Weise, der Name Pontius Pilatus eben so un¬ vergeßlich geblieben, wie der Name Christi. Wel¬ lington und Napoleon! Es ist ein wunderbares Phenomen, daß der menschliche Geist, sich beyde zu gleicher Zeit denken kann. Es giebt keine grö¬ ßern Contraste als diese beyden, schon in ihrer äußeren Erscheinung. Wellington, das dumme Gespenst, mit einer aschgrauen Seele in einem steifleinenen Körper, ein hölzernes Lächeln in dem frierenden Gesichte -- daneben denke man sich das Bild Napoleons, jeder Zoll ein Gott!
Nie schwindet dieses Bild aus meinem Ge¬ dächtnisse. Ich sehe ihn immer noch hoch zu Roß, mit den ewigen Augen in dem marmornen Imperatorgesichte, schicksalruhig hinabblickend auf die vorbeydefilirende Guarden -- er schickte sie damals nach Rußland, und die alten Grenadiere schauten zu ihm hinauf, so schauerlich ergeben, so mitwissend ernst, so todesstolz --
Te, Caesar, morituri salutant!
Weiſe, der Name Pontius Pilatus eben ſo un¬ vergeßlich geblieben, wie der Name Chriſti. Wel¬ lington und Napoleon! Es iſt ein wunderbares Phenomen, daß der menſchliche Geiſt, ſich beyde zu gleicher Zeit denken kann. Es giebt keine groͤ¬ ßern Contraſte als dieſe beyden, ſchon in ihrer aͤußeren Erſcheinung. Wellington, das dumme Geſpenſt, mit einer aſchgrauen Seele in einem ſteifleinenen Koͤrper, ein hoͤlzernes Laͤcheln in dem frierenden Geſichte — daneben denke man ſich das Bild Napoleons, jeder Zoll ein Gott!
Nie ſchwindet dieſes Bild aus meinem Ge¬ daͤchtniſſe. Ich ſehe ihn immer noch hoch zu Roß, mit den ewigen Augen in dem marmornen Imperatorgeſichte, ſchickſalruhig hinabblickend auf die vorbeydefilirende Guarden — er ſchickte ſie damals nach Rußland, und die alten Grenadiere ſchauten zu ihm hinauf, ſo ſchauerlich ergeben, ſo mitwiſſend ernſt, ſo todesſtolz —
Te, Caesar, morituri salutant!
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Weiſe, der Name Pontius Pilatus eben ſo un¬
vergeßlich geblieben, wie der Name Chriſti. Wel¬
lington und Napoleon! Es iſt ein wunderbares
Phenomen, daß der menſchliche Geiſt, ſich beyde
zu gleicher Zeit denken kann. Es giebt keine groͤ¬
ßern Contraſte als dieſe beyden, ſchon in ihrer
aͤußeren Erſcheinung. Wellington, das dumme
Geſpenſt, mit einer aſchgrauen Seele in einem
ſteifleinenen Koͤrper, ein hoͤlzernes Laͤcheln in dem
frierenden Geſichte — daneben denke man ſich
das Bild Napoleons, jeder Zoll ein Gott!
Nie ſchwindet dieſes Bild aus meinem Ge¬
daͤchtniſſe. Ich ſehe ihn immer noch hoch zu
Roß, mit den ewigen Augen in dem marmornen
Imperatorgeſichte, ſchickſalruhig hinabblickend auf
die vorbeydefilirende Guarden — er ſchickte ſie
damals nach Rußland, und die alten Grenadiere
ſchauten zu ihm hinauf, ſo ſchauerlich ergeben,
ſo mitwiſſend ernſt, ſo todesſtolz —
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/306>, abgerufen am 24.11.2024.
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