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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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der Knabe, den er das Ave Maria lehrt, oder
dessen Muhme ihm beichtet, muß bey Prozessionen
wohl gratis dieses Amt übernehmen, und es wird
darum gewiß nicht mit geringerer Liebe verrichtet.
Die folgenden Mönche hatten nicht viel größere
Buben, einige vornehmere Orden hatten schon er¬
wachsene Rangen, und die hochmüthigen Priester
hatten wirkliche Bürgersleute zu Kerzenträgern.
Aber endlich gar der Herr Erzbischof -- denn
das war wohl der Mann, der in vornehmer De¬
muth unter dem Thronhimmel ging und sich die
Gewandzipfel von greisen Pagen nachtragen ließ --
dieser hatte an jeder Seite einen Lakeyen, die
beide in blauen Livreen mit gelben Tressen prang¬
ten, und zeremoniös, als servirten sie bey Hof,
die weißen Wachskerzen trugen.

Auf jeden Fall schien mir solche Kerzenträgerey
eine gute Einrichtung, denn ich konnte dadurch
um so heller die Gesichter besehen, die zum Ka¬
tholizismus gehören. Und ich habe sie jetzt gesehen,

der Knabe, den er das Ave Maria lehrt, oder
deſſen Muhme ihm beichtet, muß bey Prozeſſionen
wohl gratis dieſes Amt uͤbernehmen, und es wird
darum gewiß nicht mit geringerer Liebe verrichtet.
Die folgenden Moͤnche hatten nicht viel groͤßere
Buben, einige vornehmere Orden hatten ſchon er¬
wachſene Rangen, und die hochmuͤthigen Prieſter
hatten wirkliche Buͤrgersleute zu Kerzentraͤgern.
Aber endlich gar der Herr Erzbiſchof — denn
das war wohl der Mann, der in vornehmer De¬
muth unter dem Thronhimmel ging und ſich die
Gewandzipfel von greiſen Pagen nachtragen ließ —
dieſer hatte an jeder Seite einen Lakeyen, die
beide in blauen Livreen mit gelben Treſſen prang¬
ten, und zeremonioͤs, als ſervirten ſie bey Hof,
die weißen Wachskerzen trugen.

Auf jeden Fall ſchien mir ſolche Kerzentraͤgerey
eine gute Einrichtung, denn ich konnte dadurch
um ſo heller die Geſichter beſehen, die zum Ka¬
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[37/0051] der Knabe, den er das Ave Maria lehrt, oder deſſen Muhme ihm beichtet, muß bey Prozeſſionen wohl gratis dieſes Amt uͤbernehmen, und es wird darum gewiß nicht mit geringerer Liebe verrichtet. Die folgenden Moͤnche hatten nicht viel groͤßere Buben, einige vornehmere Orden hatten ſchon er¬ wachſene Rangen, und die hochmuͤthigen Prieſter hatten wirkliche Buͤrgersleute zu Kerzentraͤgern. Aber endlich gar der Herr Erzbiſchof — denn das war wohl der Mann, der in vornehmer De¬ muth unter dem Thronhimmel ging und ſich die Gewandzipfel von greiſen Pagen nachtragen ließ — dieſer hatte an jeder Seite einen Lakeyen, die beide in blauen Livreen mit gelben Treſſen prang¬ ten, und zeremonioͤs, als ſervirten ſie bey Hof, die weißen Wachskerzen trugen. Auf jeden Fall ſchien mir ſolche Kerzentraͤgerey eine gute Einrichtung, denn ich konnte dadurch um ſo heller die Geſichter beſehen, die zum Ka¬ tholizismus gehoͤren. Und ich habe ſie jetzt geſehen,

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/51>, abgerufen am 24.11.2024.