lerey hat keine wirkliche Bewegung, nur den Schein davon, Zeichen; die Poesie kann keine Gestalt, keine Schönheit für den Sinn darstel- len, bleibt ewig unglückselig blind; und Musik an und für sich ist ohne bestimmten Ausdruck, und nur eine Magd der Musen."
"Der Dichter ahmt und stellt im Grunde nicht einmal etwas Wirkliches selbst dar, sondern nur Mittel, nehmlich die Reden der Menschen; und wie weit liegt die erste Natur der Sprache in den Abgründen der Zeit verborgen? Für uns Schaumblasen auf ihren Tiefen ist sie meistens bloß willkürlicher Schall. Wir haben allen un- sern Genuß durch Körper, und von diesen kann er nichts individuelles darstellen; alles ist bey ihm allgemein, bis auf die Namen schier Peter, Paul, und Lukas und Johannes, wenn ihm gute Schau- spieler nicht zu Hülfe kommen. Dafür hat er freylich ein weitschweifig Reich, und flattert überall an, wo die Mahlerey und Bildhauerkunst
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lerey hat keine wirkliche Bewegung, nur den Schein davon, Zeichen; die Poeſie kann keine Geſtalt, keine Schoͤnheit fuͤr den Sinn darſtel- len, bleibt ewig ungluͤckſelig blind; und Muſik an und fuͤr ſich iſt ohne beſtimmten Ausdruck, und nur eine Magd der Muſen.“
„Der Dichter ahmt und ſtellt im Grunde nicht einmal etwas Wirkliches ſelbſt dar, ſondern nur Mittel, nehmlich die Reden der Menſchen; und wie weit liegt die erſte Natur der Sprache in den Abgruͤnden der Zeit verborgen? Fuͤr uns Schaumblaſen auf ihren Tiefen iſt ſie meiſtens bloß willkuͤrlicher Schall. Wir haben allen un- ſern Genuß durch Koͤrper, und von dieſen kann er nichts individuelles darſtellen; alles iſt bey ihm allgemein, bis auf die Namen ſchier Peter, Paul, und Lukas und Johannes, wenn ihm gute Schau- ſpieler nicht zu Huͤlfe kommen. Dafuͤr hat er freylich ein weitſchweifig Reich, und flattert uͤberall an, wo die Mahlerey und Bildhauerkunſt
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lerey hat keine wirkliche Bewegung, nur den
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Geſtalt, keine Schoͤnheit fuͤr den Sinn darſtel-
len, bleibt ewig ungluͤckſelig blind; und Muſik
an und fuͤr ſich iſt ohne beſtimmten Ausdruck,
und nur eine Magd der Muſen.“
„Der Dichter ahmt und ſtellt im Grunde nicht
einmal etwas Wirkliches ſelbſt dar, ſondern nur
Mittel, nehmlich die Reden der Menſchen; und
wie weit liegt die erſte Natur der Sprache in
den Abgruͤnden der Zeit verborgen? Fuͤr uns
Schaumblaſen auf ihren Tiefen iſt ſie meiſtens
bloß willkuͤrlicher Schall. Wir haben allen un-
ſern Genuß durch Koͤrper, und von dieſen kann
er nichts individuelles darſtellen; alles iſt bey ihm
allgemein, bis auf die Namen ſchier Peter, Paul,
und Lukas und Johannes, wenn ihm gute Schau-
ſpieler nicht zu Huͤlfe kommen. Dafuͤr hat er
freylich ein weitſchweifig Reich, und flattert
uͤberall an, wo die Mahlerey und Bildhauerkunſt
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/388>, abgerufen am 27.11.2024.
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