ten Beutel, und ein Hemd und ein Paar Strümpfe außer denen, die er an hatte.
An einem Abend beurlaubte er sich von mei- ner Mutter, die weichmühtig Thränen vergoß, und ihn an ihre Brust drückte; er wurde von ihr geliebt, wie mein Zwillingsbruder. Sie gab ihm ihren reinsten Seegen, und bat zu Gott, daß er sie erhören möchte, da er nicht länger blei- ben wollte; und sagte ihm zuletzt, daß sie sich oft nach seinem Umgang sehnen würde. Ihr mach- ten wir weiß, daß er wieder in seine Heimaht zöge.
Wir brachten die Nacht alsdenn beysammen zu, so recht wie klare Quellen von Leben, wo alle Blicke durchgehen; ich wünsche mir nie eine größ- re Seeligkeit. Aber ach! was ist der Mensch? ein Punkt, zerfetzt und zerrissen vom Schicksal auf allen Seiten, und unaufhaltbar fortgetragen in den wilden Fluhten der Dinge, wo er weder An- fang noch Ende sieht.
Ge-
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ten Beutel, und ein Hemd und ein Paar Struͤmpfe außer denen, die er an hatte.
An einem Abend beurlaubte er ſich von mei- ner Mutter, die weichmuͤhtig Thraͤnen vergoß, und ihn an ihre Bruſt druͤckte; er wurde von ihr geliebt, wie mein Zwillingsbruder. Sie gab ihm ihren reinſten Seegen, und bat zu Gott, daß er ſie erhoͤren moͤchte, da er nicht laͤnger blei- ben wollte; und ſagte ihm zuletzt, daß ſie ſich oft nach ſeinem Umgang ſehnen wuͤrde. Ihr mach- ten wir weiß, daß er wieder in ſeine Heimaht zoͤge.
Wir brachten die Nacht alsdenn beyſammen zu, ſo recht wie klare Quellen von Leben, wo alle Blicke durchgehen; ich wuͤnſche mir nie eine groͤß- re Seeligkeit. Aber ach! was iſt der Menſch? ein Punkt, zerfetzt und zerriſſen vom Schickſal auf allen Seiten, und unaufhaltbar fortgetragen in den wilden Fluhten der Dinge, wo er weder An- fang noch Ende ſieht.
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ten Beutel, und ein Hemd und ein Paar
Struͤmpfe außer denen, die er an hatte.
An einem Abend beurlaubte er ſich von mei-
ner Mutter, die weichmuͤhtig Thraͤnen vergoß,
und ihn an ihre Bruſt druͤckte; er wurde von
ihr geliebt, wie mein Zwillingsbruder. Sie gab
ihm ihren reinſten Seegen, und bat zu Gott,
daß er ſie erhoͤren moͤchte, da er nicht laͤnger blei-
ben wollte; und ſagte ihm zuletzt, daß ſie ſich oft
nach ſeinem Umgang ſehnen wuͤrde. Ihr mach-
ten wir weiß, daß er wieder in ſeine Heimaht
zoͤge.
Wir brachten die Nacht alsdenn beyſammen
zu, ſo recht wie klare Quellen von Leben, wo alle
Blicke durchgehen; ich wuͤnſche mir nie eine groͤß-
re Seeligkeit. Aber ach! was iſt der Menſch?
ein Punkt, zerfetzt und zerriſſen vom Schickſal auf
allen Seiten, und unaufhaltbar fortgetragen in
den wilden Fluhten der Dinge, wo er weder An-
fang noch Ende ſieht.
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/175>, abgerufen am 25.11.2024.
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