Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

gängen, was eigntlich nur Freude macht, und tief
verwickelte Mannigfaltigkeit hat, haperts.

So weit ging es nun alles gut; aber Isa-
bella ist in mich verliebt! mir sagen es ihre wol-
lüstigen Augen, und das Herneigen ihrer
Seele, wenn ich in ihre Gesellschaft komme.
Sie hält wie ein Lämmchen, und scheint zwi-
schen Blutsfreundschaft und andrer Liebe, gegen
die Gesetze des Judenlykurgs, keinen Unterschied
zu machen; oder die erstre dünkt ihr vielleicht
ohne diese ein leerer Name, wobey Niemand
vom Ursprung an einen sinnlichen Begriff habe.
Und ihr Vater und ihre drey Brüder lebten so
mit ihr nach der allgemeinen Rede. Stammen
sie etwa wie Alexander der sechste und dessen Söh-
ne und Lukrezia von einer besondern Menschen-
art? Es mag Fehler der Erziehung seyn, oder
von dem Mord herrühren: mir kömmt es abscheu-
lich vor, und ich werde zuverlässig mit ihr keinen
Bastarden vom Magus zeugen.

Ich

gaͤngen, was eigntlich nur Freude macht, und tief
verwickelte Mannigfaltigkeit hat, haperts.

So weit ging es nun alles gut; aber Iſa-
bella iſt in mich verliebt! mir ſagen es ihre wol-
luͤſtigen Augen, und das Herneigen ihrer
Seele, wenn ich in ihre Geſellſchaft komme.
Sie haͤlt wie ein Laͤmmchen, und ſcheint zwi-
ſchen Blutsfreundſchaft und andrer Liebe, gegen
die Geſetze des Judenlykurgs, keinen Unterſchied
zu machen; oder die erſtre duͤnkt ihr vielleicht
ohne dieſe ein leerer Name, wobey Niemand
vom Urſprung an einen ſinnlichen Begriff habe.
Und ihr Vater und ihre drey Bruͤder lebten ſo
mit ihr nach der allgemeinen Rede. Stammen
ſie etwa wie Alexander der ſechſte und deſſen Soͤh-
ne und Lukrezia von einer beſondern Menſchen-
art? Es mag Fehler der Erziehung ſeyn, oder
von dem Mord herruͤhren: mir koͤmmt es abſcheu-
lich vor, und ich werde zuverlaͤſſig mit ihr keinen
Baſtarden vom Magus zeugen.

Ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0298" n="292"/>
ga&#x0364;ngen, was eigntlich nur Freude macht, und tief<lb/>
verwickelte Mannigfaltigkeit hat, haperts.</p><lb/>
        <p>So weit ging es nun alles gut; aber I&#x017F;a-<lb/>
bella i&#x017F;t in mich verliebt! mir &#x017F;agen es ihre wol-<lb/>
lu&#x0364;&#x017F;tigen Augen, und das Herneigen ihrer<lb/>
Seele, wenn ich in ihre Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft komme.<lb/>
Sie ha&#x0364;lt wie ein La&#x0364;mmchen, und &#x017F;cheint zwi-<lb/>
&#x017F;chen Blutsfreund&#x017F;chaft und andrer Liebe, gegen<lb/>
die Ge&#x017F;etze des Judenlykurgs, keinen Unter&#x017F;chied<lb/>
zu machen; oder die er&#x017F;tre du&#x0364;nkt ihr vielleicht<lb/>
ohne die&#x017F;e ein leerer Name, wobey Niemand<lb/>
vom Ur&#x017F;prung an einen &#x017F;innlichen Begriff habe.<lb/>
Und ihr Vater und ihre drey Bru&#x0364;der lebten &#x017F;o<lb/>
mit ihr nach der allgemeinen Rede. Stammen<lb/>
&#x017F;ie etwa wie Alexander der &#x017F;ech&#x017F;te und de&#x017F;&#x017F;en So&#x0364;h-<lb/>
ne und Lukrezia von einer be&#x017F;ondern Men&#x017F;chen-<lb/>
art? Es mag Fehler der Erziehung &#x017F;eyn, oder<lb/>
von dem Mord herru&#x0364;hren: mir ko&#x0364;mmt es ab&#x017F;cheu-<lb/>
lich vor, und ich werde zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig mit ihr keinen<lb/>
Ba&#x017F;tarden vom Magus zeugen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ich</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0298] gaͤngen, was eigntlich nur Freude macht, und tief verwickelte Mannigfaltigkeit hat, haperts. So weit ging es nun alles gut; aber Iſa- bella iſt in mich verliebt! mir ſagen es ihre wol- luͤſtigen Augen, und das Herneigen ihrer Seele, wenn ich in ihre Geſellſchaft komme. Sie haͤlt wie ein Laͤmmchen, und ſcheint zwi- ſchen Blutsfreundſchaft und andrer Liebe, gegen die Geſetze des Judenlykurgs, keinen Unterſchied zu machen; oder die erſtre duͤnkt ihr vielleicht ohne dieſe ein leerer Name, wobey Niemand vom Urſprung an einen ſinnlichen Begriff habe. Und ihr Vater und ihre drey Bruͤder lebten ſo mit ihr nach der allgemeinen Rede. Stammen ſie etwa wie Alexander der ſechſte und deſſen Soͤh- ne und Lukrezia von einer beſondern Menſchen- art? Es mag Fehler der Erziehung ſeyn, oder von dem Mord herruͤhren: mir koͤmmt es abſcheu- lich vor, und ich werde zuverlaͤſſig mit ihr keinen Baſtarden vom Magus zeugen. Ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/298
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/298>, abgerufen am 25.11.2024.