Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

endlich ganz nackend zeigte, in den verschämte-
sten, und muthwilligsten Stellungen.

Tolomei wetteiferte mit ihr; er hatte wirk-
lich Schentel wie ein junger Gott, entzückend
Feuer schon der Hand; und die Sprossen zum
künftigen Strauchwerk waren an seinem Leib-
chen eben angeflogen.

Demetri glich dem Zevs, und ihm fehlte
dazu nur Donnerkeil und Adler.

Die Phryne riß alsdenn der andern schön-
sten das Hemde weg, und beyde den übrigen; und
nun ward ich von ihr wie von einer wühtenden
Penthesilea gefaßt, der höchste Bacchantische
Sturm rauschte durch den Saal, der alles Ge-
fühl unaufhaltbar ergriff, wie donnerbrausende
Katarakten, vom Senegal und Rhein, wo man
von sich selbst nichts mehr weiß, und groß und
allmächtig in die ewige Herrlichkeit zurückkehrt.

Gegen

endlich ganz nackend zeigte, in den verſchaͤmte-
ſten, und muthwilligſten Stellungen.

Tolomei wetteiferte mit ihr; er hatte wirk-
lich Schentel wie ein junger Gott, entzuͤckend
Feuer ſchon der Hand; und die Sproſſen zum
kuͤnftigen Strauchwerk waren an ſeinem Leib-
chen eben angeflogen.

Demetri glich dem Zevs, und ihm fehlte
dazu nur Donnerkeil und Adler.

Die Phryne riß alsdenn der andern ſchoͤn-
ſten das Hemde weg, und beyde den uͤbrigen; und
nun ward ich von ihr wie von einer wuͤhtenden
Pentheſilea gefaßt, der hoͤchſte Bacchantiſche
Sturm rauſchte durch den Saal, der alles Ge-
fuͤhl unaufhaltbar ergriff, wie donnerbrauſende
Katarakten, vom Senegal und Rhein, wo man
von ſich ſelbſt nichts mehr weiß, und groß und
allmaͤchtig in die ewige Herrlichkeit zuruͤckkehrt.

Gegen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0412" n="406"/>
endlich ganz nackend zeigte, in den ver&#x017F;cha&#x0364;mte-<lb/>
&#x017F;ten, und muthwillig&#x017F;ten Stellungen.</p><lb/>
        <p>Tolomei wetteiferte mit ihr; er hatte wirk-<lb/>
lich Schentel wie ein junger Gott, entzu&#x0364;ckend<lb/>
Feuer &#x017F;chon der Hand; und die Spro&#x017F;&#x017F;en zum<lb/>
ku&#x0364;nftigen Strauchwerk waren an &#x017F;einem Leib-<lb/>
chen eben angeflogen.</p><lb/>
        <p>Demetri glich dem Zevs, und ihm fehlte<lb/>
dazu nur Donnerkeil und Adler.</p><lb/>
        <p>Die Phryne riß alsdenn der andern &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten das Hemde weg, und beyde den u&#x0364;brigen; und<lb/>
nun ward ich von ihr wie von einer wu&#x0364;htenden<lb/>
Penthe&#x017F;ilea gefaßt, der ho&#x0364;ch&#x017F;te Bacchanti&#x017F;che<lb/>
Sturm rau&#x017F;chte durch den Saal, der alles Ge-<lb/>
fu&#x0364;hl unaufhaltbar ergriff, wie donnerbrau&#x017F;ende<lb/>
Katarakten, vom Senegal und Rhein, wo man<lb/>
von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nichts mehr weiß, und groß und<lb/>
allma&#x0364;chtig in die ewige Herrlichkeit zuru&#x0364;ckkehrt.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Gegen</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[406/0412] endlich ganz nackend zeigte, in den verſchaͤmte- ſten, und muthwilligſten Stellungen. Tolomei wetteiferte mit ihr; er hatte wirk- lich Schentel wie ein junger Gott, entzuͤckend Feuer ſchon der Hand; und die Sproſſen zum kuͤnftigen Strauchwerk waren an ſeinem Leib- chen eben angeflogen. Demetri glich dem Zevs, und ihm fehlte dazu nur Donnerkeil und Adler. Die Phryne riß alsdenn der andern ſchoͤn- ſten das Hemde weg, und beyde den uͤbrigen; und nun ward ich von ihr wie von einer wuͤhtenden Pentheſilea gefaßt, der hoͤchſte Bacchantiſche Sturm rauſchte durch den Saal, der alles Ge- fuͤhl unaufhaltbar ergriff, wie donnerbrauſende Katarakten, vom Senegal und Rhein, wo man von ſich ſelbſt nichts mehr weiß, und groß und allmaͤchtig in die ewige Herrlichkeit zuruͤckkehrt. Gegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/412
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/412>, abgerufen am 24.11.2024.