Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Etwa zwey Stunden nach Mitternacht
darauf, als der Ball am lebendigsten war, hörte
man einige Schüsse fallen, und bey der plötzli-
chen Stille darüber ein ängstlich Schreyen und
wieder Schüsse, und Getümmel die Treppe herauf
nach dem Saal. Und in einem Augenblick, ehe
man eine Hand umwendet, brachen gräßliche
Männer mit Säbeln und Gewehr in den Händen
zur vordern Thür herein. Man stand wie ver-
steinert, und wollte fliehen und konnte nicht,
und wußte nicht wohin. Alles drängte sich auf
die Seiten nach den Fenstern, und wo nur eine
Oefnung war; und heulte und jammerte, und
alle Gesichter färbte die Todesblässe.

Wir wurden von Seeräubern überfallen,
nach den gelben Afrikanischen Gestalten; und an
Gegenwehr war wenig zu denken. Ein Theil
von denselben besetzte die Thür, wo sie hereinka-
men, andre faßten gleich die Braut und griffen
zuerst nach den Frauenzimmern und schleppten sie

fort.

Etwa zwey Stunden nach Mitternacht
darauf, als der Ball am lebendigſten war, hoͤrte
man einige Schuͤſſe fallen, und bey der ploͤtzli-
chen Stille daruͤber ein aͤngſtlich Schreyen und
wieder Schuͤſſe, und Getuͤmmel die Treppe herauf
nach dem Saal. Und in einem Augenblick, ehe
man eine Hand umwendet, brachen graͤßliche
Maͤnner mit Saͤbeln und Gewehr in den Haͤnden
zur vordern Thuͤr herein. Man ſtand wie ver-
ſteinert, und wollte fliehen und konnte nicht,
und wußte nicht wohin. Alles draͤngte ſich auf
die Seiten nach den Fenſtern, und wo nur eine
Oefnung war; und heulte und jammerte, und
alle Geſichter faͤrbte die Todesblaͤſſe.

Wir wurden von Seeraͤubern uͤberfallen,
nach den gelben Afrikaniſchen Geſtalten; und an
Gegenwehr war wenig zu denken. Ein Theil
von denſelben beſetzte die Thuͤr, wo ſie hereinka-
men, andre faßten gleich die Braut und griffen
zuerſt nach den Frauenzimmern und ſchleppten ſie

fort.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0195" n="189"/>
        <p>Etwa zwey Stunden nach Mitternacht<lb/>
darauf, als der Ball am lebendig&#x017F;ten war, ho&#x0364;rte<lb/>
man einige Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e fallen, und bey der plo&#x0364;tzli-<lb/>
chen Stille daru&#x0364;ber ein a&#x0364;ng&#x017F;tlich Schreyen und<lb/>
wieder Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und Getu&#x0364;mmel die Treppe herauf<lb/>
nach dem Saal. Und in einem Augenblick, ehe<lb/>
man eine Hand umwendet, brachen gra&#x0364;ßliche<lb/>
Ma&#x0364;nner mit Sa&#x0364;beln und Gewehr in den Ha&#x0364;nden<lb/>
zur vordern Thu&#x0364;r herein. Man &#x017F;tand wie ver-<lb/>
&#x017F;teinert, und wollte fliehen und konnte nicht,<lb/>
und wußte nicht wohin. Alles dra&#x0364;ngte &#x017F;ich auf<lb/>
die Seiten nach den Fen&#x017F;tern, und wo nur eine<lb/>
Oefnung war; und heulte und jammerte, und<lb/>
alle Ge&#x017F;ichter fa&#x0364;rbte die Todesbla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>Wir wurden von Seera&#x0364;ubern u&#x0364;berfallen,<lb/>
nach den gelben Afrikani&#x017F;chen Ge&#x017F;talten; und an<lb/>
Gegenwehr war wenig zu denken. Ein Theil<lb/>
von den&#x017F;elben be&#x017F;etzte die Thu&#x0364;r, wo &#x017F;ie hereinka-<lb/>
men, andre faßten gleich die Braut und griffen<lb/>
zuer&#x017F;t nach den Frauenzimmern und &#x017F;chleppten &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fort.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0195] Etwa zwey Stunden nach Mitternacht darauf, als der Ball am lebendigſten war, hoͤrte man einige Schuͤſſe fallen, und bey der ploͤtzli- chen Stille daruͤber ein aͤngſtlich Schreyen und wieder Schuͤſſe, und Getuͤmmel die Treppe herauf nach dem Saal. Und in einem Augenblick, ehe man eine Hand umwendet, brachen graͤßliche Maͤnner mit Saͤbeln und Gewehr in den Haͤnden zur vordern Thuͤr herein. Man ſtand wie ver- ſteinert, und wollte fliehen und konnte nicht, und wußte nicht wohin. Alles draͤngte ſich auf die Seiten nach den Fenſtern, und wo nur eine Oefnung war; und heulte und jammerte, und alle Geſichter faͤrbte die Todesblaͤſſe. Wir wurden von Seeraͤubern uͤberfallen, nach den gelben Afrikaniſchen Geſtalten; und an Gegenwehr war wenig zu denken. Ein Theil von denſelben beſetzte die Thuͤr, wo ſie hereinka- men, andre faßten gleich die Braut und griffen zuerſt nach den Frauenzimmern und ſchleppten ſie fort.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/195
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/195>, abgerufen am 25.11.2024.