im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten Folgerungen desselben emporschwingen, wenn wir die Dienstbarkeit bis in ihrem letzten Schlupf¬ winkel, dem Himmel, zerstören, wenn wir den Gott, der auf Erden im Menschen wohnt, aus seiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erlöser Gottes werden, wenn wir das arme, glück¬ enterbte Volk und den verhöhnten Genius und die geschändete Schönheit wieder in ihre Würde ein¬ setzen, wie unsere großen Meister gesagt und gesungen, und wie wir es wollen, wir, die Jünger -- ja, nicht bloß Elsaß und Lothrin¬ gen, sondern ganz Frankreich wird uns alsdann zufallen, ganz Europa, die ganze Welt -- die ganze Welt wird deutsch werden! Von dieser Sendung und Universalherrschaft Deutschlands träume ich oft wenn ich unter Eichen wandle. Das ist mein Patriotismus.
Ich werde in einem nächsten Buche auf dieses Thema zurückkommen, mit letzter Ent¬ schlossenheit, mit strenger Rücksichtslosigkeit, je¬
im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten Folgerungen deſſelben emporſchwingen, wenn wir die Dienſtbarkeit bis in ihrem letzten Schlupf¬ winkel, dem Himmel, zerſtören, wenn wir den Gott, der auf Erden im Menſchen wohnt, aus ſeiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erlöſer Gottes werden, wenn wir das arme, glück¬ enterbte Volk und den verhöhnten Genius und die geſchändete Schönheit wieder in ihre Würde ein¬ ſetzen, wie unſere großen Meiſter geſagt und geſungen, und wie wir es wollen, wir, die Jünger — ja, nicht bloß Elſaß und Lothrin¬ gen, ſondern ganz Frankreich wird uns alsdann zufallen, ganz Europa, die ganze Welt — die ganze Welt wird deutſch werden! Von dieſer Sendung und Univerſalherrſchaft Deutſchlands träume ich oft wenn ich unter Eichen wandle. Das iſt mein Patriotismus.
Ich werde in einem nächſten Buche auf dieſes Thema zurückkommen, mit letzter Ent¬ ſchloſſenheit, mit ſtrenger Rückſichtsloſigkeit, je¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0018"n="X"/>
im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten<lb/>
Folgerungen deſſelben emporſchwingen, wenn<lb/>
wir die Dienſtbarkeit bis in ihrem letzten Schlupf¬<lb/>
winkel, dem Himmel, zerſtören, wenn wir den<lb/>
Gott, der auf Erden im Menſchen wohnt, aus<lb/>ſeiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erlöſer<lb/>
Gottes werden, wenn wir das arme, glück¬<lb/>
enterbte Volk und den verhöhnten Genius und die<lb/>
geſchändete Schönheit wieder in ihre Würde ein¬<lb/>ſetzen, wie unſere großen Meiſter geſagt und<lb/>
geſungen, und wie wir es wollen, wir, die<lb/>
Jünger — ja, nicht bloß Elſaß und Lothrin¬<lb/>
gen, ſondern ganz Frankreich wird uns alsdann<lb/>
zufallen, ganz Europa, die ganze Welt — die<lb/>
ganze Welt wird deutſch werden! Von dieſer<lb/>
Sendung und Univerſalherrſchaft Deutſchlands<lb/>
träume ich oft wenn ich unter Eichen wandle.<lb/>
Das iſt <hirendition="#g">mein</hi> Patriotismus.</p><lb/><p>Ich werde in einem nächſten Buche auf<lb/>
dieſes Thema zurückkommen, mit letzter Ent¬<lb/>ſchloſſenheit, mit ſtrenger Rückſichtsloſigkeit, je¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[X/0018]
im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten
Folgerungen deſſelben emporſchwingen, wenn
wir die Dienſtbarkeit bis in ihrem letzten Schlupf¬
winkel, dem Himmel, zerſtören, wenn wir den
Gott, der auf Erden im Menſchen wohnt, aus
ſeiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erlöſer
Gottes werden, wenn wir das arme, glück¬
enterbte Volk und den verhöhnten Genius und die
geſchändete Schönheit wieder in ihre Würde ein¬
ſetzen, wie unſere großen Meiſter geſagt und
geſungen, und wie wir es wollen, wir, die
Jünger — ja, nicht bloß Elſaß und Lothrin¬
gen, ſondern ganz Frankreich wird uns alsdann
zufallen, ganz Europa, die ganze Welt — die
ganze Welt wird deutſch werden! Von dieſer
Sendung und Univerſalherrſchaft Deutſchlands
träume ich oft wenn ich unter Eichen wandle.
Das iſt mein Patriotismus.
Ich werde in einem nächſten Buche auf
dieſes Thema zurückkommen, mit letzter Ent¬
ſchloſſenheit, mit ſtrenger Rückſichtsloſigkeit, je¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Bei der für das DTA zugrunde gelegten Ausgabe aus… [mehr]
Bei der für das DTA zugrunde gelegten Ausgabe aus der Staatsbibliothek zu Berlin handelt es sich um den 1844 bei Hoffmann & Campe, Hamburg, erschienenen Separatdruck. Diese Fassung des Versepos ist ein zensierter bzw. vorzensierter Separatdruck (Titelauflage) von Heines "Wintermährchen", das zuvor ungekürzt in Heines "Neuen Gedichten" (ebenfalls Hoffmann & Campe, 1844, S. 277–421) gedruckt worden war.
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen_1844/18>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.