edle schöne Gestalt und Jugend, und, es muß nun von meinen Lippen! ein unwiderstehlicher Zug im Innern, den ich noch bey keinem Sterb- lichen fühlte, haben mich dazu verleitet."
"Verlaßt euch in Geheimnissen auf Wei- ber, dacht ich, wenigstens, die sie nicht selbst be- treffen! und gerieht in ein Labyrinth."
"Ein andermal von unsern Umständen, erwiedert ich. O daß ich dich endlich habe, du Stolz von Venedig und Zierde der Welt! Laß uns jetzt ganz allein seyn, und die vorüber- eilenden Augenblicke genießen in junger feuriger Liebe, o du Seele meiner Seele, Geist und Licht meines Lebens! Hier hob ich sie mit Macht in meine Arme, und trug sie unüberwindlich so auf einen Sopha, der in der Ecke am Fenster stand."
"Unglücklicher, sagte sie, was willst du be- ginnen?" und stieß mir mit allen Kräften das Gesicht von ihrer Brust. Dieß ist kein falsches Sträuben! ein einziger Ruf von mir, den mei-
ne
edle ſchoͤne Geſtalt und Jugend, und, es muß nun von meinen Lippen! ein unwiderſtehlicher Zug im Innern, den ich noch bey keinem Sterb- lichen fuͤhlte, haben mich dazu verleitet.“
„Verlaßt euch in Geheimniſſen auf Wei- ber, dacht ich, wenigſtens, die ſie nicht ſelbſt be- treffen! und gerieht in ein Labyrinth.“
„Ein andermal von unſern Umſtaͤnden, erwiedert ich. O daß ich dich endlich habe, du Stolz von Venedig und Zierde der Welt! Laß uns jetzt ganz allein ſeyn, und die voruͤber- eilenden Augenblicke genießen in junger feuriger Liebe, o du Seele meiner Seele, Geiſt und Licht meines Lebens! Hier hob ich ſie mit Macht in meine Arme, und trug ſie unuͤberwindlich ſo auf einen Sopha, der in der Ecke am Fenſter ſtand.“
„Ungluͤcklicher, ſagte ſie, was willſt du be- ginnen?“ und ſtieß mir mit allen Kraͤften das Geſicht von ihrer Bruſt. Dieß iſt kein falſches Straͤuben! ein einziger Ruf von mir, den mei-
ne
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0097"n="91"/>
edle ſchoͤne Geſtalt und Jugend, und, es muß<lb/>
nun von meinen Lippen! ein unwiderſtehlicher<lb/>
Zug im Innern, den ich noch bey keinem Sterb-<lb/>
lichen fuͤhlte, haben mich dazu verleitet.“</p><lb/><p>„Verlaßt euch in Geheimniſſen auf Wei-<lb/>
ber, dacht ich, wenigſtens, die ſie nicht ſelbſt be-<lb/>
treffen! und gerieht in ein Labyrinth.“</p><lb/><p>„Ein andermal von unſern Umſtaͤnden,<lb/>
erwiedert ich. O daß ich dich endlich habe, du<lb/>
Stolz von Venedig und Zierde der Welt!<lb/>
Laß uns jetzt ganz allein ſeyn, und die voruͤber-<lb/>
eilenden Augenblicke genießen in junger feuriger<lb/>
Liebe, o du Seele meiner Seele, Geiſt und Licht<lb/>
meines Lebens! Hier hob ich ſie mit Macht in<lb/>
meine Arme, und trug ſie unuͤberwindlich ſo auf<lb/>
einen Sopha, der in der Ecke am Fenſter ſtand.“</p><lb/><p>„Ungluͤcklicher, ſagte ſie, was willſt du be-<lb/>
ginnen?“ und ſtieß mir mit allen Kraͤften das<lb/>
Geſicht von ihrer Bruſt. Dieß iſt kein falſches<lb/>
Straͤuben! ein einziger Ruf von mir, den mei-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ne</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[91/0097]
edle ſchoͤne Geſtalt und Jugend, und, es muß
nun von meinen Lippen! ein unwiderſtehlicher
Zug im Innern, den ich noch bey keinem Sterb-
lichen fuͤhlte, haben mich dazu verleitet.“
„Verlaßt euch in Geheimniſſen auf Wei-
ber, dacht ich, wenigſtens, die ſie nicht ſelbſt be-
treffen! und gerieht in ein Labyrinth.“
„Ein andermal von unſern Umſtaͤnden,
erwiedert ich. O daß ich dich endlich habe, du
Stolz von Venedig und Zierde der Welt!
Laß uns jetzt ganz allein ſeyn, und die voruͤber-
eilenden Augenblicke genießen in junger feuriger
Liebe, o du Seele meiner Seele, Geiſt und Licht
meines Lebens! Hier hob ich ſie mit Macht in
meine Arme, und trug ſie unuͤberwindlich ſo auf
einen Sopha, der in der Ecke am Fenſter ſtand.“
„Ungluͤcklicher, ſagte ſie, was willſt du be-
ginnen?“ und ſtieß mir mit allen Kraͤften das
Geſicht von ihrer Bruſt. Dieß iſt kein falſches
Straͤuben! ein einziger Ruf von mir, den mei-
ne
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/97>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.