Phisionomien; wenn ihrer zwölf beysammen sind bilden sie ein Dutzend, und wenn einer sie dann angreift rufen sie die Polizey.
Auffallend war mir, im Lukkesischen, wie im größten Theile Toskanas, tragen die Frauenzimmer große schwarze Filzhüte mit herabwallend schwarzen Straußfedern; sogar die Strohflechterinnen tragen dergleichen schwere Hauptbedeckung. Die Männer hingegen tragen meistens einen leichten Strohhut, und junge Burschen erhalten solchen zum Geschenk von einem Mädchen, das ihn selbst verfertigt, ihre Liebesgedanken und vielleicht auch manchen Seufzer hineingeflochten. So saß einst Fran¬ scheska unter den Mädchen und Blumen des Ar¬ nothals, und flocht einen Hut, für ihren caro Cecco, und küßte jeden Strohhalm, den sie dazu nahm, und trillerte ihr hübsches Occhie, Stelle mortale; -- das lockigte Haupt, das den hüb¬ schen Hut nachher so hübsch trug, hat jetzt eine Tonsur, und der Hut selbst hängt, alt und ab¬
Phiſionomien; wenn ihrer zwoͤlf beyſammen ſind bilden ſie ein Dutzend, und wenn einer ſie dann angreift rufen ſie die Polizey.
Auffallend war mir, im Lukkeſiſchen, wie im groͤßten Theile Toskanas, tragen die Frauenzimmer große ſchwarze Filzhuͤte mit herabwallend ſchwarzen Straußfedern; ſogar die Strohflechterinnen tragen dergleichen ſchwere Hauptbedeckung. Die Maͤnner hingegen tragen meiſtens einen leichten Strohhut, und junge Burſchen erhalten ſolchen zum Geſchenk von einem Maͤdchen, das ihn ſelbſt verfertigt, ihre Liebesgedanken und vielleicht auch manchen Seufzer hineingeflochten. So ſaß einſt Fran¬ ſcheska unter den Maͤdchen und Blumen des Ar¬ nothals, und flocht einen Hut, fuͤr ihren caro Cecco, und kuͤßte jeden Strohhalm, den ſie dazu nahm, und trillerte ihr huͤbſches Occhie, Stelle mortale; — das lockigte Haupt, das den huͤb¬ ſchen Hut nachher ſo huͤbſch trug, hat jetzt eine Tonſur, und der Hut ſelbſt haͤngt, alt und ab¬
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Phiſionomien; wenn ihrer zwoͤlf beyſammen ſind
bilden ſie ein Dutzend, und wenn einer ſie dann
angreift rufen ſie die Polizey.
Auffallend war mir, im Lukkeſiſchen, wie im
groͤßten Theile Toskanas, tragen die Frauenzimmer
große ſchwarze Filzhuͤte mit herabwallend ſchwarzen
Straußfedern; ſogar die Strohflechterinnen tragen
dergleichen ſchwere Hauptbedeckung. Die Maͤnner
hingegen tragen meiſtens einen leichten Strohhut,
und junge Burſchen erhalten ſolchen zum Geſchenk
von einem Maͤdchen, das ihn ſelbſt verfertigt,
ihre Liebesgedanken und vielleicht auch manchen
Seufzer hineingeflochten. So ſaß einſt Fran¬
ſcheska unter den Maͤdchen und Blumen des Ar¬
nothals, und flocht einen Hut, fuͤr ihren caro
Cecco, und kuͤßte jeden Strohhalm, den ſie dazu
nahm, und trillerte ihr huͤbſches Occhie, Stelle
mortale; — das lockigte Haupt, das den huͤb¬
ſchen Hut nachher ſo huͤbſch trug, hat jetzt eine
Tonſur, und der Hut ſelbſt haͤngt, alt und ab¬
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/30>, abgerufen am 11.12.2024.
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