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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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starke Bankerotte in Marseille aus, wobey er
so viel einbüßte, daß die Gläubiger sich seines
übrigen Vermögens bemächtigten. Er flüchtete
zuvor mit wenigen hieher, da der Reichthum
der Kaufleute mehr in Forderungen als baarem
Gelde besteht, und gab binnen Kurzem vor Kum-
mer seinen Geist auf; Lucinden nahmen aus dem
Kloster ihre mütterlichen Anverwandten zu sich.
Und so strahlt sie denn wie der Morgenstern, der
bey einer Nacht ohne Mond aus den stürmischen
Wellen der See aufgeht und Glanz von sich
träufelt, am Genuesischen Himmel."

"Aber o wäre sie auch so glücklich, als sie
schön ist, und alle weibliche Tugenden besitzt!
Sie könnt es seyn, wenn das Schicksal ihr nicht
einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.
Florio Branca liebte sie, und ihn Lucinde; und sie
lebten schon in seeliger Ehe mit einander, wenn er
nicht in Sklaverey gerahten wäre. Er wuchs an
den Ufern des Varo auf, kam in das Haus ihres

Va-
Q

ſtarke Bankerotte in Marſeille aus, wobey er
ſo viel einbuͤßte, daß die Glaͤubiger ſich ſeines
uͤbrigen Vermoͤgens bemaͤchtigten. Er fluͤchtete
zuvor mit wenigen hieher, da der Reichthum
der Kaufleute mehr in Forderungen als baarem
Gelde beſteht, und gab binnen Kurzem vor Kum-
mer ſeinen Geiſt auf; Lucinden nahmen aus dem
Kloſter ihre muͤtterlichen Anverwandten zu ſich.
Und ſo ſtrahlt ſie denn wie der Morgenſtern, der
bey einer Nacht ohne Mond aus den ſtuͤrmiſchen
Wellen der See aufgeht und Glanz von ſich
traͤufelt, am Genueſiſchen Himmel.“

„Aber o waͤre ſie auch ſo gluͤcklich, als ſie
ſchoͤn iſt, und alle weibliche Tugenden beſitzt!
Sie koͤnnt es ſeyn, wenn das Schickſal ihr nicht
einen Strich durch die Rechnung gemacht haͤtte.
Florio Branca liebte ſie, und ihn Lucinde; und ſie
lebten ſchon in ſeeliger Ehe mit einander, wenn er
nicht in Sklaverey gerahten waͤre. Er wuchs an
den Ufern des Varo auf, kam in das Haus ihres

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Q
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[241/0247] ſtarke Bankerotte in Marſeille aus, wobey er ſo viel einbuͤßte, daß die Glaͤubiger ſich ſeines uͤbrigen Vermoͤgens bemaͤchtigten. Er fluͤchtete zuvor mit wenigen hieher, da der Reichthum der Kaufleute mehr in Forderungen als baarem Gelde beſteht, und gab binnen Kurzem vor Kum- mer ſeinen Geiſt auf; Lucinden nahmen aus dem Kloſter ihre muͤtterlichen Anverwandten zu ſich. Und ſo ſtrahlt ſie denn wie der Morgenſtern, der bey einer Nacht ohne Mond aus den ſtuͤrmiſchen Wellen der See aufgeht und Glanz von ſich traͤufelt, am Genueſiſchen Himmel.“ „Aber o waͤre ſie auch ſo gluͤcklich, als ſie ſchoͤn iſt, und alle weibliche Tugenden beſitzt! Sie koͤnnt es ſeyn, wenn das Schickſal ihr nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht haͤtte. Florio Branca liebte ſie, und ihn Lucinde; und ſie lebten ſchon in ſeeliger Ehe mit einander, wenn er nicht in Sklaverey gerahten waͤre. Er wuchs an den Ufern des Varo auf, kam in das Haus ihres Va- Q

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/247>, abgerufen am 25.11.2024.