Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Ich sehnte mich nach dem blauen Rauch, Der aufsteigt aus deutschen Schornsteinen, Nach niedersächsischen Nachtigall'n, Nach stillen Buchenhainen. Ich sehnte mich nach den Plätzen sogar, Nach jenen Leidensstazionen, Wo ich geschleppt das Jugendkreuz Und meine Dornenkronen. Ich wollte weinen wo ich einst Geweint die bittersten Thränen - Ich glaube Vaterlandsliebe nennt Man dieses thörigte Sehnen. Ich spreche nicht gern davon; es ist Nur eine Krankheit im Grunde. Verschämten Gemüthes, verberge ich stets Dem Publiko meine Wunde. Ich sehnte mich nach dem blauen Rauch, Der aufsteigt aus deutschen Schornsteinen, Nach niedersächsischen Nachtigall’n, Nach stillen Buchenhainen. Ich sehnte mich nach den Plätzen sogar, Nach jenen Leidensstazionen, Wo ich geschleppt das Jugendkreuz Und meine Dornenkronen. Ich wollte weinen wo ich einst Geweint die bittersten Thränen – Ich glaube Vaterlandsliebe nennt Man dieses thörigte Sehnen. Ich spreche nicht gern davon; es ist Nur eine Krankheit im Grunde. Verschämten Gemüthes, verberge ich stets Dem Publiko meine Wunde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0124" n="400"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Ich sehnte mich nach dem blauen Rauch,</l><lb/> <l>Der aufsteigt aus deutschen Schornsteinen,</l><lb/> <l>Nach niedersächsischen Nachtigall’n,</l><lb/> <l>Nach stillen Buchenhainen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Ich sehnte mich nach den Plätzen sogar,</l><lb/> <l>Nach jenen Leidensstazionen,</l><lb/> <l>Wo ich geschleppt das Jugendkreuz</l><lb/> <l>Und meine Dornenkronen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Ich wollte weinen wo ich einst</l><lb/> <l>Geweint die bittersten Thränen –</l><lb/> <l>Ich glaube Vaterlandsliebe nennt</l><lb/> <l>Man dieses thörigte Sehnen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Ich spreche nicht gern davon; es ist</l><lb/> <l>Nur eine Krankheit im Grunde.</l><lb/> <l>Verschämten Gemüthes, verberge ich stets</l><lb/> <l>Dem Publiko meine Wunde.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [400/0124]
Ich sehnte mich nach dem blauen Rauch,
Der aufsteigt aus deutschen Schornsteinen,
Nach niedersächsischen Nachtigall’n,
Nach stillen Buchenhainen.
Ich sehnte mich nach den Plätzen sogar,
Nach jenen Leidensstazionen,
Wo ich geschleppt das Jugendkreuz
Und meine Dornenkronen.
Ich wollte weinen wo ich einst
Geweint die bittersten Thränen –
Ich glaube Vaterlandsliebe nennt
Man dieses thörigte Sehnen.
Ich spreche nicht gern davon; es ist
Nur eine Krankheit im Grunde.
Verschämten Gemüthes, verberge ich stets
Dem Publiko meine Wunde.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/124 |
Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/124>, abgerufen am 16.02.2025. |