Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844."Auch die Censur ist nicht mehr streng, Hoffmann wird älter und milder, Und streicht nicht mehr mit Jugendzorn Dir deine Reisebilder. "Du selbst bist älter und milder jetzt, Wirst dich in manches schicken, Und wirst sogar die Vergangenheit In besserem Lichte erblicken. "Ja, daß es uns früher so schrecklich ging, In Deutschland, ist Uebertreibung; Man konnte entrinnen der Knechtschaft, wie einst In Rom, durch Selbstentleibung. "Gedankenfreiheit genoß das Volk,
Sie war für die großen Massen, Beschränkung traf nur die g'ringe Zahl Derjen'gen, die drucken lassen. „Auch die Cenſur iſt nicht mehr ſtreng, Hoffmann wird älter und milder, Und ſtreicht nicht mehr mit Jugendzorn Dir deine Reiſebilder. „Du ſelbſt biſt älter und milder jetzt, Wirſt dich in manches ſchicken, Und wirſt ſogar die Vergangenheit In beſſerem Lichte erblicken. „Ja, daß es uns früher ſo ſchrecklich ging, In Deutſchland, iſt Uebertreibung; Man konnte entrinnen der Knechtſchaft, wie einſt In Rom, durch Selbſtentleibung. „Gedankenfreiheit genoß das Volk,
Sie war für die großen Maſſen, Beſchränkung traf nur die g'ringe Zahl Derjen'gen, die drucken laſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0146" n="126"/> <lg n="8"> <l>„Auch die Cenſur iſt nicht mehr ſtreng,</l><lb/> <l>Hoffmann wird älter und milder,</l><lb/> <l>Und ſtreicht nicht mehr mit Jugendzorn</l><lb/> <l>Dir deine Reiſebilder.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>„Du ſelbſt biſt älter und milder jetzt,</l><lb/> <l>Wirſt dich in manches ſchicken,</l><lb/> <l>Und wirſt ſogar die Vergangenheit</l><lb/> <l>In beſſerem Lichte erblicken.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>„Ja, daß es uns früher ſo ſchrecklich ging,</l><lb/> <l>In Deutſchland, iſt Uebertreibung;</l><lb/> <l>Man konnte entrinnen der Knechtſchaft, wie einſt</l><lb/> <l>In Rom, durch Selbſtentleibung.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>„Gedankenfreiheit genoß das Volk,</l><lb/> <l>Sie war für die großen Maſſen,</l><lb/> <l>Beſchränkung traf nur die g'ringe Zahl</l><lb/> <l>Derjen'gen, die drucken laſſen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0146]
„Auch die Cenſur iſt nicht mehr ſtreng,
Hoffmann wird älter und milder,
Und ſtreicht nicht mehr mit Jugendzorn
Dir deine Reiſebilder.
„Du ſelbſt biſt älter und milder jetzt,
Wirſt dich in manches ſchicken,
Und wirſt ſogar die Vergangenheit
In beſſerem Lichte erblicken.
„Ja, daß es uns früher ſo ſchrecklich ging,
In Deutſchland, iſt Uebertreibung;
Man konnte entrinnen der Knechtſchaft, wie einſt
In Rom, durch Selbſtentleibung.
„Gedankenfreiheit genoß das Volk,
Sie war für die großen Maſſen,
Beſchränkung traf nur die g'ringe Zahl
Derjen'gen, die drucken laſſen.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen_1844/146>, abgerufen am 16.07.2024. |