und nach Weiberart grollt sie vielleicht heimlich dem Manne, der ihren ehemaligen Liebling stürzte, obgleich dessen Sturz ihr eigner Wille war. Jetzt, bey der Emanzipazion der Katholiken, läßt sie ihn wieder siegen, und zwar in einem Kampfe, worin Georg Canning zu Grunde ging. Man würde ihn vielleicht geliebt haben, wenn der elende Lon¬ donderry sein Vorgänger im Ministerium gewesen wäre; jetzt aber war er der Nachfolger des edlen Canning, des vielbeweinten, angebeteten, großen Canning -- und er siegt wo Canning zu Grunde ging. Ohne solches Unglück des Glücks würde Wellington vielleicht für einen großen Mann pas¬ siren, man würde ihn nicht hassen, nicht genau messen, wenigstens nicht mit dem heroischen Maa߬ stabe, womit man einen Napoleon und einen Can¬ ning mißt, und man würde nicht entdeckt haben, wie klein er ist als Mensch.
Er ist ein kleiner Mensch, und noch weniger als klein. Die Franzosen haben von Polignac
und nach Weiberart grollt ſie vielleicht heimlich dem Manne, der ihren ehemaligen Liebling ſtuͤrzte, obgleich deſſen Sturz ihr eigner Wille war. Jetzt, bey der Emanzipazion der Katholiken, laͤßt ſie ihn wieder ſiegen, und zwar in einem Kampfe, worin Georg Canning zu Grunde ging. Man wuͤrde ihn vielleicht geliebt haben, wenn der elende Lon¬ donderry ſein Vorgaͤnger im Miniſterium geweſen waͤre; jetzt aber war er der Nachfolger des edlen Canning, des vielbeweinten, angebeteten, großen Canning — und er ſiegt wo Canning zu Grunde ging. Ohne ſolches Ungluͤck des Gluͤcks wuͤrde Wellington vielleicht fuͤr einen großen Mann paſ¬ ſiren, man wuͤrde ihn nicht haſſen, nicht genau meſſen, wenigſtens nicht mit dem heroiſchen Maa߬ ſtabe, womit man einen Napoleon und einen Can¬ ning mißt, und man wuͤrde nicht entdeckt haben, wie klein er iſt als Menſch.
Er iſt ein kleiner Menſch, und noch weniger als klein. Die Franzoſen haben von Polignac
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0301"n="287"/>
und nach Weiberart grollt ſie vielleicht heimlich<lb/>
dem Manne, der ihren ehemaligen Liebling ſtuͤrzte,<lb/>
obgleich deſſen Sturz ihr eigner Wille war. Jetzt,<lb/>
bey der Emanzipazion der Katholiken, laͤßt ſie ihn<lb/>
wieder ſiegen, und zwar in einem Kampfe, worin<lb/>
Georg Canning zu Grunde ging. Man wuͤrde<lb/>
ihn vielleicht geliebt haben, wenn der elende Lon¬<lb/>
donderry ſein Vorgaͤnger im Miniſterium geweſen<lb/>
waͤre; jetzt aber war er der Nachfolger des edlen<lb/>
Canning, des vielbeweinten, angebeteten, großen<lb/>
Canning — und er ſiegt wo Canning zu Grunde<lb/>
ging. Ohne ſolches Ungluͤck des Gluͤcks wuͤrde<lb/>
Wellington vielleicht fuͤr einen großen Mann paſ¬<lb/>ſiren, man wuͤrde ihn nicht haſſen, nicht genau<lb/>
meſſen, wenigſtens nicht mit dem heroiſchen Maa߬<lb/>ſtabe, womit man einen Napoleon und einen Can¬<lb/>
ning mißt, und man wuͤrde nicht entdeckt haben,<lb/>
wie klein er iſt als Menſch.</p><lb/><p>Er iſt ein kleiner Menſch, und noch weniger<lb/>
als klein. Die Franzoſen haben von Polignac<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[287/0301]
und nach Weiberart grollt ſie vielleicht heimlich
dem Manne, der ihren ehemaligen Liebling ſtuͤrzte,
obgleich deſſen Sturz ihr eigner Wille war. Jetzt,
bey der Emanzipazion der Katholiken, laͤßt ſie ihn
wieder ſiegen, und zwar in einem Kampfe, worin
Georg Canning zu Grunde ging. Man wuͤrde
ihn vielleicht geliebt haben, wenn der elende Lon¬
donderry ſein Vorgaͤnger im Miniſterium geweſen
waͤre; jetzt aber war er der Nachfolger des edlen
Canning, des vielbeweinten, angebeteten, großen
Canning — und er ſiegt wo Canning zu Grunde
ging. Ohne ſolches Ungluͤck des Gluͤcks wuͤrde
Wellington vielleicht fuͤr einen großen Mann paſ¬
ſiren, man wuͤrde ihn nicht haſſen, nicht genau
meſſen, wenigſtens nicht mit dem heroiſchen Maa߬
ſtabe, womit man einen Napoleon und einen Can¬
ning mißt, und man wuͤrde nicht entdeckt haben,
wie klein er iſt als Menſch.
Er iſt ein kleiner Menſch, und noch weniger
als klein. Die Franzoſen haben von Polignac
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/301>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.