knisternden Oefchen, bei einer behaglichen Tasse Thee, wohlgenährt und warm sitze, und gegen die katholischen Pfaffen schreibe -- gegen den Mann will ich nicht schreiben." --
Um gegen die katholischen Pfaffen zu schrei¬ ben, muß man auch ihre Gesichter kennen. Die Originalgesichter sieht man aber nur in Italien. Die deutschen katholischen Priester und Mönche sind bloß schlechte Nachahmungen, oft sogar Paro¬ dien der italienischen; eine Vergleichung derselben würde eben so ausfallen, als wenn man römische oder florentinische Heiligenbilder vergleichen wollte mit jenen heuschrecklichen, frommen Fratzen, die etwa dem spießbürgerlichen Pinsel eines nürrenber¬ ger Stadtmalers, oder gar der lieben Einfalt eines Gemüthsbeflissenen aus der langhaarig kristlich neudeutschen Schule, ihr trauriges Daseyn ver¬ danken.
Die Pfaffen in Italien haben sich schon längst mit der öffentlichen Meinung abgefunden, das Volk
kniſternden Oefchen, bei einer behaglichen Taſſe Thee, wohlgenaͤhrt und warm ſitze, und gegen die katholiſchen Pfaffen ſchreibe — gegen den Mann will ich nicht ſchreiben.“ —
Um gegen die katholiſchen Pfaffen zu ſchrei¬ ben, muß man auch ihre Geſichter kennen. Die Originalgeſichter ſieht man aber nur in Italien. Die deutſchen katholiſchen Prieſter und Moͤnche ſind bloß ſchlechte Nachahmungen, oft ſogar Paro¬ dien der italieniſchen; eine Vergleichung derſelben wuͤrde eben ſo ausfallen, als wenn man roͤmiſche oder florentiniſche Heiligenbilder vergleichen wollte mit jenen heuſchrecklichen, frommen Fratzen, die etwa dem ſpießbuͤrgerlichen Pinſel eines nuͤrrenber¬ ger Stadtmalers, oder gar der lieben Einfalt eines Gemuͤthsbefliſſenen aus der langhaarig kriſtlich neudeutſchen Schule, ihr trauriges Daſeyn ver¬ danken.
Die Pfaffen in Italien haben ſich ſchon laͤngſt mit der oͤffentlichen Meinung abgefunden, das Volk
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kniſternden Oefchen, bei einer behaglichen Taſſe
Thee, wohlgenaͤhrt und warm ſitze, und gegen
die katholiſchen Pfaffen ſchreibe — gegen den
Mann will ich nicht ſchreiben.“ —
Um gegen die katholiſchen Pfaffen zu ſchrei¬
ben, muß man auch ihre Geſichter kennen. Die
Originalgeſichter ſieht man aber nur in Italien.
Die deutſchen katholiſchen Prieſter und Moͤnche
ſind bloß ſchlechte Nachahmungen, oft ſogar Paro¬
dien der italieniſchen; eine Vergleichung derſelben
wuͤrde eben ſo ausfallen, als wenn man roͤmiſche
oder florentiniſche Heiligenbilder vergleichen wollte
mit jenen heuſchrecklichen, frommen Fratzen, die
etwa dem ſpießbuͤrgerlichen Pinſel eines nuͤrrenber¬
ger Stadtmalers, oder gar der lieben Einfalt eines
Gemuͤthsbefliſſenen aus der langhaarig kriſtlich
neudeutſchen Schule, ihr trauriges Daſeyn ver¬
danken.
Die Pfaffen in Italien haben ſich ſchon laͤngſt
mit der oͤffentlichen Meinung abgefunden, das Volk
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/36>, abgerufen am 21.12.2024.
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