Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Ja, ganz verschwand die Fuchtel nie, Sie tragen sie jetzt im Innern; Das trauliche Du wird immer noch An das alte Er erinnern. Der lange Schnurbart ist eigentlich nur Des Zopfthums neuere Phase: Der Zopf, der ehmals hinten hing, Der hängt jetzt unter der Nase. Nicht übel gefiel mir das neue Costum Der Reuter, das muß ich loben, Besonders die Pikkelhaube, den Helm, Mit der stählernen Spitze nach oben. Das ist so ritterthümlich und mahnt An der Vorzeit holde Romantik, An die Burgfrau Johanna von Montfaucon, An den Freyherrn Fouque, Uhland, Tieck. Ja, ganz verschwand die Fuchtel nie, Sie tragen sie jetzt im Innern; Das trauliche Du wird immer noch An das alte Er erinnern. Der lange Schnurbart ist eigentlich nur Des Zopfthums neuere Phase: Der Zopf, der ehmals hinten hing, Der hängt jetzt unter der Nase. Nicht übel gefiel mir das neue Costum Der Reuter, das muß ich loben, Besonders die Pikkelhaube, den Helm, Mit der stählernen Spitze nach oben. Das ist so ritterthümlich und mahnt An der Vorzeit holde Romantik, An die Burgfrau Johanna von Montfaucon, An den Freyherrn Fouquè, Uhland, Tieck. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0013" n="289"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Ja, ganz verschwand die Fuchtel nie,</l><lb/> <l>Sie tragen sie jetzt im Innern;</l><lb/> <l>Das trauliche Du wird immer noch</l><lb/> <l>An das alte Er erinnern.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Der lange Schnurbart ist eigentlich nur</l><lb/> <l>Des Zopfthums neuere Phase:</l><lb/> <l>Der Zopf, der ehmals hinten hing,</l><lb/> <l>Der hängt jetzt unter der Nase.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Nicht übel gefiel mir das neue Costum</l><lb/> <l>Der Reuter, das muß ich loben,</l><lb/> <l>Besonders die Pikkelhaube, den Helm,</l><lb/> <l>Mit der stählernen Spitze nach oben.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Das ist so ritterthümlich und mahnt</l><lb/> <l>An der Vorzeit holde Romantik,</l><lb/> <l>An die Burgfrau Johanna von Montfaucon,</l><lb/> <l>An den Freyherrn Fouquè, Uhland, Tieck.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [289/0013]
Ja, ganz verschwand die Fuchtel nie,
Sie tragen sie jetzt im Innern;
Das trauliche Du wird immer noch
An das alte Er erinnern.
Der lange Schnurbart ist eigentlich nur
Des Zopfthums neuere Phase:
Der Zopf, der ehmals hinten hing,
Der hängt jetzt unter der Nase.
Nicht übel gefiel mir das neue Costum
Der Reuter, das muß ich loben,
Besonders die Pikkelhaube, den Helm,
Mit der stählernen Spitze nach oben.
Das ist so ritterthümlich und mahnt
An der Vorzeit holde Romantik,
An die Burgfrau Johanna von Montfaucon,
An den Freyherrn Fouquè, Uhland, Tieck.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/13 |
Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/13>, abgerufen am 22.07.2024. |