Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Doch jener erwiederte trockenen Tons, Sogar ein bischen phlegmatisch: "Ich bitte dich, exorzire mich nicht, Und werde nur nicht emphatisch! "Ich bin kein Gespenst der Vergangenheit, Kein grabentstiegener Strohwisch, Und von Rhetorik bin ich kein Freund, Bin auch nicht sehr philosophisch. "Ich bin von praktischer Natur, Und immer schweigsam und ruhig. Doch wisse: was du ersonnen im Geist', Das führ' ich aus, das thu' ich. "Und gehn auch Jahre drüber hin, Ich raste nicht, bis ich verwandl[e] In Wirklichkeit was du gedacht; Du denkst, und ich, ich handle. Doch jener erwiederte trockenen Tons, Sogar ein bischen phlegmatisch: „Ich bitte dich, exorzire mich nicht, Und werde nur nicht emphatisch! „Ich bin kein Gespenst der Vergangenheit, Kein grabentstiegener Strohwisch, Und von Rhetorik bin ich kein Freund, Bin auch nicht sehr philosophisch. „Ich bin von praktischer Natur, Und immer schweigsam und ruhig. Doch wisse: was du ersonnen im Geist’, Das führ’ ich aus, das thu’ ich. „Und gehn auch Jahre drüber hin, Ich raste nicht, bis ich verwandl[e] In Wirklichkeit was du gedacht; Du denkst, und ich, ich handle. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0031" n="307"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Doch jener erwiederte trockenen Tons,</l><lb/> <l>Sogar ein bischen phlegmatisch:</l><lb/> <l>„Ich bitte dich, exorzire mich nicht,</l><lb/> <l>Und werde nur nicht emphatisch!</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Ich bin kein Gespenst der Vergangenheit,</l><lb/> <l>Kein grabentstiegener Strohwisch,</l><lb/> <l>Und von Rhetorik bin ich kein Freund,</l><lb/> <l>Bin auch nicht sehr philosophisch.</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Ich bin von praktischer Natur,</l><lb/> <l>Und immer schweigsam und ruhig.</l><lb/> <l>Doch wisse: was du ersonnen im Geist’,</l><lb/> <l>Das führ’ ich aus, das thu’ ich.</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Und gehn auch Jahre drüber hin,</l><lb/> <l>Ich raste nicht, bis ich verwandl<supplied>e</supplied></l><lb/> <l>In Wirklichkeit was du gedacht;</l><lb/> <l>Du denkst, und ich, ich handle.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [307/0031]
Doch jener erwiederte trockenen Tons,
Sogar ein bischen phlegmatisch:
„Ich bitte dich, exorzire mich nicht,
Und werde nur nicht emphatisch!
„Ich bin kein Gespenst der Vergangenheit,
Kein grabentstiegener Strohwisch,
Und von Rhetorik bin ich kein Freund,
Bin auch nicht sehr philosophisch.
„Ich bin von praktischer Natur,
Und immer schweigsam und ruhig.
Doch wisse: was du ersonnen im Geist’,
Das führ’ ich aus, das thu’ ich.
„Und gehn auch Jahre drüber hin,
Ich raste nicht, bis ich verwandle
In Wirklichkeit was du gedacht;
Du denkst, und ich, ich handle.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/31>, abgerufen am 22.07.2024. |