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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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durch Vernunftschlüsse und Vergleichungen, son-
dern noch durch Herkommen; und da hat doch das
Volk, dessen Sprache die älteste Tochter ist von
der abgestorbnen, oder vielmehr selbst noch Mut-
ter, nur durch die Zeit verändert und ver-
wandelt, das nächste Recht zur Erklärung. Kein
auswärtiger Bücherheld wird mit seinem bloßen
Buchstabieren auch je dem Runden und Lebendi-
gen desselben bey Lesung der übriggebliebnen Denk-
male gleich kommen.

Vom Neugriechischen bracht ich Ardinghel-
lon sehr bald alles bey, was zum täglichen Leben
gehört; ob es gleich von dem alten noch mehr
abweicht, als das Italiänische von dem Lateini-
schen. Die neuern Griechen haben für die ge-
meinsten Sachen andre Wörter, als Brod, Wein,
und so weiter. In einem Theil von Thessalien
ist es fast Wallachisch, halb latein und türkisch.
Der Mundarten sind vielleicht mehr als bey den
Alten; und so gehts mit der Aussprache. Die

jetzi-

durch Vernunftſchluͤſſe und Vergleichungen, ſon-
dern noch durch Herkommen; und da hat doch das
Volk, deſſen Sprache die aͤlteſte Tochter iſt von
der abgeſtorbnen, oder vielmehr ſelbſt noch Mut-
ter, nur durch die Zeit veraͤndert und ver-
wandelt, das naͤchſte Recht zur Erklaͤrung. Kein
auswaͤrtiger Buͤcherheld wird mit ſeinem bloßen
Buchſtabieren auch je dem Runden und Lebendi-
gen deſſelben bey Leſung der uͤbriggebliebnen Denk-
male gleich kommen.

Vom Neugriechiſchen bracht ich Ardinghel-
lon ſehr bald alles bey, was zum taͤglichen Leben
gehoͤrt; ob es gleich von dem alten noch mehr
abweicht, als das Italiaͤniſche von dem Lateini-
ſchen. Die neuern Griechen haben fuͤr die ge-
meinſten Sachen andre Woͤrter, als Brod, Wein,
und ſo weiter. In einem Theil von Theſſalien
iſt es faſt Wallachiſch, halb latein und tuͤrkiſch.
Der Mundarten ſind vielleicht mehr als bey den
Alten; und ſo gehts mit der Ausſprache. Die

jetzi-
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[62/0068] durch Vernunftſchluͤſſe und Vergleichungen, ſon- dern noch durch Herkommen; und da hat doch das Volk, deſſen Sprache die aͤlteſte Tochter iſt von der abgeſtorbnen, oder vielmehr ſelbſt noch Mut- ter, nur durch die Zeit veraͤndert und ver- wandelt, das naͤchſte Recht zur Erklaͤrung. Kein auswaͤrtiger Buͤcherheld wird mit ſeinem bloßen Buchſtabieren auch je dem Runden und Lebendi- gen deſſelben bey Leſung der uͤbriggebliebnen Denk- male gleich kommen. Vom Neugriechiſchen bracht ich Ardinghel- lon ſehr bald alles bey, was zum taͤglichen Leben gehoͤrt; ob es gleich von dem alten noch mehr abweicht, als das Italiaͤniſche von dem Lateini- ſchen. Die neuern Griechen haben fuͤr die ge- meinſten Sachen andre Woͤrter, als Brod, Wein, und ſo weiter. In einem Theil von Theſſalien iſt es faſt Wallachiſch, halb latein und tuͤrkiſch. Der Mundarten ſind vielleicht mehr als bey den Alten; und ſo gehts mit der Ausſprache. Die jetzi-

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/68>, abgerufen am 22.11.2024.