heit, nur dasjenige annehmen was seinen Lokalbe¬ dürfnissen und seinem Nationalcharakter gemäß ist."
"Die Engländer sind ein häusliches Volk, sie leben ein begrenztes, umfriedetes Familienleben; im Kreise seiner Angehörigen sucht der Engländer jenes Seelenbehagen, das ihm schon durch seine angebo¬ rene gesellschaftliche Unbeholfenheit außer dem Hause versagt ist. Der Engländer ist daher mit jener Freyheit zufrieden, die seine persönlichsten Rechte verbürgt und seinen Leib, sein Eigenthum, seine Ehe, seinen Glauben und sogar seine Grillen un¬ bedingt schützt. In seinem Hause ist niemand freier als ein Engländer, um mich eines berühmten Aus¬ drucks zu bedienen, er ist König und Bischof in seinen vier Pfählen, und nicht unrichtig ist sein gewöhnlicher Wahlspruch: my house is my castle."
"Ist nun bey den Engländern das meiste Be¬ dürfniß nach persönlicher Freyheit, so möchte wohl der Franzose im Nothfall diese entbehren können, wenn man ihm nur jenen Theil der allgemeinen
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heit, nur dasjenige annehmen was ſeinen Lokalbe¬ duͤrfniſſen und ſeinem Nationalcharakter gemaͤß iſt.“
„Die Englaͤnder ſind ein haͤusliches Volk, ſie leben ein begrenztes, umfriedetes Familienleben; im Kreiſe ſeiner Angehoͤrigen ſucht der Englaͤnder jenes Seelenbehagen, das ihm ſchon durch ſeine angebo¬ rene geſellſchaftliche Unbeholfenheit außer dem Hauſe verſagt iſt. Der Englaͤnder iſt daher mit jener Freyheit zufrieden, die ſeine perſoͤnlichſten Rechte verbuͤrgt und ſeinen Leib, ſein Eigenthum, ſeine Ehe, ſeinen Glauben und ſogar ſeine Grillen un¬ bedingt ſchuͤtzt. In ſeinem Hauſe iſt niemand freier als ein Englaͤnder, um mich eines beruͤhmten Aus¬ drucks zu bedienen, er iſt Koͤnig und Biſchof in ſeinen vier Pfaͤhlen, und nicht unrichtig iſt ſein gewoͤhnlicher Wahlſpruch: my house is my castle.“
„Iſt nun bey den Englaͤndern das meiſte Be¬ duͤrfniß nach perſoͤnlicher Freyheit, ſo moͤchte wohl der Franzoſe im Nothfall dieſe entbehren koͤnnen, wenn man ihm nur jenen Theil der allgemeinen
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heit, nur dasjenige annehmen was ſeinen Lokalbe¬
duͤrfniſſen und ſeinem Nationalcharakter gemaͤß iſt.“
„Die Englaͤnder ſind ein haͤusliches Volk, ſie
leben ein begrenztes, umfriedetes Familienleben; im
Kreiſe ſeiner Angehoͤrigen ſucht der Englaͤnder jenes
Seelenbehagen, das ihm ſchon durch ſeine angebo¬
rene geſellſchaftliche Unbeholfenheit außer dem Hauſe
verſagt iſt. Der Englaͤnder iſt daher mit jener
Freyheit zufrieden, die ſeine perſoͤnlichſten Rechte
verbuͤrgt und ſeinen Leib, ſein Eigenthum, ſeine
Ehe, ſeinen Glauben und ſogar ſeine Grillen un¬
bedingt ſchuͤtzt. In ſeinem Hauſe iſt niemand freier
als ein Englaͤnder, um mich eines beruͤhmten Aus¬
drucks zu bedienen, er iſt Koͤnig und Biſchof in
ſeinen vier Pfaͤhlen, und nicht unrichtig iſt ſein
gewoͤhnlicher Wahlſpruch: my house is my castle.“
„Iſt nun bey den Englaͤndern das meiſte Be¬
duͤrfniß nach perſoͤnlicher Freyheit, ſo moͤchte wohl
der Franzoſe im Nothfall dieſe entbehren koͤnnen,
wenn man ihm nur jenen Theil der allgemeinen
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/159>, abgerufen am 22.11.2024.
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