Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

ich hier den Lauf nicht unterbrechen will; gestand
ihm aber, daß ich noch nicht alles fände, was ich
verlangte." Du wirst mir guten Unterricht geben
können, fügt ich hinzu; denn nach deinen Stu-
dien in der Mahlerey, und Leibes und Seelen-
tugenden mußt du schon ein Held unter Amors
Fahne seyn."

Er antwortete hierauf:" ich spreche nicht
gern von diesen Dingen; denn sie machen alle
Menschen neidig, Freund und Feind. Aber weil du
einmal angefangen hast, so will ich auch dir be-
kennen. Doch vorher den Todesbund ewiger
Freundschaft feyerlicher vom neuen; wir kennen
uns nun vollkommen."

Hier zog er einen Dolch hervor, streifte
sich den linken Arm auf, stach hinein, und ließ
das Blut in den Becher rinnen; überreichte mir
den Dolch: und ich that, wie von einer furcht-
baren Macht ergriffen, voll Gluth und Rührung
dasselbe." Wie unser beyder Blut hier im Weine

ver-

ich hier den Lauf nicht unterbrechen will; geſtand
ihm aber, daß ich noch nicht alles faͤnde, was ich
verlangte.„ Du wirſt mir guten Unterricht geben
koͤnnen, fuͤgt ich hinzu; denn nach deinen Stu-
dien in der Mahlerey, und Leibes und Seelen-
tugenden mußt du ſchon ein Held unter Amors
Fahne ſeyn.“

Er antwortete hierauf:„ ich ſpreche nicht
gern von dieſen Dingen; denn ſie machen alle
Menſchen neidig, Freund und Feind. Aber weil du
einmal angefangen haſt, ſo will ich auch dir be-
kennen. Doch vorher den Todesbund ewiger
Freundſchaft feyerlicher vom neuen; wir kennen
uns nun vollkommen.“

Hier zog er einen Dolch hervor, ſtreifte
ſich den linken Arm auf, ſtach hinein, und ließ
das Blut in den Becher rinnen; uͤberreichte mir
den Dolch: und ich that, wie von einer furcht-
baren Macht ergriffen, voll Gluth und Ruͤhrung
daſſelbe.„ Wie unſer beyder Blut hier im Weine

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="80"/>
ich hier den Lauf nicht unterbrechen will; ge&#x017F;tand<lb/>
ihm aber, daß ich noch nicht alles fa&#x0364;nde, was ich<lb/>
verlangte.&#x201E; Du wir&#x017F;t mir guten Unterricht geben<lb/>
ko&#x0364;nnen, fu&#x0364;gt ich hinzu; denn nach deinen Stu-<lb/>
dien in der Mahlerey, und Leibes und Seelen-<lb/>
tugenden mußt du &#x017F;chon ein Held unter Amors<lb/>
Fahne &#x017F;eyn.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er antwortete hierauf:&#x201E; ich &#x017F;preche nicht<lb/>
gern von die&#x017F;en Dingen; denn &#x017F;ie machen alle<lb/>
Men&#x017F;chen neidig, Freund und Feind. Aber weil du<lb/>
einmal angefangen ha&#x017F;t, &#x017F;o will ich auch dir be-<lb/>
kennen. Doch vorher den Todesbund ewiger<lb/>
Freund&#x017F;chaft feyerlicher vom neuen; wir kennen<lb/>
uns nun vollkommen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Hier zog er einen Dolch hervor, &#x017F;treifte<lb/>
&#x017F;ich den linken Arm auf, &#x017F;tach hinein, und ließ<lb/>
das Blut in den Becher rinnen; u&#x0364;berreichte mir<lb/>
den Dolch: und ich that, wie von einer furcht-<lb/>
baren Macht ergriffen, voll Gluth und Ru&#x0364;hrung<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe.&#x201E; Wie un&#x017F;er beyder Blut hier im Weine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0086] ich hier den Lauf nicht unterbrechen will; geſtand ihm aber, daß ich noch nicht alles faͤnde, was ich verlangte.„ Du wirſt mir guten Unterricht geben koͤnnen, fuͤgt ich hinzu; denn nach deinen Stu- dien in der Mahlerey, und Leibes und Seelen- tugenden mußt du ſchon ein Held unter Amors Fahne ſeyn.“ Er antwortete hierauf:„ ich ſpreche nicht gern von dieſen Dingen; denn ſie machen alle Menſchen neidig, Freund und Feind. Aber weil du einmal angefangen haſt, ſo will ich auch dir be- kennen. Doch vorher den Todesbund ewiger Freundſchaft feyerlicher vom neuen; wir kennen uns nun vollkommen.“ Hier zog er einen Dolch hervor, ſtreifte ſich den linken Arm auf, ſtach hinein, und ließ das Blut in den Becher rinnen; uͤberreichte mir den Dolch: und ich that, wie von einer furcht- baren Macht ergriffen, voll Gluth und Ruͤhrung daſſelbe.„ Wie unſer beyder Blut hier im Weine ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/86
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/86>, abgerufen am 22.11.2024.