Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844.Die Flamme des Scheiterhaufens hat hier Bücher und Menschen verschlungen; Die Glocken wurden geläutet dabei Und Kyrie Eleison gesungen. Dummheit und Bosheit buhlten hier Gleich Hunden auf freier Gasse; Die Enkelbrut erkennt man noch heut An ihrem Glaubenshasse. -- Doch siehe! dort im Mondenschein Den kolossalen Gesellen! Er ragt verteufelt schwarz empor, Das ist der Dom von Cöllen. Er sollte des Geistes Bastille sein,
Und die listigen Römlinge dachten: In diesem Riesenkerker wird Die deutsche Vernunft verschmachten! Heine's Deutschland. 2
Die Flamme des Scheiterhaufens hat hier Bücher und Menſchen verſchlungen; Die Glocken wurden geläutet dabei Und Kyrie Eleiſon geſungen. Dummheit und Bosheit buhlten hier Gleich Hunden auf freier Gaſſe; Die Enkelbrut erkennt man noch heut An ihrem Glaubenshaſſe. — Doch ſiehe! dort im Mondenſchein Den koloſſalen Geſellen! Er ragt verteufelt ſchwarz empor, Das iſt der Dom von Cöllen. Er ſollte des Geiſtes Baſtille ſein,
Und die liſtigen Römlinge dachten: In dieſem Rieſenkerker wird Die deutſche Vernunft verſchmachten! Heine's Deutſchland. 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0037" n="17"/> <lg n="8"> <l>Die Flamme des Scheiterhaufens hat hier</l><lb/> <l>Bücher und Menſchen verſchlungen;</l><lb/> <l>Die Glocken wurden geläutet dabei</l><lb/> <l>Und Kyrie Eleiſon geſungen.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Dummheit und Bosheit buhlten hier</l><lb/> <l>Gleich Hunden auf freier Gaſſe;</l><lb/> <l>Die Enkelbrut erkennt man noch heut</l><lb/> <l>An ihrem Glaubenshaſſe. —</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Doch ſiehe! dort im Mondenſchein</l><lb/> <l>Den koloſſalen Geſellen!</l><lb/> <l>Er ragt verteufelt ſchwarz empor,</l><lb/> <l>Das iſt der Dom von Cöllen.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Er ſollte des Geiſtes Baſtille ſein,</l><lb/> <l>Und die liſtigen Römlinge dachten:</l><lb/> <l>In dieſem Rieſenkerker wird</l><lb/> <l>Die deutſche Vernunft verſchmachten!</l><lb/> </lg> <fw place="bottom" type="sig">Heine's Deutſchland. 2<lb/></fw> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0037]
Die Flamme des Scheiterhaufens hat hier
Bücher und Menſchen verſchlungen;
Die Glocken wurden geläutet dabei
Und Kyrie Eleiſon geſungen.
Dummheit und Bosheit buhlten hier
Gleich Hunden auf freier Gaſſe;
Die Enkelbrut erkennt man noch heut
An ihrem Glaubenshaſſe. —
Doch ſiehe! dort im Mondenſchein
Den koloſſalen Geſellen!
Er ragt verteufelt ſchwarz empor,
Das iſt der Dom von Cöllen.
Er ſollte des Geiſtes Baſtille ſein,
Und die liſtigen Römlinge dachten:
In dieſem Rieſenkerker wird
Die deutſche Vernunft verſchmachten!
Heine's Deutſchland. 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeBei der für das DTA zugrunde gelegten Ausgabe aus… [mehr] Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |