Prinzip, sondern aus der faktischen Nothwendig¬ keit, sind alle modernen Verbesserungen hervorge¬ gangen, und sie tragen alle den Fluch der Halb¬ heit, die immer neue Drangsal und neuen Todes¬ kampf und dessen Gefahren nöthig macht. Die religiöse Reformazion ist in England nur halb vollbracht, und zwischen den kahlen vier Gefäng¬ nißwänden der bischöflich anglikanischen Kirche, befindet man sich noch viel schlechter, als in dem weiten, hübsch bemalten und weichgepolsterten Gei¬ steskerker des Katholizismus. Mit der politischen Reformazion ist es nicht viel besser gegangen, die Volksvertretung ist so mangelhaft als möglich: wenn die Stände sich auch nicht mehr durch den Rock trennen, so trennen sie sich doch noch immer durch verschiedenen Gerichtsstand, Patronage, Hof¬ fähigkeit, Prärogative, Gewohnheitsvorrechte, und sonstige Fatalien; und wenn Eigenthum und Per¬ son des Volks nicht mehr von aristokratischer Will¬ kühr, sondern vom Gesetze abhängen, so sind doch
Prinzip, ſondern aus der faktiſchen Nothwendig¬ keit, ſind alle modernen Verbeſſerungen hervorge¬ gangen, und ſie tragen alle den Fluch der Halb¬ heit, die immer neue Drangſal und neuen Todes¬ kampf und deſſen Gefahren noͤthig macht. Die religioͤſe Reformazion iſt in England nur halb vollbracht, und zwiſchen den kahlen vier Gefaͤng¬ nißwaͤnden der biſchoͤflich anglikaniſchen Kirche, befindet man ſich noch viel ſchlechter, als in dem weiten, huͤbſch bemalten und weichgepolſterten Gei¬ ſteskerker des Katholizismus. Mit der politiſchen Reformazion iſt es nicht viel beſſer gegangen, die Volksvertretung iſt ſo mangelhaft als moͤglich: wenn die Staͤnde ſich auch nicht mehr durch den Rock trennen, ſo trennen ſie ſich doch noch immer durch verſchiedenen Gerichtsſtand, Patronage, Hof¬ faͤhigkeit, Praͤrogative, Gewohnheitsvorrechte, und ſonſtige Fatalien; und wenn Eigenthum und Per¬ ſon des Volks nicht mehr von ariſtokratiſcher Will¬ kuͤhr, ſondern vom Geſetze abhaͤngen, ſo ſind doch
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Prinzip, ſondern aus der faktiſchen Nothwendig¬
keit, ſind alle modernen Verbeſſerungen hervorge¬
gangen, und ſie tragen alle den Fluch der Halb¬
heit, die immer neue Drangſal und neuen Todes¬
kampf und deſſen Gefahren noͤthig macht. Die
religioͤſe Reformazion iſt in England nur halb
vollbracht, und zwiſchen den kahlen vier Gefaͤng¬
nißwaͤnden der biſchoͤflich anglikaniſchen Kirche,
befindet man ſich noch viel ſchlechter, als in dem
weiten, huͤbſch bemalten und weichgepolſterten Gei¬
ſteskerker des Katholizismus. Mit der politiſchen
Reformazion iſt es nicht viel beſſer gegangen, die
Volksvertretung iſt ſo mangelhaft als moͤglich:
wenn die Staͤnde ſich auch nicht mehr durch den
Rock trennen, ſo trennen ſie ſich doch noch immer
durch verſchiedenen Gerichtsſtand, Patronage, Hof¬
faͤhigkeit, Praͤrogative, Gewohnheitsvorrechte, und
ſonſtige Fatalien; und wenn Eigenthum und Per¬
ſon des Volks nicht mehr von ariſtokratiſcher Will¬
kuͤhr, ſondern vom Geſetze abhaͤngen, ſo ſind doch
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/318>, abgerufen am 24.11.2024.
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