[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.sind wir ewig, und scheinen die Zeit nicht mehr "Unser Leben ist kurz: wer uns ein Ganzes "Wenn einer inzwischen gar zu große Be- Ein Dichter muß dem Mahler immer in le-
ſind wir ewig, und ſcheinen die Zeit nicht mehr „Unſer Leben iſt kurz: wer uns ein Ganzes „Wenn einer inzwiſchen gar zu große Be- Ein Dichter muß dem Mahler immer in le-
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ſind wir ewig, und ſcheinen die Zeit nicht mehr
zu fuͤhlen.“
„Unſer Leben iſt kurz: wer uns ein Ganzes
taͤuſchend am geſchwindeſten in die Seele bringt,
erhaͤlt den Vorzug.“
„Wenn einer inzwiſchen gar zu große Be-
gierde hat, ein neues Ganzes zu wiſſen: ſo be-
hilft er ſich auch mit dem mangelhafteſten Mit-
tel, bis er ein beſſers vorfindet.“
Ein Dichter muß dem Mahler immer in
Schilderung koͤrperlicher Gegenſtaͤnde unterliegen:
und gerade ſo gehts dem Mahler im Gegentheil
mit Handlungen. Nichts deſtoweniger ragt doch
die Poeſie mit ihren willkuͤhrlichen Zeichen uͤber
alle ihre Schweſtern hervor. Kein Mahler kann die
Groͤße der Alpen, das unendliche Meer, den
unendlichen Himmel ſchildern auf ſeinem Laͤpp-
chen Leinwand; und kein Tonkuͤnſtler Kanonen-
ſchall, Donner und Orkan, ob er gleich das ſee-
lenergreiffendſte Mittel unter allen hat, da das
le-
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Zitationshilfe: | [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/357>, abgerufen am 16.02.2025. |