abgekartet, und den Minister gestürzt, eh er sichs versah. Es war mit dem alten Ziegenfüßler ohne Bestechung nichts anzufangen, und er hat uns Tort und Drangsal genug angethan. Wir sind jedoch säuberlich mit ihm verfahren, und er darf in Einsamkeit und Muße noch seine Beu- te überzehlen. Die Kammerjungfer der Bian- ca, und der Kammerdiener des Großherzogs schlugen ihm für eine Summe Zecchinen das Bein unter; das ist: sie brachten ihm aus den Mor- genstunden falsche, ganz entgegengesetzte, und doch fein und wahrscheinlich erdichtete Nachrich- ten von dem, was man gern sähe: und er plum- ste hinein. Wir warfen bey der Gelegenheit noch einige Lächerlichkeiten auf ihn, und empho- len unvermerkt den, welchen wir an seine Stel- le wollten.
Ich hätte den Posten vielleicht für mich er- obern können; aber ich mocht ihn nicht. Auch bey einem wackern Fürsten, dem ein schlaues Weib
ge-
abgekartet, und den Miniſter geſtuͤrzt, eh er ſichs verſah. Es war mit dem alten Ziegenfuͤßler ohne Beſtechung nichts anzufangen, und er hat uns Tort und Drangſal genug angethan. Wir ſind jedoch ſaͤuberlich mit ihm verfahren, und er darf in Einſamkeit und Muße noch ſeine Beu- te uͤberzehlen. Die Kammerjungfer der Bian- ca, und der Kammerdiener des Großherzogs ſchlugen ihm fuͤr eine Summe Zecchinen das Bein unter; das iſt: ſie brachten ihm aus den Mor- genſtunden falſche, ganz entgegengeſetzte, und doch fein und wahrſcheinlich erdichtete Nachrich- ten von dem, was man gern ſaͤhe: und er plum- ſte hinein. Wir warfen bey der Gelegenheit noch einige Laͤcherlichkeiten auf ihn, und empho- len unvermerkt den, welchen wir an ſeine Stel- le wollten.
Ich haͤtte den Poſten vielleicht fuͤr mich er- obern koͤnnen; aber ich mocht ihn nicht. Auch bey einem wackern Fuͤrſten, dem ein ſchlaues Weib
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abgekartet, und den Miniſter geſtuͤrzt, eh er ſichs
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ohne Beſtechung nichts anzufangen, und er hat
uns Tort und Drangſal genug angethan. Wir
ſind jedoch ſaͤuberlich mit ihm verfahren, und
er darf in Einſamkeit und Muße noch ſeine Beu-
te uͤberzehlen. Die Kammerjungfer der Bian-
ca, und der Kammerdiener des Großherzogs
ſchlugen ihm fuͤr eine Summe Zecchinen das Bein
unter; das iſt: ſie brachten ihm aus den Mor-
genſtunden falſche, ganz entgegengeſetzte, und
doch fein und wahrſcheinlich erdichtete Nachrich-
ten von dem, was man gern ſaͤhe: und er plum-
ſte hinein. Wir warfen bey der Gelegenheit
noch einige Laͤcherlichkeiten auf ihn, und empho-
len unvermerkt den, welchen wir an ſeine Stel-
le wollten.
Ich haͤtte den Poſten vielleicht fuͤr mich er-
obern koͤnnen; aber ich mocht ihn nicht. Auch
bey einem wackern Fuͤrſten, dem ein ſchlaues Weib
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/322>, abgerufen am 22.11.2024.
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