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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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gang in ihr Herz und Phantasie zu finden: sonst thue
überhaupt das vortreflichste oft nicht seine Wir-
kung. Doch woll ich ihn begleiten; sein Epitha-
lamium zu hören schon allein reize mich. Er kön-
ne mich als Stimmer seiner Zithar beym Schmau-
se mit einführen.

Ich lernte nun seine Tochter kennen, eine
erzgute frohe junge Hausmutter; und ihren Mann,
einen muntern treflichen Wirthschafter; und ei-
nen kleinen Engel von Söhnchen: so daß ein
schönes Ganzes in lebendiger Ordnung war.
Das alte mit Epheu bewachsne Gemäuer der klei-
nen Landburg fand ich innen bequem eingerichtet.
Ich nahm gegen Mittag bey ihnen ein gesundes
köstliches einfaches Mahl ein. Nach Tische
schlummerten wir alle ein Paar Stunden; und
dann fuhren wir ab, und mich ergötzten unend-
lich die Seewellen, so grünlicht klar und weich
und furchtbar lieblich schroff über den Abgründen,
wo jede auch in ihrer Kleinheit sich majestätisch als
Tochter des unermeßlichen Ozeans zeigte.

Wir
M 3

gang in ihr Herz und Phantaſie zu finden: ſonſt thue
uͤberhaupt das vortreflichſte oft nicht ſeine Wir-
kung. Doch woll ich ihn begleiten; ſein Epitha-
lamium zu hoͤren ſchon allein reize mich. Er koͤn-
ne mich als Stimmer ſeiner Zithar beym Schmau-
ſe mit einfuͤhren.

Ich lernte nun ſeine Tochter kennen, eine
erzgute frohe junge Hausmutter; und ihren Mann,
einen muntern treflichen Wirthſchafter; und ei-
nen kleinen Engel von Soͤhnchen: ſo daß ein
ſchoͤnes Ganzes in lebendiger Ordnung war.
Das alte mit Epheu bewachsne Gemaͤuer der klei-
nen Landburg fand ich innen bequem eingerichtet.
Ich nahm gegen Mittag bey ihnen ein geſundes
koͤſtliches einfaches Mahl ein. Nach Tiſche
ſchlummerten wir alle ein Paar Stunden; und
dann fuhren wir ab, und mich ergoͤtzten unend-
lich die Seewellen, ſo gruͤnlicht klar und weich
und furchtbar lieblich ſchroff uͤber den Abgruͤnden,
wo jede auch in ihrer Kleinheit ſich majeſtaͤtiſch als
Tochter des unermeßlichen Ozeans zeigte.

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[181/0187] gang in ihr Herz und Phantaſie zu finden: ſonſt thue uͤberhaupt das vortreflichſte oft nicht ſeine Wir- kung. Doch woll ich ihn begleiten; ſein Epitha- lamium zu hoͤren ſchon allein reize mich. Er koͤn- ne mich als Stimmer ſeiner Zithar beym Schmau- ſe mit einfuͤhren. Ich lernte nun ſeine Tochter kennen, eine erzgute frohe junge Hausmutter; und ihren Mann, einen muntern treflichen Wirthſchafter; und ei- nen kleinen Engel von Soͤhnchen: ſo daß ein ſchoͤnes Ganzes in lebendiger Ordnung war. Das alte mit Epheu bewachsne Gemaͤuer der klei- nen Landburg fand ich innen bequem eingerichtet. Ich nahm gegen Mittag bey ihnen ein geſundes koͤſtliches einfaches Mahl ein. Nach Tiſche ſchlummerten wir alle ein Paar Stunden; und dann fuhren wir ab, und mich ergoͤtzten unend- lich die Seewellen, ſo gruͤnlicht klar und weich und furchtbar lieblich ſchroff uͤber den Abgruͤnden, wo jede auch in ihrer Kleinheit ſich majeſtaͤtiſch als Tochter des unermeßlichen Ozeans zeigte. Wir M 3

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/187>, abgerufen am 24.11.2024.