤcken.
Den Vormittag zog ich hier herum, und
ging dem erſten Urſprung dieſer heroiſchen Re-
publik nach; und gelangte von den Roſtris und
dem Tempel des Romulus am Monte Palatino,
gleich daneben in einem Winkel, zur Quelle der
Juturna, die kryſtall hell gerade beym Anfang
der Cloaca maxima aufſprudelt, und ſich dahin-
ein nun ferner ungebraucht ergießt. Ich ſchoͤpf-
te mit der hohlen Hand daraus, und trank und
ward erquickt, und konnte nicht muͤde werden,
ſie rinnen zu ſehen. Ein heiliges Plaͤtzchen,
rundum verbaut und eingemauert! Die Waͤnde
ſind uͤberall mit breitblaͤtterigem Epheu uͤberzo-
gen und kleinem Geſtraͤuch bewachſen. Man
kennt
Ardinghello 2ter B. H
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/121>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.