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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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Weise, der Name Pontius Pilatus eben so un¬
vergeßlich geblieben, wie der Name Christi. Wel¬
lington und Napoleon! Es ist ein wunderbares
Phenomen, daß der menschliche Geist, sich beyde
zu gleicher Zeit denken kann. Es giebt keine grö¬
ßern Contraste als diese beyden, schon in ihrer
äußeren Erscheinung. Wellington, das dumme
Gespenst, mit einer aschgrauen Seele in einem
steifleinenen Körper, ein hölzernes Lächeln in dem
frierenden Gesichte -- daneben denke man sich
das Bild Napoleons, jeder Zoll ein Gott!

Nie schwindet dieses Bild aus meinem Ge¬
dächtnisse. Ich sehe ihn immer noch hoch zu
Roß, mit den ewigen Augen in dem marmornen
Imperatorgesichte, schicksalruhig hinabblickend auf
die vorbeydefilirende Guarden -- er schickte sie
damals nach Rußland, und die alten Grenadiere
schauten zu ihm hinauf, so schauerlich ergeben,
so mitwissend ernst, so todesstolz --

Te, Caesar, morituri salutant!

Weiſe, der Name Pontius Pilatus eben ſo un¬
vergeßlich geblieben, wie der Name Chriſti. Wel¬
lington und Napoleon! Es iſt ein wunderbares
Phenomen, daß der menſchliche Geiſt, ſich beyde
zu gleicher Zeit denken kann. Es giebt keine groͤ¬
ßern Contraſte als dieſe beyden, ſchon in ihrer
aͤußeren Erſcheinung. Wellington, das dumme
Geſpenſt, mit einer aſchgrauen Seele in einem
ſteifleinenen Koͤrper, ein hoͤlzernes Laͤcheln in dem
frierenden Geſichte — daneben denke man ſich
das Bild Napoleons, jeder Zoll ein Gott!

Nie ſchwindet dieſes Bild aus meinem Ge¬
daͤchtniſſe. Ich ſehe ihn immer noch hoch zu
Roß, mit den ewigen Augen in dem marmornen
Imperatorgeſichte, ſchickſalruhig hinabblickend auf
die vorbeydefilirende Guarden — er ſchickte ſie
damals nach Rußland, und die alten Grenadiere
ſchauten zu ihm hinauf, ſo ſchauerlich ergeben,
ſo mitwiſſend ernſt, ſo todesſtolz —

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[292/0306] Weiſe, der Name Pontius Pilatus eben ſo un¬ vergeßlich geblieben, wie der Name Chriſti. Wel¬ lington und Napoleon! Es iſt ein wunderbares Phenomen, daß der menſchliche Geiſt, ſich beyde zu gleicher Zeit denken kann. Es giebt keine groͤ¬ ßern Contraſte als dieſe beyden, ſchon in ihrer aͤußeren Erſcheinung. Wellington, das dumme Geſpenſt, mit einer aſchgrauen Seele in einem ſteifleinenen Koͤrper, ein hoͤlzernes Laͤcheln in dem frierenden Geſichte — daneben denke man ſich das Bild Napoleons, jeder Zoll ein Gott! Nie ſchwindet dieſes Bild aus meinem Ge¬ daͤchtniſſe. Ich ſehe ihn immer noch hoch zu Roß, mit den ewigen Augen in dem marmornen Imperatorgeſichte, ſchickſalruhig hinabblickend auf die vorbeydefilirende Guarden — er ſchickte ſie damals nach Rußland, und die alten Grenadiere ſchauten zu ihm hinauf, ſo ſchauerlich ergeben, ſo mitwiſſend ernſt, ſo todesſtolz — Te, Caesar, morituri salutant!

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/306>, abgerufen am 24.11.2024.