Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.In die Nase steigt ein Prickeln so süß, Man kann sich vor Wonne nicht lassen! Es trieb mich hinaus in die dämmernde Nacht, In die wiederhallenden Gassen. Die steinernen Häuser schauten mich an, Als wollten sie mir berichten Legenden aus altverschollener Zeit, Der heilgen Stadt Cöllen Geschichten. Ja, hier hat einst die Clerisey Ihr frommes Wesen getrieben, Hier haben die Dunkelmänner geherrscht, Die Ulrich von Hutten beschrieben. Der Cancan des Mittelalters ward hier Getanzt von Nonnen und Mönchen; Hier schrieb Hochstraaten, der Menzel von Cölln, Die giftgen Denunziaziönchen. In die Nase steigt ein Prickeln so süß, Man kann sich vor Wonne nicht lassen! Es trieb mich hinaus in die dämmernde Nacht, In die wiederhallenden Gassen. Die steinernen Häuser schauten mich an, Als wollten sie mir berichten Legenden aus altverschollener Zeit, Der heilgen Stadt Cöllen Geschichten. Ja, hier hat einst die Clerisey Ihr frommes Wesen getrieben, Hier haben die Dunkelmänner geherrscht, Die Ulrich von Hutten beschrieben. Der Cancan des Mittelalters ward hier Getanzt von Nonnen und Mönchen; Hier schrieb Hochstraaten, der Menzel von Cölln, Die giftgen Denunziaziönchen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0017" n="293"/> <lg type="poem"> <lg> <l>In die Nase steigt ein Prickeln so süß,</l><lb/> <l>Man kann sich vor Wonne nicht lassen!</l><lb/> <l>Es trieb mich hinaus in die dämmernde Nacht,</l><lb/> <l>In die wiederhallenden Gassen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Die steinernen Häuser schauten mich an,</l><lb/> <l>Als wollten sie mir berichten</l><lb/> <l>Legenden aus altverschollener Zeit,</l><lb/> <l>Der heilgen Stadt Cöllen Geschichten.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Ja, hier hat einst die Clerisey</l><lb/> <l>Ihr frommes Wesen getrieben,</l><lb/> <l>Hier haben die Dunkelmänner geherrscht,</l><lb/> <l>Die Ulrich von Hutten beschrieben.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Der Cancan des Mittelalters ward hier</l><lb/> <l>Getanzt von Nonnen und Mönchen;</l><lb/> <l>Hier schrieb Hochstraaten, der Menzel von Cölln,</l><lb/> <l>Die giftgen Denunziaziönchen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [293/0017]
In die Nase steigt ein Prickeln so süß,
Man kann sich vor Wonne nicht lassen!
Es trieb mich hinaus in die dämmernde Nacht,
In die wiederhallenden Gassen.
Die steinernen Häuser schauten mich an,
Als wollten sie mir berichten
Legenden aus altverschollener Zeit,
Der heilgen Stadt Cöllen Geschichten.
Ja, hier hat einst die Clerisey
Ihr frommes Wesen getrieben,
Hier haben die Dunkelmänner geherrscht,
Die Ulrich von Hutten beschrieben.
Der Cancan des Mittelalters ward hier
Getanzt von Nonnen und Mönchen;
Hier schrieb Hochstraaten, der Menzel von Cölln,
Die giftgen Denunziaziönchen.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/17>, abgerufen am 22.07.2024. |