ihr eine ganz andre Beschreibung, wie sie mit ihren Geliebten entdeckt hätte, der in der Skla- verey lebe; und mit einem Wort, daß ich das himmlische Mädchen zu hoch schätze, um es zu verführen und unglücklich zu machen. Ich bat sie ihrer selbst wegen, von diesem alle stille zu seyn.
Sie wars gar wohl zufrieden, und antwor- tete, daß sie die Geschichte wisse; sie habe aber ge- glaubt, daß der Bräutigam in der Schlacht ge- blieben und alles längst vorbey sey. Auch sie woll ihr möglichstes beytragen, daß der Armen gehol- fen werde; sie liebe sie als ihre beste Freundin und eine der vollkommensten Personen ihres Ge- schlechts: nur könne sie ihre allzugroße Frömmig- keit, Eingezogenheit und Kälte nicht vertragen; die Jugend unsers Lebens, besonders beym Frauenzimmer, sey zu kurz, um sie so ungenossen wegstreichen zu lassen, und in diesem Punkt Lu- cinde gewiß immer albern.
Dar-
ihr eine ganz andre Beſchreibung, wie ſie mit ihren Geliebten entdeckt haͤtte, der in der Skla- verey lebe; und mit einem Wort, daß ich das himmliſche Maͤdchen zu hoch ſchaͤtze, um es zu verfuͤhren und ungluͤcklich zu machen. Ich bat ſie ihrer ſelbſt wegen, von dieſem alle ſtille zu ſeyn.
Sie wars gar wohl zufrieden, und antwor- tete, daß ſie die Geſchichte wiſſe; ſie habe aber ge- glaubt, daß der Braͤutigam in der Schlacht ge- blieben und alles laͤngſt vorbey ſey. Auch ſie woll ihr moͤglichſtes beytragen, daß der Armen gehol- fen werde; ſie liebe ſie als ihre beſte Freundin und eine der vollkommenſten Perſonen ihres Ge- ſchlechts: nur koͤnne ſie ihre allzugroße Froͤmmig- keit, Eingezogenheit und Kaͤlte nicht vertragen; die Jugend unſers Lebens, beſonders beym Frauenzimmer, ſey zu kurz, um ſie ſo ungenoſſen wegſtreichen zu laſſen, und in dieſem Punkt Lu- cinde gewiß immer albern.
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ihr eine ganz andre Beſchreibung, wie ſie mit
ihren Geliebten entdeckt haͤtte, der in der Skla-
verey lebe; und mit einem Wort, daß ich das
himmliſche Maͤdchen zu hoch ſchaͤtze, um es zu
verfuͤhren und ungluͤcklich zu machen. Ich bat
ſie ihrer ſelbſt wegen, von dieſem alle ſtille zu
ſeyn.
Sie wars gar wohl zufrieden, und antwor-
tete, daß ſie die Geſchichte wiſſe; ſie habe aber ge-
glaubt, daß der Braͤutigam in der Schlacht ge-
blieben und alles laͤngſt vorbey ſey. Auch ſie woll
ihr moͤglichſtes beytragen, daß der Armen gehol-
fen werde; ſie liebe ſie als ihre beſte Freundin
und eine der vollkommenſten Perſonen ihres Ge-
ſchlechts: nur koͤnne ſie ihre allzugroße Froͤmmig-
keit, Eingezogenheit und Kaͤlte nicht vertragen;
die Jugend unſers Lebens, beſonders beym
Frauenzimmer, ſey zu kurz, um ſie ſo ungenoſſen
wegſtreichen zu laſſen, und in dieſem Punkt Lu-
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/240>, abgerufen am 22.11.2024.
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