Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Der lieben Westphalen womit ich so oft In Göttingen getrunken, Bis wir gerührt einander an's Herz Und unter die Tische gesunken! Ich habe sie immer so lieb gehabt, Die lieben, guten Westphalen, Ein Volk so fest, so sicher, so treu, Ganz ohne Gleißen und Prahlen. Wie standen sie prächtig auf der Mensur, Mit ihren Löwenherzen! Es fielen so grade, so ehrlich gemeint, Die Quarten und die Terzen. Sie fechten gut, sie trinken gut, Und wenn sie die Hand dir reichen, Zum Freundschaftsbündniß, dann weinen sie; Sind sentimentale Eichen. Der lieben Westphalen womit ich so oft In Göttingen getrunken, Bis wir gerührt einander an’s Herz Und unter die Tische gesunken! Ich habe sie immer so lieb gehabt, Die lieben, guten Westphalen, Ein Volk so fest, so sicher, so treu, Ganz ohne Gleißen und Prahlen. Wie standen sie prächtig auf der Mensur, Mit ihren Löwenherzen! Es fielen so grade, so ehrlich gemeint, Die Quarten und die Terzen. Sie fechten gut, sie trinken gut, Und wenn sie die Hand dir reichen, Zum Freundschaftsbündniß, dann weinen sie; Sind sentimentale Eichen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0050" n="326"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Der lieben Westphalen womit ich so oft</l><lb/> <l>In Göttingen getrunken,</l><lb/> <l>Bis wir gerührt einander an’s Herz</l><lb/> <l>Und unter die Tische gesunken!</l><lb/> </lg> <lg> <l>Ich habe sie immer so lieb gehabt,</l><lb/> <l>Die lieben, guten Westphalen,</l><lb/> <l>Ein Volk so fest, so sicher, so treu,</l><lb/> <l>Ganz ohne Gleißen und Prahlen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Wie standen sie prächtig auf der Mensur,</l><lb/> <l>Mit ihren Löwenherzen!</l><lb/> <l>Es fielen so grade, so ehrlich gemeint,</l><lb/> <l>Die Quarten und die Terzen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Sie fechten gut, sie trinken gut,</l><lb/> <l>Und wenn sie die Hand dir reichen,</l><lb/> <l>Zum Freundschaftsbündniß, dann weinen sie;</l><lb/> <l>Sind sentimentale Eichen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [326/0050]
Der lieben Westphalen womit ich so oft
In Göttingen getrunken,
Bis wir gerührt einander an’s Herz
Und unter die Tische gesunken!
Ich habe sie immer so lieb gehabt,
Die lieben, guten Westphalen,
Ein Volk so fest, so sicher, so treu,
Ganz ohne Gleißen und Prahlen.
Wie standen sie prächtig auf der Mensur,
Mit ihren Löwenherzen!
Es fielen so grade, so ehrlich gemeint,
Die Quarten und die Terzen.
Sie fechten gut, sie trinken gut,
Und wenn sie die Hand dir reichen,
Zum Freundschaftsbündniß, dann weinen sie;
Sind sentimentale Eichen.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/50>, abgerufen am 22.07.2024. |