Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Und als der Morgennebel zerrann, Da sah ich am Wege ragen, Im Frührothschein, das Bild des Mann's, Der an das Kreuz geschlagen. Mit Wehmuth erfüllt mich jedesmahl Dein Anblick, mein armer Vetter, Der du die Welt erlösen gewollt, Du Narr, du Menschheitsretter! Sie haben dir übel mitgespielt, Die Herren vom hohen Rathe. Wer hieß dich auch reden so rücksichtslos Von der Kirche und vom Staate! Zu deinem Malheur war die Buchdruckerey Noch nicht in jenen Tagen Erfunden; Du hättest geschrieben ein Buch Ueber die Himmelsfragen. Und als der Morgennebel zerrann, Da sah ich am Wege ragen, Im Frührothschein, das Bild des Mann’s, Der an das Kreuz geschlagen. Mit Wehmuth erfüllt mich jedesmahl Dein Anblick, mein armer Vetter, Der du die Welt erlösen gewollt, Du Narr, du Menschheitsretter! Sie haben dir übel mitgespielt, Die Herren vom hohen Rathe. Wer hieß dich auch reden so rücksichtslos Von der Kirche und vom Staate! Zu deinem Malheur war die Buchdruckerey Noch nicht in jenen Tagen Erfunden; Du hättest geschrieben ein Buch Ueber die Himmelsfragen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0062" n="338"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Und als der Morgennebel zerrann,</l><lb/> <l>Da sah ich am Wege ragen,</l><lb/> <l>Im Frührothschein, das Bild des Mann’s,</l><lb/> <l>Der an das Kreuz geschlagen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Mit Wehmuth erfüllt mich jedesmahl</l><lb/> <l>Dein Anblick, mein armer Vetter,</l><lb/> <l>Der du die Welt erlösen gewollt,</l><lb/> <l>Du Narr, du Menschheitsretter!</l><lb/> </lg> <lg> <l>Sie haben dir übel mitgespielt,</l><lb/> <l>Die Herren vom hohen Rathe.</l><lb/> <l>Wer hieß dich auch reden so rücksichtslos</l><lb/> <l>Von der Kirche und vom Staate!</l><lb/> </lg> <lg> <l>Zu deinem Malheur war die Buchdruckerey</l><lb/> <l>Noch nicht in jenen Tagen</l><lb/> <l>Erfunden; Du hättest geschrieben ein Buch</l><lb/> <l>Ueber die Himmelsfragen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [338/0062]
Und als der Morgennebel zerrann,
Da sah ich am Wege ragen,
Im Frührothschein, das Bild des Mann’s,
Der an das Kreuz geschlagen.
Mit Wehmuth erfüllt mich jedesmahl
Dein Anblick, mein armer Vetter,
Der du die Welt erlösen gewollt,
Du Narr, du Menschheitsretter!
Sie haben dir übel mitgespielt,
Die Herren vom hohen Rathe.
Wer hieß dich auch reden so rücksichtslos
Von der Kirche und vom Staate!
Zu deinem Malheur war die Buchdruckerey
Noch nicht in jenen Tagen
Erfunden; Du hättest geschrieben ein Buch
Ueber die Himmelsfragen.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/62>, abgerufen am 22.07.2024. |