Nordkray in der Grafschaft Kent -- Gott ver¬ damm ihn."
Ich fühlte schon wie die Hand des Mannes zitterte, und aus Furcht, daß er in der Leiden¬ schaft sich plötzlich einbilden könnte, ich sey der Duke of Wellington, suchte ich seine Heftigkeit herabzustimmen, und ihn unter der Hand zu be¬ sänftigen. Ich nahm seinen Nazionalstolz in An¬ spruch, ich stellte ihm vor, daß Wellington den Ruhm der Engländer befördert, daß er immer nur eine unschuldige Maschine in dritten Händen gewesen sey, daß er gern Beefsteaks esse, und daß er endlich -- Gott weiß! was ich noch mehr von Wellington rühmte, als mir das Messer an der Kehle stand.
Was mich am meisten ärgert, ist der Gedanke, daß Arthur Wellington eben so unsterblich wird wie Napoleon Bonaparte. Ist doch, in ähnlicher
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Nordkray in der Grafſchaft Kent — Gott ver¬ damm ihn.“
Ich fuͤhlte ſchon wie die Hand des Mannes zitterte, und aus Furcht, daß er in der Leiden¬ ſchaft ſich ploͤtzlich einbilden koͤnnte, ich ſey der Duke of Wellington, ſuchte ich ſeine Heftigkeit herabzuſtimmen, und ihn unter der Hand zu be¬ ſaͤnftigen. Ich nahm ſeinen Nazionalſtolz in An¬ ſpruch, ich ſtellte ihm vor, daß Wellington den Ruhm der Englaͤnder befoͤrdert, daß er immer nur eine unſchuldige Maſchine in dritten Haͤnden geweſen ſey, daß er gern Beefſteaks eſſe, und daß er endlich — Gott weiß! was ich noch mehr von Wellington ruͤhmte, als mir das Meſſer an der Kehle ſtand.
Was mich am meiſten aͤrgert, iſt der Gedanke, daß Arthur Wellington eben ſo unſterblich wird wie Napoleon Bonaparte. Iſt doch, in aͤhnlicher
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Nordkray in der Grafſchaft Kent — Gott ver¬
damm ihn.“
Ich fuͤhlte ſchon wie die Hand des Mannes
zitterte, und aus Furcht, daß er in der Leiden¬
ſchaft ſich ploͤtzlich einbilden koͤnnte, ich ſey der
Duke of Wellington, ſuchte ich ſeine Heftigkeit
herabzuſtimmen, und ihn unter der Hand zu be¬
ſaͤnftigen. Ich nahm ſeinen Nazionalſtolz in An¬
ſpruch, ich ſtellte ihm vor, daß Wellington den
Ruhm der Englaͤnder befoͤrdert, daß er immer
nur eine unſchuldige Maſchine in dritten Haͤnden
geweſen ſey, daß er gern Beefſteaks eſſe, und daß
er endlich — Gott weiß! was ich noch mehr von
Wellington ruͤhmte, als mir das Meſſer an der
Kehle ſtand.
Was mich am meiſten aͤrgert, iſt der Gedanke,
daß Arthur Wellington eben ſo unſterblich wird
wie Napoleon Bonaparte. Iſt doch, in aͤhnlicher
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/305>, abgerufen am 24.11.2024.
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