immer thun möchte, ohn ihr mehr Schaden zu- zufügen! fuhr er lieblich zu sprechen fort. Ihr Vater war ein heruntergekommner Edelmann, der um sich wieder zu erhohlen hernach Handlung trieb. Mit seiner ersten Frau zeugte er keine Kinder; alsdenn schon in die funfzig, vermählte er sich mit einer armen, aber jungen und äußerst schönen Anverwandtin der Mutter der Fulvia, Fregosa, die nun in das Haus S*** getreten ist, bey welcher sich Lucinde aufhält. Sie hieß Sophia, und lebte mit dem alten Montefeltro schier an die drey Jahr in Ehe, als sie wider Verhoffen schwanger wurde, und mit Lucinden niederkam.
Jedoch unter den Rosen der Gastfreund- schaft! es hielt sich damals zu Nizza wegen des milden Winterklimas unter fremdem Namen ein wunderschöner und tapfrer portugiesischer Prinz auf, der eine Wunde im Krieg mit den Saraze- nen bekommen hatte, die in seinem Lande nicht recht
hei-
immer thun moͤchte, ohn ihr mehr Schaden zu- zufuͤgen! fuhr er lieblich zu ſprechen fort. Ihr Vater war ein heruntergekommner Edelmann, der um ſich wieder zu erhohlen hernach Handlung trieb. Mit ſeiner erſten Frau zeugte er keine Kinder; alsdenn ſchon in die funfzig, vermaͤhlte er ſich mit einer armen, aber jungen und aͤußerſt ſchoͤnen Anverwandtin der Mutter der Fulvia, Fregoſa, die nun in das Haus S*** getreten iſt, bey welcher ſich Lucinde aufhaͤlt. Sie hieß Sophia, und lebte mit dem alten Montefeltro ſchier an die drey Jahr in Ehe, als ſie wider Verhoffen ſchwanger wurde, und mit Lucinden niederkam.
Jedoch unter den Roſen der Gaſtfreund- ſchaft! es hielt ſich damals zu Nizza wegen des milden Winterklimas unter fremdem Namen ein wunderſchoͤner und tapfrer portugieſiſcher Prinz auf, der eine Wunde im Krieg mit den Saraze- nen bekommen hatte, die in ſeinem Lande nicht recht
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immer thun moͤchte, ohn ihr mehr Schaden zu-
zufuͤgen! fuhr er lieblich zu ſprechen fort. Ihr
Vater war ein heruntergekommner Edelmann, der
um ſich wieder zu erhohlen hernach Handlung
trieb. Mit ſeiner erſten Frau zeugte er keine
Kinder; alsdenn ſchon in die funfzig, vermaͤhlte
er ſich mit einer armen, aber jungen und aͤußerſt
ſchoͤnen Anverwandtin der Mutter der Fulvia,
Fregoſa, die nun in das Haus S*** getreten iſt,
bey welcher ſich Lucinde aufhaͤlt. Sie hieß
Sophia, und lebte mit dem alten Montefeltro
ſchier an die drey Jahr in Ehe, als ſie wider
Verhoffen ſchwanger wurde, und mit Lucinden
niederkam.
Jedoch unter den Roſen der Gaſtfreund-
ſchaft! es hielt ſich damals zu Nizza wegen des
milden Winterklimas unter fremdem Namen ein
wunderſchoͤner und tapfrer portugieſiſcher Prinz
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/245>, abgerufen am 22.11.2024.
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