wegen enger Schranken ihrer unbeweglichen Mittel nicht hin kann."
"Das höchste Leben ist das schwerste in al- len Künsten, so wohl in den bildenden, als Poesie und Musik: Sturm in der Natur, Mord zwischen Mann und Mann, Seelenverei- nigung zwischen Mann und Weib, und Tren- nung, Abgeschiedenheit verliebter Seelen. Das Todte kann auch der bloße Fleiß darstellen, aber das Leben nur der große Mensch. Wem beym Ursprung seiner Existenz nicht die Fackel der Gott- heit entzündet, der wird weder ein hohes Kunst- werk, noch eine erhabne Handlung hervorbrin- gen. Schönheit ist Leben in Formen und jeder Regung, und nichts Todtes ist schön, außer in einem Verhältniß von Leben."
"Warum ist der Torso schön, warum die Kolossen auf dem Monte Cavallo, warum unsre Venus? Weil sie in höchster Vollkommenheit menschlicher Kraft im freudigen Genuß ihrer Existenz sich befinden. Warum Apollo, warum
der
wegen enger Schranken ihrer unbeweglichen Mittel nicht hin kann.“
„Das hoͤchſte Leben iſt das ſchwerſte in al- len Kuͤnſten, ſo wohl in den bildenden, als Poeſie und Muſik: Sturm in der Natur, Mord zwiſchen Mann und Mann, Seelenverei- nigung zwiſchen Mann und Weib, und Tren- nung, Abgeſchiedenheit verliebter Seelen. Das Todte kann auch der bloße Fleiß darſtellen, aber das Leben nur der große Menſch. Wem beym Urſprung ſeiner Exiſtenz nicht die Fackel der Gott- heit entzuͤndet, der wird weder ein hohes Kunſt- werk, noch eine erhabne Handlung hervorbrin- gen. Schoͤnheit iſt Leben in Formen und jeder Regung, und nichts Todtes iſt ſchoͤn, außer in einem Verhaͤltniß von Leben.“
„Warum iſt der Torſo ſchoͤn, warum die Koloſſen auf dem Monte Cavallo, warum unſre Venus? Weil ſie in hoͤchſter Vollkommenheit menſchlicher Kraft im freudigen Genuß ihrer Exiſtenz ſich befinden. Warum Apollo, warum
der
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wegen enger Schranken ihrer unbeweglichen
Mittel nicht hin kann.“
„Das hoͤchſte Leben iſt das ſchwerſte in al-
len Kuͤnſten, ſo wohl in den bildenden, als
Poeſie und Muſik: Sturm in der Natur,
Mord zwiſchen Mann und Mann, Seelenverei-
nigung zwiſchen Mann und Weib, und Tren-
nung, Abgeſchiedenheit verliebter Seelen. Das
Todte kann auch der bloße Fleiß darſtellen, aber
das Leben nur der große Menſch. Wem beym
Urſprung ſeiner Exiſtenz nicht die Fackel der Gott-
heit entzuͤndet, der wird weder ein hohes Kunſt-
werk, noch eine erhabne Handlung hervorbrin-
gen. Schoͤnheit iſt Leben in Formen und jeder
Regung, und nichts Todtes iſt ſchoͤn, außer in
einem Verhaͤltniß von Leben.“
„Warum iſt der Torſo ſchoͤn, warum die
Koloſſen auf dem Monte Cavallo, warum unſre
Venus? Weil ſie in hoͤchſter Vollkommenheit
menſchlicher Kraft im freudigen Genuß ihrer
Exiſtenz ſich befinden. Warum Apollo, warum
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/389>, abgerufen am 25.11.2024.
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